Luchsinger Pferdestall steht nun im Freilichtmuseum Ballenberg

Wer dem Freilichtmuseum einen Besuch abstattet und den Eingang West wählt, stösst gleich auf den Luchsinger Pferdestall, der nun nach monatelanger Arbeit neben der Villa von Textilfabrikant Hans Schafroth aus Burgdorf steht und seinen zweiten Frühling geniesst. Mit dem «Rossgaden» von Luchsingen hat nun auch das Glarnerland ein Objekt im über 110 Bauten umfassenden Freilichtmuseum Ballenberg. Der im Jahre 1861 erbaute Pferdestall konnte vor dem Verfall und Abbruch an seinem Originalstandort gerettet und so der Nachwelt erhalten bleiben. Beim Erstellen des neuen Naturschieferdaches wurde auch auf das Handwerk einer Glarner Traditionsfirma gesetzt.



Luchsinger Pferdestall steht nun im Freilichtmuseum Ballenberg

Die einzige Möglichkeit, die Geschichte des bauhistorisch, wertvollen Objektes zu erhalten, war die Versetzung in den Ballenberg. An den Kosten für Übernahme, Abbruch, Restauration und Wiederaufbau in der Höhe von rund 600 000 Franken beteiligten sich Bund, Kanton und das Museum.

Rückbauphase in Luchsingen


2011 wurde der Stall, der zur Villa «Hof» gehörte, ausgeräumt. Ein Jahr später in aufwendiger Arbeit abgebaut. Holz um Holz und Stein um Stein wurde abgetragen, vermessen, beschriftet und dokumentiert. Es sollte ja möglichst original wieder aufgebaut werden. Einzig die Glarner Dachschieferplatten befanden sich in einem so schlechten Zustand, dass diese nicht gezügelt wurden. Es wurden aber einige Platten als Muster behalten. Nach dem «Zügeln» der verschiedenen Materialien mittels Lastwagen endete die Geschichte des Rossgadens im Glarnerland.

Restauration und Aufbau


Im Winter 2012/13 begann das Restaurieren der verschiedenen Holzteile. Das über 150-jährige Objekt hatte in den letzten Jahren vom eingestürzten Dach sehr gelitten. Einige Teile mussten ganz ersetzt werden, andere wurden «geflickt». Im Frühling 2014 konnte der Wiederaufbau mit der Realisierung des Fundamentes, welches rund zwei Meter in den Boden ragt, gestartet werden. In Barellen, fein säuberlich nach Grösse getrennt, lag das Gestein bereit zur Wiederverwendung. Mit eindrücklichen Bruchsteinmauern wuchs der Stall über die Sommermonate in die Höhe. Im gleichen Zeitraum wurden die Dachlatten für das neue Dach auf der Museum-eigenen, wasserangetriebenen Sägerei (Rafz/ZH 19. Jh.) gesägt. Auf der Baustelle folgte das Aufrichten der imposanten Balkenlage sowie der restaurierten Riegelwänden und der Sparrenlage. Auch das Anbringen der neuen, verdickten Dachlatten (40/60 mm) oblag dem Zimmermann. Ebenfalls wieder eingebaut wurde der Ofen, auch wenn für dieses Stück Geschichte nur ganz wenige Informationen vorhanden waren.

Naturschiefer aus Deutschland


Die Fischli Bedachungen AG aus Näfels hatte sich schon früh mit dem Projekt auseinandergesetzt, sollte doch auch das Dach original nachgebaut werden. Die deutsche Firma Rathscheck Schiefer aus Mayen produzierte eigens für dieses Objekt den Schiefer, welcher in Form, Masse und Farbe dem Original in nichts nachstand. Auch die geschmiedeten, feuerverzinkten Nägel, mit welchen die Platten an der Latte eingehängt wurden, sind originalgetreu.

Traditionsfirma Fischli deckt Pferdestall


Nachdem die Näfelser Bedachungsfirma Fischli bereits durch ihre Flexibilität beim Abbau in Luchsingen (Baugerüst) die Verantwortlichen vom Ballenberg zu überzeugen vermochten, gelang dies dem Familienbetrieb auch im Freilichtmuseum, ausgezeichnete Arbeit abzuliefern. Das Arbeiten mit Schieferhammer und Haubrugg und dem wunderbaren Material Naturschiefer machte allen Beteiligten sichtlich Spass und dementsprechend stolz. Rund 14 Tonnen Naturschiefer benötigte es, um das Walmdach zu decken. Auch sämtliche Spenglerarbeiten wurden von der Glarner Firma ausgeführt. Im Gegensatz zu den Firstblechen, wo neue alte ergänzten, musste die Rinne ganz ersetzt werden. Auch hier schaute man genau aufs Detail. Und die alten, massiven Schneefangstützen richtete der Museum-eigene Schlosser, damit diese wieder eingebaut werden konnten.

Ein Besuch lohnt sich


Nach letzten Arbeiten im Innen- und Aussenbereich wird die Geschichte rund um den Luchsinger Rossgaden ab zirka Sommer 2015 weiterleben. An einer Infowand wird der gesamte zeitliche Arbeitsverlauf vor Ort ausführlich dokumentiert. Nach der Winterpause, welche bis 10. April 2015 dauert, lohnt sich ein Besuch im Freilichtmuseum ganz bestimmt, nicht nur wegen des Glarner Objektes.