Es begrüsste Fred Jaumann namens baeschlin littéraire, bevor Dana Grigorcea zu lesen begann. Sie,1979 in Bukarest geboren, studierte an der dortigen Universität zwischen 1998 und 2002 Germanistik und Nederlandistik. Später wechselte sie nach Gent. Sie studierte Theater- und Filmregie an der Ersamus-Hochschule Brüssel. Sie arbeitete unter anderem an der HTW Chur und von 2011 bis 2013 an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) als Dozentin für Film. Ab 2003 begann sie ausschliesslich auf Deutsch zu schreiben. Von ihr erschienen verschiedene Romane. Der neueste Roman «Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen» stiess auf verdient hohe Beachtung.
Der Bildhauer Constantin Avis reist 1926 nach New York. Ein Galerist will ihn aufnehmen, betreuen und fördern und ihn ganz gross herausbringen. Avis ist von diesen Aussichten wie beflügelt. Der Erfolg winkt, aufblühende Liebe kommt dazu. Es ist, als schwebe er in und mit diesen Erwartungen. Wie weit kommt er wirklich? Ein Jahrhundert später befasst sich Dora. Buchautorin, Mutter eines Kindes, mit diesen Fragen. An der ligurischen Küste verfasst sie einen Roman über Constantin Avis. An diesem Ort sucht sie – mit ihrem Sohn und dem begleitenden Kindermädchen – jene Ruhe, die ihr im gewohnten Alltag so stark fehlt. Je intensiver sie sich mit dieser, ganz anderen Welt befasst, desto stärker fühlt sie sich in jenes Geschehen einbezogen, das sie ausformulieren will. Zwei Geschichten vermischen sich. Dora erkennt, dass sie viele Fragen nur mit ihrem eigenen Leben beantworten kann.
Das Begleiten durch die gefühlvollen, weiten, zuweilen tragischen, dann wieder riesig innigen Momente weckt bei den Lesenden Anteilnahme, Betroffenheit, Freude, Interesse am weiteren Erfahren. Dana Grigorcea schildert bildstark, innig, mit subtiler Wärme und Entschiedenheit, klar und enorm einfühlend.
Perikles Monioudis, 1966 in Glarus geboren, studierte in Zürich Soziologie und Politische Wissenschaften. Zwölf Jahre verbrachte er in Berlin. Heute lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern wieder in Zürich. Er merkte bei seiner Begrüssung an, dass sie selten gemeinsam auftreten. Für den Familienzusammenhalt sei Derartiges nicht eben förderlich. Mit dem Glarnerland wissen sich beide freundschaftlich, kenntnisreich verbunden Das literarische Schaffen wurde mit mehreren, bedeutsamen Preisen ausgezeichnet.
Sein neuester Roman «Der tiefblaue Traum» führt in Hochtechnisches, ist auch der grossen Liebe mit all ihren Facetten gewidmet. Es sei ein «Liebesroman» und ein «Unternehmerroman» so Luana Sarbacher, Schweizer Buchjahr.
Aufgezogen wird in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre von einem jungen Mann und einer ebenso jungen Frau, namens Aimée ein Computerhandel, der sich schnell und gut entwickelt starke Beachtung findet und über eine sehr interessierte Kundschaft verfügt. Aimée ist die Tochter eines bekannten Kunstmalers. Das Geschehen, von Monioudis zuweilen fordernd, dann wieder einprägsam gegliedert, spielt in Zürich, Berlin, Boston und China. Die beiden verkaufen ihre Ladenkette, um sich ganz der Kunst hinzugeben. Sie sammeln und betreuen die Sammlung des Kunstmalers. Technik, Zwischenmenschliches, Genuss, Wichtigkeit der Maschinen. Verständnis von Kunst – es ergeben sich für technische Laien zuweilen verwirrliche Wirkungen.
Momioudis widmet sich den Fragen um die Folgen der um sich greifenden, dominierenden technischen Entwicklung, um deren drohende Allmacht. Dana Grigorcea fügt an, dass sich die heranwachsende Generation wie in einem Science-Fiction-Roman wähne, voller Farben, Töne, Melodien, dass sich diese Generation mit der Vermischung von Realität und technischer Entwicklung intensiv zu befassen hat. Im ganzen Geschehen, das Monioudis intensiv, detailliert, zuweilen recht wirblig, dann wieder einfühlend und packend schildert, spielen der Kunstmaler und sein Schaffen eine packende Rolle. Man wird in eine Welt entführt, die packend, weit ist.
Die Lesungen waren von kulinarischem Verwöhnen aus der Küche des Gasthofs Richisau und dem entsprechenden Begleiten durch Esther Stieger und Mathis W. Kundert und dem Personal begleitet. Alle wurden aufmerksam bedient, vermochten das lange Verweilen zu geniessen.
Einen grossen Dank samt farbigen, ansprechenden Geschenken übernahm Gaby Ferndriger namens baeschlin littéraire. Die Heimfahrt zu später Stunde und durch gar starke Regenschauer war ein «Finale», das gar nicht zu den reichhaltigen, inhaltsstarken Stunden im Richisau passen wollte.