«Maschgärä» hät mä im Bluet»

Wir notieren den 22. Februar 2021. Eigentlich würden wir ja jetzt mitten im Fastnachtstreiben stecken. Ich bediene mich bewusst des Konjunktivs: Der kleine Fiesling namens Covid-19 hatte etwas gegen dieses Vorhaben und machte uns Fasnächtler einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Das heisst im Klartext: «Die Fasnacht 2021 fand gar nicht statt». Mit meiner Geschichte aus meiner Jugendzeit versuche ich, etwas Fasnachts-Feeling in die wunden Herzen aller Fasnächtler zu zaubern.



Jugenderinnerungen an die Fasnacht: Darauf mussten wir leider auch 2021 verzichten: (Bild: zvg)
Jugenderinnerungen an die Fasnacht: Darauf mussten wir leider auch 2021 verzichten: (Bild: zvg)

Macken und Marotten werden durch Eltern an ihre Kinder vererbt», ist die unbestätigte Behauptung einiger Zeitgenossen. Was das «Maschgärä», so nennt man bei uns das sich Verkleiden an der Fasnacht, anbelangt, kann ich diese Behauptung nur bestätigen. Mein Vater wie auch meine Mutter waren ganz schön «fasnachstsveruggt» und während den närrischen Tagen kaum zu bremsen. Offenbar hat sich der Fasnachts-Virus meiner Eltern auch bei mir eingenistet (Immer noch besser als der Corona-Virus). Meine Eltern verpassten zu ihrer Zeit keinen Maskenball, keine Dekorationseröffnung und kein Kappenfest. Meine Mutter als gelernte Schneiderin kreierte ihre Fasnachtskollektion jeweils selbst. Das hat sie dann auch für mich gemacht. Ich erinnere mich, als sie mich in weissen Pluderhosen, einem roten Gilet, einem gelben Hemd und einem weissen Turban auf dem Kopfe zum ersten Mal an den Kindermaskenball im Saal des Restaurants Harmonie geschickt hat. Im pittoresken Gewühle im toll dekorierten, mit Konfetti übersäten und mit Girlanden behängten Harmoniesaal fand ich mich rasch und bestens aufgehoben. Es wurde getanzt, Spiele gemacht und es gab sogar etwas zu Essen und zu Trinken. Ein Fasnachtsumzug wurde in dieser Zeit in Netstal nicht organisiert. Einmal der Pubertät entwachsen, verlegte sich mein fastnächtliches Treiben in das Hotel Schwert. Dort wurde der Saal jeweils von Angehörigen des Karnevalsvereins Netstal, bei dem ich ebenfalls Mitglied war, unter der Leitung von Architekt Schlumpf, später unter Präsident Päuli Meyer und Jack Siegrist, fantastisch und immer dem Motto gerecht aufwendig dekoriert. Aber auch in den dekorierten Beizen ging es manchmal zu und her wie in einem «hölzigen Himmel». Die Netschteler Beizen-Fasnacht war in der Tat damals ein Hotspot im Kanton. Bis vor wenigen Jahren liess auch ich nichts anbrennen, und da viele Wege nach Rom führen, führten meine manchmal bis ins Ausland, gleich wohin. Hauptsache, es wurde dort «gmaschgeret» und gefeiert. Eine kleine Reminiszenz möchte ich den Leserinnen und Lesern auf keinen Fall vorenthalten. Wie schon erwähnt verging keine Fasnacht, ohne dass ich mich verkleidete, auch wenn es manchmal nur ein aufgeklebter Schnauz oder eine Gummi-Larve war, gekauft im kleinen Ländli gleich bei der Harmonie. Ein Highlight in meiner «Fasnachts-Karriere» war der Auftritt als pinkfarbenes Elefäntli mit einem gewaltig grossen Kopf mit entsprechend grossen Ohren und einem langen Rüssel. Damit hatte ich vor allem beim weiblichen Geschlecht relativ grossen Erfolg. Eigentlich war das ja vorauszusehen. Jede wollte mal nach meinem Rüssel greifen. Die Ohren wurden glücklicherweise in Ruhe gelassen. Auch beim Tanzen gab es fast keine Probleme, und wenn es eines gab, war das die Frage wegen meinem Rüssel, der mir ständig in die Quere kam. Herrjeses, jetzt fällt mir auf, dass der vorgängige Wortlaut leicht anders interpretiert werden könnte. «Honi soit qui mal y pense»! Deshalb möchte ich klar feststellen, dass in meiner Geschichte von nichts anderem die Rede ist als von meinem Elefantenkostüm! Grosses Indianer-Ehrenwort!