Martin Zimmermann – Konzert und Ehrung

Anlässlich der Jahresversammlung von Kultur Aktiv Mitlödi erfuhr der während zwei Jahrzehnten unter anderem als kompetenter und engagierter Organist der Kirchgemeinde Tätige eine mehr als verdiente Ehrung. Die Ernennung – übrigens die erste in der langen Geschichte von Kultur Aktiv – nahmen Heinrich Speich, Präsident und dessen Sohn mittels ganz persönlicher Würdigung vor. Er bezog sich auf eine gemeinsame Reise des Jahres 1997 mit Aufenthalt in Turin, kulinarischem Geniessen, Konzertbesuch und langem Verweilen in einem der vielen Restaurants.



(Bilder: p.meier)
(Bilder: p.meier)

Es wurde aufgezeigt, wie gut sich Martin Zimmermann damals nicht nur mit Bahngeschichtlichem auskannte, wie vielseitig sein Planen und Umsetzen war. Heute führen ihn musikalische Engagements nach Wien, Salzburg, Hamburg und andere Orte. Er erhielt nach der kurzen Laudatio ein nettes Präsent samt Urkunde.

Martin Zimmermann ist für das Realisieren von Kulturvorhaben mit beeindruckender Beharrlichkeit, umfassendem Wissen, kenntnisreichem Ausgestalten an der Orgel in der Kirche und dem Beizug namhafter auswärtiger Musikerinnen und Musiker, aber auch der Verpflichtung einheimischer Musikliebhaber für vielfältigste Begegnungen gerne bereit.

Alles erledigt er stets mit der ihm eigenen Ruhe, auch im Wissen, dass Angefragte gerne zusagen. Das beginnt mit Dorfkonzerten, führt zur Ausgestaltung von Gottesdiensten und zu musikalischen Höhepunkten mit auswärtigen Gästen, die dank seinem weit gespannten Beziehungsnetz gerne bereit sind, in Mitlödi aufzutreten.

Vor und nach der Behandlung von Traktandiertem äusserte er sich zur «Schweizer Orgelmusik seit der Reformation bis heute». Es blieb nicht bei kurzweiligen, interessierenden Erläuterungen, es kam auch zum musikalischen Umsetzen, gehaltvoll, kurzweilig und wechselreich, was die verschiedenen Kompositionen und Jahrhunderte betraf. Dass unser Land nicht gerade das musikalische Zentrum von Komponisten ist, verdeutlichte Martin Zimmermann. Norddeutschland, Rom und Thüringen wurden als bedeutsame Zentren erwähnt. Orgelmusik gebe es seit rund 500 Jahren. Es befindet sich dennoch bedeutende Orgelliteratur um 1520 in einer Fachbibliothek in Basel. Hans Kotter, Organist mit deutschem Ursprung, notierte geistliche Werke, weltliche Tänze und bearbeitete damals weltbekannte «Gassenhauer». In der Reformation ergab sich für die Erneuerer ein herber Rückschlag, Huldrych Zwingli verbannte die Orgelmusik aus den Kirchen seiner neuen Glaubensrichtung. Eine neue, von vielen begrüsste musikalische Heimat tat sich bei den Katholiken auf. Kotter versuchte sein musikalisches Glück in Fribourg, was aber kläglich scheiterte; er wurde – als Organist aus einer stark reformierten Gegend – kurzerhand ins Gefängnis geschmissen. Es folgten drei kurze Spielstücke aus Kotters Zeit. Martin Zimmermann drückte mit hoher Eleganz aus, wie das damals geklungen hatte. Es waren an Orgeln nur Männer zugelassen, über lange Zeitspannen hinweg. Frauen, beispielsweise Benediktinerinnen, spielten nicht selten in ihren Klöstern.

Martin Zimmermann entführte mit seinem kunstsinnigen Interpretieren von Basel und Freiburg in die Innerschweiz, wie auf den zeitgebundenen italienischen Einfluss hin und bot klug Ausgewähltes in wechselvollster Weise dar. Er ermöglichte genussreiches musikalisches Verweilen im thurgauischen St. Katharinenkloster bei Diessenhofen an. Er zeigte auf, wie geistliche und weltliche Kultur ineinanderflossen. Von dort ist eine umfangreiche anonyme Handschrift aus dem 18. Jahrhundert überliefert, die Werke gemahnen an Haydn oder Mozart. Da war unter anderem ein überaus rassiger Marsch angezeigt. 

Um 1800 nahm der Wohlstand spürbar zu. Nicht selten standen in den herrschaftlichen Häusern sorgsam gepflegte kleine Orgeln. Man wandte sich Ländlichem, Volkstümlichem zu und pflegte den Paartanz. Menuette und Sarabanden fehlten in den Repertoires.

Um das zu verdeutlichen, interpretierte Martin Zimmermann einen dieser lüpfigen, kecken «Hopser», wirblig und voll kindlicher Freude. Träumereien Jauchzer, reizvoll Wirbliges klangen da auf.

Und mit dem Hinwenden zu Heutigem führten ein berührende weihnächtliche Komposition von Christoph Kobelt hin zum kraftvollen, volksmusikverbundenen «Schanfigger Buurehochset» von Hannes Meyer, dem «Enfant terrible der Orgelszene», wie es Martin Zimmermann ausdrückte. Die Vielseitigkeit endete mit überbordend Fröhlichem, kraftvoll Herzlichem und verdient herzlichem Applaus.