Markus Landolt: Ich bin Realist.

Beim ersten Ständerats-Wahlgang erzielte am vergangenen Sonntag der unabhängige Markus Landolt von sieben Kandidaten das drittbeste Resultat. Im Gegensatz zum CVP-Kandidaten Stefan Müller, welcher mit Rang 4 es im zweiten Wahlgang nochmals wissen will, hat Markus Landolt seine Kandidatur schon kurz nach dem Bekanntwerden der Resultate zurückgezogen. Wie erklärt er das? glarus24.ch hatte Gelegenheit, mit Markus Landolt darüber zu sprechen.



Markus Landolt gibt Auskunft. (Bild: e.huber)
Markus Landolt gibt Auskunft. (Bild: e.huber)

glarus24: Herr Landolt, Sie haben im ersten Wahlgang von sieben das drittbeste Resultat erzielt und waren zweitbester Bürgerlicher. Weshalb treten Sie am 1. Juni nicht mehr zum zweiten Wahlgang an?

Markus Landolt: Auf mein Ergebnis bin ich stolz, vor allem deshalb, weil es mir als Unabhängiger gelungen ist, ohne die Unterstützung einer Partei ein so gutes Resultat zu erzielen. Bei allen anderen Kandidaten ist mindestens eine Partei involviert gewesen. Doch trotz dem guten Abschneiden war der Fall für mich sofort klar: Der Abstand zur Spitze ist zu gross. Ich konnte mir deshalb keine Wahlchance mehr ausrechnen. Ich bin Realist. Deshalb zog ich bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Resultate meine Kandidatur zurück. Anders hätte es ausgesehen, wenn die drei Erstplatzierten näher beieinander gelegen wären, aber Werner Hösli ist wirklich abgegangen wie eine Rakete.

glarus24: Was für Reaktionen haben Sie erhalten?


Landolt: Viele Leute sagen mir, sie hätten es gerne gesehen, wenn ich auch für den zweiten Wahlgang angetreten wäre und finden es nun schade. Einige wären auch gespannt gewesen, auf welche Art und Weise ich für den zweiten Wahlgang meinen unkonventionellen Wahlkampf fortgesetzt hätte. Doch wie bereits gesagt: Im guten dritten Rang war der Stimmenabstand zum Erstplatzierten zu gross, um am 1. Juni eine realistische Wahlchance zu haben. Da kann ich rechnen wie ich will, das wäre eine «Zwängerei» gewesen.

glarus24: Wie geht es nun für Sie weiter?


Landolt: Meinen Wählerinnen und Wählern danke ich herzlich für das mir geschenkte Vertrauen. Ich wünsche der Bevölkerung eine weise Wahl, die dem Kanton Glarus in Bern eine starke Stimme verleiht und den Standort Glarus weiterbringt.

Beruflich bleibe ich Unternehmer.

glarus24: Und was geben Sie für eine Wahlempfehlung ab für den zweiten Wahlgang?


Ich bin als bürgerlicher Kandidat zur Ständeratswahl angetreten, um zu gewinnen und bleibe überzeugt, dass ich für den Kanton Glarus in Bern die Kohlen aus dem Feuer geholt hätte. Zudem hätte ich kraft des Amtes auch innerhalb des Kantons zur Lösung der anstehenden Probleme beitragen können.

glarus24: Direkt gefragt, wem geben Sie jetzt Ihre Stimme?


Landolt: Es ist naheliegend, dass ich im zweiten Wahlgang nun ebenfalls einem Bürgerlichen meine Stimme gebe und mich somit für die ungeteilte Standesstimme einsetze. Von den beiden verbleibenden bürgerlichen Kandidaten attestiere ich dem erstplatzierten Werner Hösli einen guten Charakter und er ist ein Praktiker, was wir in Bern brauchen. Das macht den Unterschied. Als liberaler Mensch anerkenne ich auch Werner Höslis Erfahrungen bei der Führung von Betrieben mit all den komplexen Sachverhalten. Bei ihm weiss man, woran man ist und in der Bundesversammlung trifft Werner Hösli immerhin auf Anhieb zur grössten Fraktion.

Beim viertplatzierten Stefan Müller hingegen frage ich mich nach seinem politischen und wirtschaftlichen Leistungsausweis, nachdem er weder je in einer Exekutive noch in einer Legislative hat Einsitz nehmen können. Ist der politische Rucksack nicht zu klein, wenn ein zukünftiger Ständerat zuvor lediglich in Parteivorständen sass?

glarus24: Wie haben Sie den Ständeratswahlkampf persönlich erlebt?

Landolt: «Wer sich einsetzt, der setzt sich aus.» Natürlich wird man als Kandidat auch angegriffen, aber das gehört dazu und das muss ein Politiker ertragen können. Im grossen und ganzen habe ich den Wahlkampf als fair empfunden, besonders auch seitens der Medien. Der intensive persönliche Kontakt mit vielen Glarnerinnen und Glarnern war mir eine grosse Freude. An den von mir veranstalteten sieben Begegnungs-Apéros spürte ich eine wirklich hohe Gesprächsqualität.

Ich habe nun zwar nicht gesiegt, aber dennoch persönlich gewonnen.

Herr Landolt, glarus24 bedankt sich bei Ihnen für dieses offene und sehr interessante Gespräch.

Der Dank gilt meinerseits.