Lob des Fehlers


Wer an seine Zukunft (im Sinne der Perspektive) nicht mehr zu glauben vermag, ist verloren. Mit der Zukunft -(hier im Sinne der tatsächlichen Begebenheiten, die sich manifestieren, und nicht der Vorstellungen) verliert man den geistigen Halt, denn diese zeigt sich selten so, wie man sich es vorgestellt hat. Als Folge davon lässt man sich fallen. Dies geschieht meistens in einer Art Krise. Nichts wirkt dann mehr, nichts schreckt noch ab - keine Bitten, keine Drohungen, keine Schläge - alles vergeblich.

Was kann zur Krise aber auch zur Bewältigung führen?

Die negative Selbsterfüllung als solches, ist wohl ein Haupttäter vieler Krisen. Ich stelle mir vor, ich sei nichts wert, worauf ich auch dem entsprechend behandelt werde.

Das genaue Gegenteil, also die positive Selbsterfüllung, ist Gegenstand vieler Heilmethoden. Eine der bekanntesten ist wohl das Placebo. Ein Placebo ist eine inerte Substanz, von welcher der Kranke annimmt, es sei eine besonders wirksame Medizin zur Bekämpfung seiner Krankheit. Erstaunlicherweise verbessern sich die Zustände vieler Kranker, durch die Kraft eines nicht vorhandenen Mittels. Macht das Sinn? Ist das Unsinn? Versagt hier unsere Realität?

Doch, was ist jetzt Realität? Was macht die Realität aus?

Will man konstruktivistischen Theorien Glauben schenken, offenbart sich die "wirkliche Welt" ausschliesslich dort, wo unsere Konstruktionen scheitern. Da wir beim Scheitern aber nur die gescheiterte Stelle erkennen, werden wir nie ein Bild der ganzen Realität haben.

Vergleichen lässt sich das Ganze mit einem Minenfeld, welches man durchqueren muss. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man steht auf eine Mine und wird durch die Wucht der Explosion in Stücke gerissen, oder man übersteht die Überquerung lebendig.

Im ersten Fall, sobald man merkt, dass der Zündmechanismus ausgelöst wurde, begreift man, dass die gewählte Bewältigungsstrategie sich nicht mit der Realität deckte und man somit ein falsches Bild ihrer vor Augen hatte.

Im zweiten Fall, übersteht man das Minenfeld zwar, weiss aber nicht, ob der eingeschlagene Weg der direkteste war, oder ob es noch einen anderen, womöglich kürzeren und direktere Weg, gegeben hätte. Hier wird einem die Realität gar nicht gezeigt. Man weiss lediglich, dass das Bild ihrer, welches man im Kopf hatte, scheinbar im Toleranzbereich gelegen hat.

In einer Welt, die immer mehr auf Leistung zielt, und Fehler machen verpönt ist, erscheint es mir als wichtig, aufzuzeigen, dass Fehler zu machen durchaus Sinn macht und notwendig ist. Denn sind es nicht gerade die Fehler selbst, die uns voran bringen? Sind es nicht die Fehler, die uns immer wieder von Neuem dazu bringen uns stets zu verbessern?