«Lyrik ist eine Minute für das Unvorhergesehene»

Fünf Glarner Lyrikern bot sich anlässlich eines Lyrikabends die Gelegenheit, ihre Verse und Aphorismen einem fachkundigen Publikum zu präsentieren. Highlight des Abends in der Buchhandlung Baeschlin war der Auftritt von SPRACHKLANG, ein musikalisch-lyrischer Dialog, rezitiert von der in der Literaturszene bestens bekannten, preisgekrönten Autorin und Lyrikerin Svenja Hermann, musikalisch unterstützt und begleitet von der Gitarrenvirtuosin Karin Rüdt.



Swantje Kammerecker von «Kulturziit» begrüsst die Gäste. (Bilder: hasp) Swantje Kammerecker war Mitorganisatorin des Lyrik-Abends. Werner Beerli ist nicht nur ein hervorragender Fotograf
Swantje Kammerecker von «Kulturziit» begrüsst die Gäste. (Bilder: hasp) Swantje Kammerecker war Mitorganisatorin des Lyrik-Abends. Werner Beerli ist nicht nur ein hervorragender Fotograf

Die Titelzeile passt bestens zu dem von Swantje Kammerecker und Gaby Ferndriger in der Buchhandlung Baeschlin in Glarus organisierten Lyrik-Abend und stammt von keinem Geringeren als vom deutschen Dramatiker, Librettist und Lyriker Bertolt Brecht. Die aussagekräftige Headline wurde vom Berichterstatter ganz bewusst ausgewählt, weil sie in einem direkten Zusammenhang zum Thema stand. Charmant und sachkundig führte Moderatorin und Kulturkennerin Swantje Kammerecker die rund 30 anwesenden Literaturinteressierten durch einen lyrisch-bereichernden Abend.

Gibt es eine Glarner Lyrik-Szene?

Diese Frage darf in Anbetracht der anwesenden fünf Glarner Lyriker Werner Scherf, Werner Beerli, Jeremias Landolt, Margrit Brunner und Esther Koroma mit einem klaren Ja beantwortet werden. In einem ersten Teil rezitierten die Glarner Autoren Auszüge aus ihrem vielseitigen Schaffen. Unter den Präsentationen waren ungewöhnliche, berührende Gedichte und Aphorismen zum Thema Herbst, Bäume, Abschied und Neubeginn.

SPRACHKLANG - Ein lyrisch-musikalischer Dialog

Der Begriff «Lyrik» leitet sich vom griechischen Wort «Lyra» beziehungsweise «Lykros» ab. Ursprünglich bezieht sich der Begriff also auf Gesänge, die mit dem Musikinstrument Lyra begleitet wurden. Lyrik könnte man auch Symbiose zwischen Musik und Worten nennen. So erwartete das Publikum gespannt auf den zweiten Teil des Abends, welcher das Ineinandergreifen von Musik und Worten beinhaltete und zum absoluten Highlight werden sollte. Dabei spielte die bekannte und preisgekrönte Lyrikerin Svenja Hermann gemeinsam mit der Gitarrenvirtuosin und SPRACHKLANG-Kollegin Karin Rüdt die Hauptrolle. Lyrikerin Herrmann las in ausgefeiltem Hochdeutsch aus ihrem neuesten Lyrikband «Die Ankunft der Bäume», während Gitarrenvirtuosin Rüdt in musikalischer Perfektion Kompositionen von Fernande Peyrot, Richard R. Bennett, Daniel Weissberg und ihrem Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach auf ihren drei Gitarren spielte und improvisierte. Untermalend, dazwischenfunkend, wetteifernd und sich ergänzend feierten die beiden Künstler den SPRACHKLANG. Die Gedichte von Svenja Herrmann erkundeten die Schnittstelle zwischen der vom Menschen bedrohten Natur und unserer Zivilisation. An diesem Ort leben Einsame, Sehnsüchtige, Vergessene, aber sind auch Momente des Glücks möglich, wenn die Natur sich für einmal durchsetzt.

Lyrik
-Abend bleibt nachhaltig in Erinnerung

Es war ein für Publikum, Protagnisten und Organisatoren gleichermassen kulturell bereichernder, denkwürdiger Event. Die pittoresken Aufnahmen von Fotograf Werner Beerli, die Signierstunde mit den Autoren sowie ein erfrischender Apéro rundeten den interessanten und nachhaltig in Erinnerung bleibenden Anlass ab.