Massive Kritik am SBB-Fahrplan Glarus Süd

An einer Infoveranstaltung in Schwanden wurde über den öffentlichen Verkehr in Glarus Süd informiert und diskutiert. Die Vertreter der SBB mussten dabei massive Kritik über den seit Juni geltenden Fahrplan entgegennehmen. An den beanstandeten Punkten kann jedoch kurzfristig aber nichts geändert werden.



Markus Josi
Markus Josi

Gemeindepräsident Mathias Vögeli konnte zum ÖV-Infoabend vom vergangenen Dienstag in Schwanden eine grosse Zahl von interessierten Besucherinnen und Besucher willkommen heissen. Er erwähnte die mit dem Fahrplanwechsel vom Juni 2014 erfolgten Änderungen, die zu verschiedenen Reklamationen geführt haben.

Mit dem Landsgemeindebeschluss vom 2012 und dem 6,97-Millionen-Kredit wurden die verschiedenen Änderungen wie annähernder Halbstundentakt zwischen Ziegelbrücke und Schwanden oder Stundentakt von und nach Zürich bewilligt. Dies erklärte Markus Josi, Leiter Fachstelle Verkehr beim Kanton. Kurzfristig lasse sich an den meisten kritisierten Punkten wie Acht-Minuten-Aufenthalt in Schwanden oder mangelnde Eckanschlüsse in Ziegelbrücke nichts ändern. Für diese beiden Probleme seien fehlende Kreuzungsstellen verantwortlich. «Mittelfristig wird eine Wirkungsanalyse erstellt», fuhr er fort, und für den Ausbauschritt 2030 werde ein integraler Halbstundentakt Ziegelbrücke-Linthal angestrebt.

SBB investieren weiter

«Bei den Fahrplanänderungen vom Juni 2014 gab es auch viele positive Änderungen und nicht nur negative», sagte Werner Schurter, Leiter Regionalverkehr Zürich/Regionalkoordinator Ost. Er schilderte die Ausgangslage und das jetzige Angebot. Für die S25 im Kanton Glarus kommen ehemalige Doppelstockzüge der Zürcher S-Bahn zum Einsatz, erläuterte Stefan Huber. «Schon 70 Prozent sind mit einem Niederflureinstieg ausgerüstet.» Stefan Thalmann sprach über die Infrastruktur. Bis 2017 werden die SBB im Glarnerland rund 60 Millionen Franken in ein Automatisierungsprojekt sowie in Gleis- und Perronanlagen investieren. Trotzdem werden auch dann in Glarus Süd nicht alle Bahnhöfe mit Perronerhöhungen ausgerüstet sein.

Rege Diskussion

Recht massive Vorwürfe mussten sich die SBB-Vertreter in der anschliessenden Diskussion anhören. Daniel Bär als Vertreter der Interessengemeinschaft ÖV im Kanton Glarus erklärte, dass eine Kreuzung in Netstal statt in Glarus absolut möglich sei. Dies würde den Acht-Minuten-Aufenthalt in Schwanden aufheben und die Eckanschlüsse in Ziegelbrücke verbessern. Zudem kritisierte er, dass allein der Regierungsrat und Landrat über den Fahrplan entscheiden können. Dem Kreuzungspunkt Netstal widersprachen die SBB wegen mangelnden Gleisabständen. Bär behauptete auch, man lasse extra Doppelstockzüge ins Hinterland fahren, die meistens leer seien, um dann aufgrund mangelnder Frequenzen die Strecke aufheben zu können. Der Kanton stehe ganz klar zur SBB-Linie ins Hinterland, erklärte dazu Markus Josi.

Bahnhof Nieder- und Oberurnen aufheben?


Ein weiterer Kritikpunkt von Alt Landrat Otto Luchsinger waren die knappen Anschlüsse in Ziegelbrücke auf die S4. Ferner meinte er, dass in Nieder- und Oberurnen selten jemanden ein- und aussteige. Ob man diesen Bahnhof betreffend Zeitgewinn nicht aufheben könnte? Daniela Jakober, unterstützt von weiteren Votanten, erklärte, dass das Angebot seit dem Fahrplanwechsel für Glarus Süd massiv schlechter geworden sei. «Warum lässt man die S6 wie früher nicht einfach wieder nach Linthal fahren?» Silvia Schneider ärgerte sich darüber, dass man an verschiedenen Hinterländer Bahnhöfen Gleise entfernt habe und nun damit argumentiere, dass nur noch in Schwanden Züge kreuzen können. In seinem Schlusswort erklärte Schurter, dass man den Ärger und Frust an diesem Abend gespürt habe. Aber man könne die Physik auch nicht ändern. Zusammen mit Kanton und Gemeinden werde man alle Kritikpunkte anschauen und versuchen, das Möglichste zu machen.

Mobilitätskonzept Braunwald


Urs Kreis von der Standortförderung informierte zum Schluss des Abends noch kurz über das Mobilitätskonzept Braunwald, das eben erst gestartet worden ist. Ziel sei es, Braunwald ganz klar als autofreien Ferienort zu positionieren. Die CO²-Emissionen beim Verkehr, den Bergbahnen und den Beschneiungsanlagen sollen reduziert und mit regional produzierter Energie betrieben werden.