Linthal 2015 – Baubeginn im Tierfehd und ein Bauernbetrieb weniger

Während des ganzen letzten Montags wälzten sich Lastwagen und Tieflader durch die engen Passagen im Linthaler Oberdorf Richtung Tierfehd. Kaum betriebsbereit fingen die Arbeiten mit den grossen Baumaschinen an. Nachdenklich stand Bauer „Tierfehd-Adi“ Zweifel neben seinem Grosselternhaus und schaute den ersten Baggerschlägen in sein Wiesland zu.



die nach dem Bau der neuen Anlage rückgebaut wird.
die nach dem Bau der neuen Anlage rückgebaut wird.

Letzte Tage eines Bauernlebens

Sein ganzes Leben verbrachte Adam Zweifel in seinem durch den Bau des zweiten Ausgleichsbecken dem Abbruch geweihten Stall. Vorerst zusammen mit seinem Vater und nach dessen Tod alleine. Ganze 35 Jahre bewirtschaftete „Tierfehd-Adi“ unter Mithilfe seiner Frau Rosemarie das eigene Land, das er nun der NOK verkaufen konnte, damit das Projekt „Tiger“ mit der neuen und grösseren Schaltanlage am Fusse der Felswand und das Ausgleichsbecken 2 verwirklicht werden kann.

Schon seine Eltern hatten Mitte der fünziger Jahre Land an die NOK im Tausch mit Wiesland abgetreten und auf eben diesem Stück wird jetzt die neue Schaltanlage gebaut. Kontinuierlich und mit gleichmässigen Schaufelbewegungen arbeitete sich den ganzen Montag über der Baggerführer von der Strasse her durch das Wiesland bis hinauf zum Standort der neuen Schaltanlage, wodurch der Start mit den Bauarbeiten im Tierfehd erfolgte.

Mitten im Motorenlärm wartete Adam Zweifel auf den Viehhändler aus Benken, denn heute war sein letzter Tag im Zusammensein mit seinen Kühen, die alle bei ihm geboren wurden und nun bei verschiedenen Bauern eine neue Heimat finden werden. Eine wehmütige Stimmung lag über dem Haus und dem Stall, die auch mich, die Schreibende, erfasste. Dass die Kühe sich problemlos in den Viehtransporter führen liessen, dies ist ein Verdienst von Adi, der eine lebenslange enge und liebevolle Beziehung zu seinen Tieren hatte. Nun wird er noch letzte Arbeiten im und um den Stall verrichten und sich langsam zusammen mit seiner Frau auf ein Rentnerleben vorbereiten, das mit seinen 62 Jahren auch ohne den Bau von Linthal 2015 nicht mehr allzu ferne gewesen wäre.

So führt das Ende eines weiteren Bauernbetriebs in unserem Kanton nicht wie bisher zur weiteren Bewirtschaftung in Pacht durch einen jüngeren Bauern, sondern es entsteht Neues, in die Zukunft gerichtete Sicherung der Stromversorgung durch erneuerbare Energie.