Live dabei bei einer Rehkitzrettung mit Happy End

Jedes Jahr sterben in der Schweiz rund 3000 Rehkitze durch Mähmaschinen. Um diesem fürchterlichen, jährlich wiederholenden Gemetzel entgegenzuwirken, gibt es nebst den Hauptmethoden «Fiepen» oder «Verblenden» Rettung aus der Luft in Form von Drohnen. Diese Hightech-Produkte sind ein Segen nicht nur für die Rehe, sondern auch für die Landwirtschaft und Jägerschaft. Bei einer solchen Rehkitzrettung Ende Mai im Glarnerland durfte der Berichterstatter live mit dabei sein. Alles endete mit einem Happy End.



Live dabei bei einer Rehkitzrettung mit Happy End

Über die Ausbildung der Drohnen-Piloten im Kanton Glarus wurde in den Printmedien eingehend berichtet. Kürzlich hatte ich am letzten Tag im Monat Mai die einmalige Gelegenheit, eine Rehkitzrettung mit einer Drohne im «Uschenriet» im glarnerischen Ennenda live mitzuerleben. Um es vorwegzunehmen: Es war für mich ein wunderschönes und nachhaltig in Erinnerung bleibendes Erlebnis, welches mich die Nähe zur Natur und deren wunderbare Schöpfung spüren liess. Möglich gemacht hatten das der Glarner Rettungsspezialist und Drohnenpilot Ruedi Rhyner aus Elm und sein Pilotenkollege vom Glarner Jagdverein Hans Waldvogel aus Ennenda. Deshalb ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle den beiden Drohnenpiloten und Rehkitzrettern.

Bauer wünschte sich einen Drohneneinsatz

Am Vorabend des Rettungseinsatzes erhielt ich ein Telefon von Rettungsspezialist und Drohnenpilot Ruedi Rhyner, der die Einsätze von Drohnen im Kanton Glarus jeweils koordiniert. Gemäss seinen Aussagen hatte sich bei der Alarmstelle ein Bauer aus Ennenda gemeldet, mit der Mitteilung, dass er auf seinem rund 6 Hektaren grossen Wiesenfeld oberhalb des Restaurants «Uschenriet» Rehkitze vermute, die sich im hohen Gras versteckt hielten. Gerne würde er gleichentags ab 10.00 Uhr morgens die gesamte Fläche niedermähen und er wolle unter allen Umständen vermeiden, dass die Rehkitze von der Mähmaschine getötet würden. Dem Wunsche des Bauern, man möge doch bitte einmal das ganze Gelände mit einer Drohne mit Wärmebildkamera überfliegen, wurde unverzüglich Folge geleistet. Einsatzleiter Rhyner erliess am gleichen Abend ein Aufgebot für eine Rehkitzrettung an den Ennendaner Jäger und Drohnenpilot Hans Waldvogel. Übrigens war es Waldvogel, der die Idee hatte, im Kanton Glarus nebst den üblichen Rettungsarten «Fiepen» und «Verblenden» auch den Einsatz von Drohnen in Erwägung zu ziehen. Treffpunkt für das Einsatzteam war morgens um 05.30 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Restaurant.

Teamwork ist angesagt

Bei Eintreffen orientierte Waldvogel die beiden Helfer und mich über das weitere Vorgehen. Als Erstes wurde die Drohne startklar gemacht. Das Fluggerät ist ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera. Die Wärmebilder werden beim systematischen Überfliegen der Wiesen dem Einsatzteam live übertragen. Die Kitze erscheinen aufgrund ihrer Körpertemperatur als helle Flecken in der dunklen Wiese. Als Teampartner für die Rettung brauch es zusätzliche Helfer, die mit einer Uhr ausgerüstet werden, auf welcher die Wärmequellen gut sichtbar sind und punktgenau zum Rehkitz führen. Das Auffinden von Rehkitzen funktioniert am besten in den frühen Morgenstunden, weil dann die Wärmebildkamera das Rehkitz besser erkennen kann. Perfektes Teamwork ist bei der Rettung von Rehkitzen oberstes Gebot für ein Gelingen eines solchen Einsatzes. Sowohl Drohnenpilot Hans Waldvogel als auch die Helfer Jack und Jimmy Trümpi verrichten in diesem Fall ihren Job ohne Hektik und sehr effizient.

Emotionale Momente für die Rehkitzretter

Das Allerschönste an dieser Rehkitzrettung aber war, live mitzuerleben, wie die Rehgeiss ihre zwei Kitze aus ihrem Versteck im hohen Gras zurück in den naheliegenden Wald führte. Unsere Anwesenheit in etwa 150 Meter Distanz und das für Menschenohre kaum hörbare Geräusch der Drohne hatte die Rehgeiss glücklicherweise dazu bewogen, ihren Nachwuchs im nahen Wald in Sicherheit zu bringen. Ein tolles Erlebnis, wie es eben nur die Natur bietet und welches sogar bestandene Jäger emotional berührte. «Ich könnte heulen vor lauter Freude», äusserte sich Drohnenpilot Waldvogel vom Vorgang sichtlich berührt. Beeindruckt hat mich auch hat das hervorragende und effiziente Zusammenspiel zwischen Drohnenpilot Waldvogel und seinen Helfern Jack und Jimmy Trümpi, beide ebenfalls sehr erfahrene Nimrode, für welchen die Hege und Pflege des Wildes absolute Priorität hat.

Gemeinsame Wege führen zum Ziel

Vertreter der Institutionen Glarner Jagdverein, Kantonales Amt für Jagd und Fischerei, Kantonaler Glarner Tierschutzverein, Pro Natura, Kantonale Hegekommission sowie ein Vertreter der Landwirtschaft bildeten im Jahr 2019 eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel, sich für die Rettung der Rehkitze intensiviert auseinanderzusetzen. Der Glarner Tierschutzvereins übernahm gleich anfangs die Kosten für die Anschaffung von zwei Drohnen im Betrag von rund 20 000 Franken und ermöglichte mit dieser grosszügigen Geste dem Glarner Jagdverein einen optimalen Start ins Abenteuer «Rehkitzsuche mit Drohnen».

Einsätze sind gratis!

Die Kommission für den Einsatz von Rehkitzrettungen macht explizit darauf aufmerksam, dass sowohl der Einsatz von Drohnen als auch der Einsatz von Helfern generell gratis ist. Es entstehen auch keine Kosten für Personen, welche entsprechende Tierbeobachtungen gemacht haben und diese der Alarmstelle gemeldet hatten. Diese Regelung bezieht sich sowohl auf die Besitzer und Pächter einer Liegenschaft als auch auf Privatpersonen! Weitere Informationen erhalten Interessierte beim Projektverantwortlichen Stefan Imhof vom Glarner Jagdverein, Telefon 078 727 62 32.