Lorenz Stöckli – Bandleader, Dirigent, Pädagoge

Unlängst stand irgendwo geschrieben: «Zum Glügg han ich dr Lorenz» – dies mit Bezug auf die schon lange grassierende Corona-Ungewissheit, das Alleinsein eines Musikschülers, damit das gemeinsame Erarbeiten, das damit verbundene Fehlen an Auftritten, das gegenseitige, direkte Gespräch, ausbleibende Intentionen. Und mittendrin ist dann eben Lorenz Stöckli, der mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und hohem persönlichen Können anleitet.



Lorenz Stöckli – Bandleader, Dirigent, Pädagoge

Er wuchs im Glarnerland, genauer in Mollis, auf. Mit Hauptfach Waldhorn studierte er klassische Musik, war dann – wie er sich in Beantwortung einer Frage ausdrückt «freischaffender Orchester-Hornist in Deutschland und der Schweiz», wusste sich Musikpädagogischem in immer stärkerer Weise hingezogen, amtete als Leiter von Blasmusikformationen, bis er – in Heutigem verhaftet – mit Unterrichten, als Dirigent und Bandleader eine gefragte Persönlichkeit wurde. Musik ist Beruf, Berufung, Leidenschaft und Passion. Das ist für jene ansteckend, die mit ihm zu tun haben, die mitmusizieren, sich von ihm unterrichten und inspirieren lassen oder sich sonst in irgendeiner Form zum grossen «Lorenz Stöckli-Fanclub» zählen, sein riesig kompetentes Anleiten schätzen.

Seine Ausbildung begann er an der Musikhochschule Winterthur, der heutigen Zürcher Hochschule der Künste mit einem zwei Jahre dauernden Grundstudium und einem Jahr Orchester. Intensiv setzte er sich mit seinem Instrument, dem Waldhorn, auseinander. An der Hochschule für Musik in Trossingen schloss er den Studienlehrgang «Künstlerische Ausbildung mit Verleihung des Akademischen Grads Diplom Musiker ab. Anderthalb Jahre Studium mit Schwerpunkt «Alte Musik», Hauptfach Naturhorn beziehungsweise Historische Hörner, folgten an der Hochschule für Musik in Köln. An der Hochschule für Künste in Bern erlangte er im Rahmen von Weiterbildungsmodulen das Diplom als Musikschuleiters VMS.

Lorenz Stöckli hat sich schon früh und aus ganz persönlichen Gründen für das Waldhorn und dessen Bedeutung im Sinfonieorchester entschieden Sein Ziel war die Festanstellung als Hornist in einem Berufsorchester Er merkte, damals knapp 25 Jahre alt, zusehends, dass die Chancen für eine feste Verpflichtung schwanden und dass er nicht das erreichen würde, was ihm vorschwebte. Die berufliche Realität war anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Er setzte sich mit verschiedensten Instrumenten und dem damit verbundenen Ausgestalten intensiv und mit klaren Zielsetzungen auseinander. Was eignete sich? Was kam überhaupt zielführend infrage? Was konnte mit dem erworbenen Wissen und dem weiteren Auseinandersetzen erreicht werden? Er forderte von sich viel, was ihm den Umgang mit verschiedensten Blasinstrumenten (Trompete, Posaune, Euphonium, Tuba, Waldhorn und Saxophon) erleichterte und für das kompetente Unterrichten seither von wesentlicher Bedeutung ist.

So hat sich für seinen Alltag eine erfüllende Vielseitigkeit ergeben. Musik ist Teil der zuweilen sehr fordernden Arbeit. Lorenz Stöckli erwähnt sinfonische Klassik, Jazz, alle Formen von Unterhaltungsmusik bis hin zum volkstümlichen Schlager. Im Zentrum des Hinhörens und Geniessens stehen für ihn orchestraler Jazz, Big Band-Klassiker, Funk und Soul. Als initiativer Dirigent, der stets auf der Suche nach Neuem ist, kommen ein Innehalten, ein Ausruhen auf erfolgreich Erreichtem nicht infrage. Derartige Bequemlichkeiten lehnt er ab.
Ist er deswegen fast immer rastlos unterwegs? Ist er der Gestresste, der kaum Zeit fürs Pausieren hat? Das verneint er entschieden, auch wenn Planen, Dirigieren, Vorbereiten, Proben und Unterrichten einen hohen zeitlichen Aufwand erfordern.

Das Glarnerland ist ihm und seiner Familie lieb gewordene Heimat – nach langen Lern- und Wanderjahren, wie sie bereits Erwähnung gefunden haben. Er ist Stammspieler des Oratorienorchesters Camerata Cantabile, wirkte bis vor wenigen Jahren im Christoph Walter Orchestra und weiss, dass dank einem gut funktionierenden musikalischen Netzwerk oft Verpflichtungen in Neuem, Spannendem, Forderndem resultieren. Das beginnt meistens mit dem Anfragen, dem Aushändigen des Notenmaterials, führt zum persönlichen Studium des Vorgegebenen, einigen wenigen gemeinsamen Proben und den Auftritten.
Lorenz Stöckli leitet die Musikgesellschaft Mollis und die Harmonie Wollishofen. Das sei eine total andere, aber gleichermassen fordernde Ebene. Man liest mit der jeweils beauftragten Musikkommission Stücke aus, übt, tritt auf. Wenn er vor den «Young Winds», einer lernbegierigen Gruppe Jugendlicher in der regionalen Jungmusik aus den Musikvereinen Näfels, Mollis, Oberurnen und Netstal steht, ist es wieder anders. Geprobt wird unter der Woche, das Repertoire aber im jeweiligen Lager festgelegt und fundiert eingeübt.

Und wenn man erfährt, dass er neben dem Dirigat auch noch als Bassist mittut, fragt man sich, was denn eigentlich noch möglich ist, wo ein Innehalten notwendig wird. Das Netzwerk von Lorenz Stöckli ist beeindruckend gross. Es seien in diesem Konsens Unterhaltungskonzerte, das Glarner Jugendblasorchester (GLJBO), das HYC Young Collective (eine kleine seit 2015 bestehende Big Band), die Zusammenarbeit mit professionellen Kammermusikgruppen, das Einstudieren und Auftritte mit Vilma und Daniel Zbinden, Dominik Berchten und Luca Dällenbach und Auftritte an kirchlichen Anlässen erwähnt.
Lorenz Stöckli fordert, ist gewissenhaft Vorbereitender und hochmusikalisch Ausgestaltender. Er weiss um sein Können, um seine Vielseitigkeit und sein Potenzial.
Für ihn ist erfüllend, wenn er das Miteinander, das Swingen, die Leidenschaft spürt, wenn er das hohe Engagement von Laien erlebt.

Er hat Belastendes und riesig Schönes erlebt, Tragisches und Grandioses. Er weiss ganz klar um Musik und existenzielle Fragen, um nerventötende Routine und reines Runterspielen irgendeines Repertoires. Dann würde es für ihn Zeit, sich umzubesinnen, Neues anzupacken. Er arrangiert sich mit lieblos Interpretiertem in sehr diplomatischer Weise. «Es gibt keine schlechte Musik, es gibt nur schlecht gespielte Musik», ist eine von mehreren Erkenntnissen – und – Musik dürfe nicht für politische Zwecke missbraucht werden. Einiges, was sich schlecht anhört, irgendwie «schräg in der musikalischen Landschaft steht», müsste gediegen umgearbeitet werden, dann wäre das Hörerlebnis schon mal besser.

Zu «Corona und musikalische Zukunft» macht er sich ähnliche Gedanken, wie es bei vielen der Fall ist. Und das sind Fragen über Fragen. Wie und wann kann wieder gemeinsam geübt und aufgetreten werden? Wer hat genug Kraft und Leidenschaft, um das aufzubauen, was verloren gegangen ist? Wer hat das Musizieren aufgegeben und bedauerlicherweise resigniert? Die durchlebten Einschränkungen waren gravierend. Als gewohnte Ganzheit konnte kaum geprobt werden.

Mit Heranwachsenden und Kindern wird sich Lorenz in eine musikalische Zukunft hineinbegeben, die Ermunterungen und Zufriedenheit über Erreichtes in sich birgt.
Lob, gemeinsames Freuen über Erreichtes, Begleiten bei diesem musikalischen Werden sind Inhalte, die Lorenz Stöckli lebt, die nachhaltig erfüllend sind.