Mancini, Musik und Mitlödi

Es war ein herrliches musikalisches Geschenk, das die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer am vergangenen Sonntagnachmittag in der Kirche Mitlödi empfangen durften. Der wohlklingende Inhalt hatte zur Hauptsache mit dem um 1740 in Neapel komponierenden Francesco Mancini (1672 – 1737) zu tun. Martina Joos, Blockflöte; Reto Cuonz, Barockcello; und Martin Zimmermann am Cembalo hatten zu einem Begegnen eingeladen, das vielversprechend angekündigt war und viele Erwartungen zu erfüllen vermochte.



Mancini, Musik und Mitlödi

Martin Zimmermann agierte mit wohltuend kurzen Ansagen als liebenswürdiger Gastgeber. Er entführte mit seiner Begrüssung nach Neapel und in das damals einzigartig reichhaltige musikalische Leben dieser auch wirtschaftlich bedeutenden Stadt. Es sei eine Musikkultur gelebt und angeboten worden, die mit Venedig, Paris und London durchaus verglichen werden könne. Opern wurden fast am Fliessband komponiert. Es kamen prachtvolle Oratorien und Kantaten dazu. In zahlreichen Kirchen und Palästen wurde die Reichhaltigkeit dieser Musik dem «geneigten Publikum» – damals weit anders gewandet als heute – angeboten. In diese Zeit wurde Mancini hineingeboren. Er brachte es bis zum Primo Maestro der königlichen Hofkapelle und stritt sich über 20 Jahre hinweg mit seinem Kontrahenten Alessandro Scarlatti, erbittert, leidenschaftlich und kaum kompromissbereit.

Mancini – so Martin Zimmermann – sei zu Unrecht im Schatten Scarlattis gestanden. Mindestens 30 Opern, eine fast unüberblickbare Zahl an weltlichen Kantaten und reizende Werke für Blockflöte und Basso continuo sind Zeugen dieses Komponisten, der mit seinem Schaffen eine stimmungsreiche Vielfalt hinterlassen hat.

Das Ankündigen weckte Vorfreude, Spannung. Martin Zimmermanns Vielseitigkeit, seine riesige spielerische Reife, das kluge, wohldosierte Eingehen auf die Intentionen der Mitspielenden, die attraktive Wahl der verschiedenen Sonaten und der beiden Spielstücke für Cembalo solo – mit «Toccata per Cembalo di Studio» betitelt – erwiesen sich als ein Geschenk, das Kurzweil, Leidenschaft, üppige Harmonie, Ungeduld, Tanz, rasantes und stürmisches Vorwärtsdrängen, genussvolles Verweilen, Sehnsucht und Traum, wohldosierte Dramatik zum Inhalt hatte. Das Umsetzen dieser wechselvollen Gefühle bescherte Reto Cuonz, Barockcello, und der Blockflötistin Martina Joos keinerlei Probleme. Technisch und inhaltlich sehr Forderndes wurde von den Interpretierenden mit einer Eleganz, Kraft und Intensität ausgespielt, die ganz viel Anteilnahme und bewunderndes Staunen weckte.

Alles zeugte von einer riesigen Reife und nicht selbstverständlichen Abgestimmtheit. Die Begeisterung war bei einigen Zuhörenden derart gross, dass schon nach dem ersten Satz einer Sonate geklatscht wurde.

Es war wieder einmal die sprichwörtlich grosse «Leichtigkeit des Seins», die zu geniessen war. Musik in derart grosser Fülle ist und bleibt einfach schön, überdauert so viele Zeiten mit Dunkelheit, Belastung, Sorgen und Forderndem. Martin Zimmermann, Reto Cuonz und Martina Joos darf man ohne Einschränkung und mit viel Wertschätzung als Maestri bezeichnen, als Musizierende, die musikalische Inhalte so formschön und bewegend umgesetzt und zu Gehör gebracht haben. Mit zwei kurzen Zugaben wurde übrigens auch Alessandro Scarlatti gewürdigt, eine neckische Hommage an Mancinis Konkurrenten.

Der lange Beifall war Ausdruck des sehr verdienten Danks, war auch berechtigte Anerkennung.