«Long Time Love» – Der ganz besondere Film im Wortreich Glarus

Die Kulturbuchhandlung an der Abläschstrasse in Glarus lädt mit willkommener Regelmässigkeit zu Begegnungen ein, die auf grosses Interesse stossen. Mit einer wahren Fülle an Filmen wurde die Kultursaison eröffnet. «Long Time Love» war eine der sehenswerten Begegnungen.



Die Filmregisseurin Mitra Devi (rechts) und die Kamerafrau Bea Huwiler. (Bilder: p.meier) Mitra Devi
Die Filmregisseurin Mitra Devi (rechts) und die Kamerafrau Bea Huwiler. (Bilder: p.meier) Mitra Devi

Es handelt sich um einen in diesem Jahr entstandenen Dokumentarfilm, den die Regisseurin Mitra Devi geschaffen hat. Sie und ihre Kamerafrau Bea Huwiler und zwei Glarner Protagonistinnen waren anwesend. Es galt nach Filmschluss einige Fragen zu beantworten. Im Film werden fünf Frauenpaare porträtiert. Sie äussern sich zu verschiedenen vorgegebenen Fragen, die von einem Diskussionsteilnehmer als recht trivial charakterisiert wurden. Die Regisseurin merkte an, dass mit diesen weit gefassten Erfragen und behutsamen, sehr ehrlichen und offenen Beantworten das Konzept stimme.

Geantwortet wird mit einer berührenden Offenheit, mit viel Ruhe und Bedachtsamkeit. Es ist wohl die Fülle der Antworten, die diesen Film so sehenswert macht, einen einbindet und Freude weckt, dass diese Frauen so offen, spontan antworten, Konflikten nicht ausweichen und die Betrachter spüren lassen, wie erlebnisreich und voller Intensität eine derartige Beziehung sein kann, zu einer berührenden Ganzheit führt. Es erstaunt nicht, dass dieser Film vom Publikum des Pink Apple Filmfestivals in Frauenfeld zum Lieblingsfilm erkoren wurde.

Die Regisseurin ist in Zürich lebend enorm vielseitig tätig, als freie Autorin, bildende Künstlerin, Journalistin und Filmemacherin. Die Kamerafrau Bea Huwiler ist Partnerin der Regisseurin. Es wurde gefragt, wie die Kontakte mit den verschiedenen Frauenpaaren zustande kamen. Wie bereit sie zum Mittun waren, wie der Aufwand ausgesehen habe.

Mitra Devi zeigte auf, dass die effektiven Dreharbeiten einen einzigen Abend beansprucht hätten, dass aber das Schneiden und die Einsichtnahme durch die Mitwirkenden weit mehr Zeit beansprucht habe.

Die zehn im Film jeweils eingeblendeten Fragen betrafen beispielsweise die Dauer des Zusammenseins, die Form des gegenseitigen Kennenlernens, ob es «Liebe auf den ersten Blick» gewesen sei, was die Paare zusammenhalte, was zu einer Trennung führen könnte, was die Stärken in der Paarbeziehung seien, wie es mit Sex stehe, ob es Schwachpunkte in der Beziehung gebe, was man an der Partnerin liebe. Auf kurze Fragen gab es lange, ehrliche und bewegende Antworten. Die Regisseurin hat diese Prozesse mit ebenso viel Einfühlungsvermögen begleitet, wie es beim sorgsam abwägenden Beantworten der Fall war. Man spürte, wie intensiv in jeder Beziehung gearbeitet wird, wie erfüllend das Zusammenleben ist, mit welch gegenseitiger Wertschätzung zusammengelebt und agiert wird. Ein älteres, holländisches Paar zeigt auf, dass Trennung und Tod ein Teil des Lebens seien, wie bedeutsam es immer sei, dass man sich Strukturen gebe, dass Alleinsein verwundbar mache, dass gegenseitiger Zusammenhalt und die Zuneigung nicht um jeden Preis nach aussen getragen und zur Schau gestellt werden müsse.

Weitere Fragen an die im Film Agierenden betraf die Erfahrungen, ob man wieder mitmachen würde, wie es denn so sei, wenn man sich auf der Leinwand sehe.

Die Akzeptanz gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren sei in der Gesellschaft deutlich gestiegen. Spannend wäre unter Umständen, wenn ein solcher Film mit Männern gedreht würde. Gäbe das ein anderes Bild, andere Statements?

Im Wortreich wird es mit kulturell Spannendem bald weitergehen. Gewiss wird man frühzeitig informiert.