Marketing per Bahn


Alte Freunde besuchen im Glarnerland ist mir immer ein Vergnügen. So anfangs Februar 2011 in Näfels, Glarus, Rüti und Braunwald. Von Bern aus am bequemsten mit der Bahn – dachte ich mir. Um 06.30 Uhr im IC nach Zürich, mit dem Glarner Sprinter bis Näfels. Sollte bestens gehen. Doch anschliessend in Glarus reinschauen und auf den Mittag in Braunwald sein: der Stundentakt auf der Bahn macht es leider nicht möglich. Auch der Mittelland-Bus nützte in diesem Falle nichts. Er funktioniert als Zu- und Wegbringer der stündlichen Regionalzüge und ergänzt die Bahn beileibe nicht zum Halbstundentakt. Perfekt erst wieder: die Braunwaldbahn alle 30 Minuten, das Mittagessen im Restaurant Uhu und der abendliche Besuch in Rüti. Sogar mit Abfahrt um 21.15 Uhr sind wir noch schlank bis nach Muri bei Bern zurückgekommen.

Erstaunlich immer wieder, wie wenig tagsüber die stündlichen Regio-Züge von lokalen Bewohnern benützt werden. Auch abends ist ausser jugendlichen Partygängern kaum jemand im Zug anzutreffen. Überrascht war ich nicht, denn ein öV-Angebot im Stundentakt ist nicht benutzerfreundlich. Zudem: leere Züge erwecken ein Gefühl der Unsicherheit, und wer wartet schon gerne 60 Minuten auf die nächste Fahrgelegenheit? Mehr Züge heisst sofort auch mehr zahlende Fahrgäste. Unterwegs «just in time» per Bahn schätzen Zürcher, Basler, Berner. Touristen und Besucher im Tal der Linth. Und wohl auch Glarner und Glarnerinnen wünschen sich ganztags dasselbe öV-Angebot wie es in allen anderen Kantonen der Schweiz längst üblich ist. Aus einer kürzlich von Pro Bahn Schweiz, der Lobbyorganisation der öV-Kunden, erstellten Zusammenstellung geht hervor, dass die Stadt Glarus das Schlusslicht bei der öV-Erschliessung der Kantonshauptorte trägt. Wie lange noch? Schon etwas von Standort-Marketing gehört? Häufige und schnelle öV-Verbindungen nützen auch dem Tourismus. Von Basel und Zürich aus gibt’s alle 30 Minuten eine IC-Verbindung ins Wallis. Zürich–Engelberg geht zügiger als Zürich–Braunwald.

Als früherer Glarner Touristiker baue ich speziell für Braunwald auf ein zeitgemässes öV-Angebot. Häufig, schnell und direkt. Soll die Strategie «Braunwald 2020» der Sportbahnen Erfolg haben, braucht’s eine gute Anbindung, auch auf der Schiene. Beiden Memorials-Anträgen zum öffentlichen Verkehr gebührt deshalb an der Landsgemeinde die volle Unterstützung.