Maturafeier mit überraschenden Bewegungen

48 glückliche Jugendliche, überraschende Bewegungen mit Perspektivenwechsel, lockere Ansprachen, viel Musik: Die Maturafeier vom späteren Freitagnachmittag in der Aula der Kantonsschule bot viele Facetten.



Ungewohnte Perspektive an der Maturafeier: Gastrednerin Brigitta Schrepfer in der Horizontalen. (Bilder: mb.) Die Tänzerin und Dozentin ermunterte die Jugendlichen
Ungewohnte Perspektive an der Maturafeier: Gastrednerin Brigitta Schrepfer in der Horizontalen. (Bilder: mb.) Die Tänzerin und Dozentin ermunterte die Jugendlichen

Peng, da lag sie am Boden. Die musische Gastrednerin Brigitta Schrepfer überraschte die zahlreichen Gäste an der Maturafeier. Die in den Hüttenbergen oberhalb von Obstalden aufgewachsene Tänzerin, Choreografin, künstlerische Leiterin der Tanzcompany Somafon und Dozentin stand, sass und lag während ihrer Ansprache in der Aula.

«Das Leben ist sehr persönlich», sagte die Rednerin. Sie hätte schon als Kind den tiefen Wunsch verspürt zu tanzen, aber keine Ahnung gehabt, wie sie dies angehen sollte. Zumal man ihr sagte: «Das ist doch kein Beruf.» Dieses Unvermögen, sich die Zukunft vorzustellen, sei ihr später immer wieder begegnet. Aber wenn sie es nicht gewagt hätte, weil sie sich der Schwierigkeiten bewusst gewesen wäre, hätte sie vieles nicht erlebt.

Brigitta Schrepfer appellierte an die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden, Herausforderungen anzunehmen: «Um uns zu entwickeln, müssen wir uns auf Unbekanntes einlassen.» Und aus Fehlern hätten wir ja alle schon gelernt. «Es braucht viel Stärke, um die eigenen Schwächen auszuhalten. Was aber braucht es, um aus Schwächen Stärken zu entwickeln? Wo liegt Ihre Leidenschaft, Ihr Mut?»

Ihre Leidenschaft sei die physische Kommunikation, so die Tänzerin: «Was der Körper erzählt.» Und dann lag sie schon am Boden. «Das Tolle an überraschenden Bewegungen ist, dass sich die Perspektiven ändern», erzählte sie liegend weiter. Dieser Perspektivenwechsel ermögliche neue Erkenntnisse. Als Beispiel nannte sie ihren steilen Rückweg von der Schule in Obstalden hinauf in die Hüttenberge. Zuerst streng, sagte sie sich oben: «Wow, ist das schön!»

«Wir können nicht entscheiden, wo wir geboren werden. Aber wir können entscheiden, wo wir hingehen. Das ist ein grosses Glück in unserer Gesellschaft», so Brigitte Schrepfer. Sie ermunterte die Jugendlichen, ihren ganz persönlichen Weg zu gehen, und wünschte allen ein bewegtes Leben.

Bittere Wurzeln, süsse Früchte


Zuvor hatte Peter Aebli den 48 erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden gratuliert. Zwei hätten es leider nicht geschafft. Besonders hob der Rektor die Leistungen von Stefanie Zbinden, Nadia Weber, Elena Krummenacher, Flavia Winteler, Anna Schranz und Nic Schätti hervor, die einen Notendurchschnitt von 5,0 und mehr erreicht hatten.

Getreu dem Motto der Maturafeier, «Die Wurzeln der Bildung sind bitter, ihre Früchte aber sind süss» (Aristoteles), nannte er einige bittere und süsse Elemente der vergangenen Schulzeit. «Wir als Schule und viele engagierte Lehrpersonen haben versucht, Sie für die Universität vorzubereiten. Wir haben auch versucht, Ihnen ein paar andere wichtige Dinge für ihr zukünftiges Leben mitzugeben. Wenn ich Sie so vor mir sehe, Ihre Leistungen Revue passieren lasse, dann kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass uns auch einiges gelungen ist. (...) Sie waren aber auch liebenswerte Schülerinnen und Schüler und haben uns diese Aufgabe nicht sooo schwer gemacht», meinte Peter Aebli.

Dunja Bruhin und Nadia Weber blickten auf die 2100 Tage an der Kanti zurück, die schneller vorüber gegangen seien, als sie am Anfang gedacht hätten. Als Höhepunkte bezeichneten sie das Sportlager in Tenero in der 2. Klasse, die Schwerpunktfachreisen sowie die Maturareise. Weniger erfreulich seien der Wandertag oder die vielen Prüfungen gewesen. Aber die positiven Erinnerungen überwögen. Vor allem auch die entstandenen Freundschaften machten die Zeit unbezahlbar.

Talent nutzen


«Sie dürfen stolz sein auf das, was Sie erreicht haben», sagte Bildungsdirektor Benjamin Mühlemann, der auch im Namen des Kantonsschulrates und der Regierung gratulierte. Die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden, die eine Leichtigkeit ausstrahlten, stünden nun vor einem Neuanfang und müssten sich entscheiden: «Nun ist fertig mit der Rundumbetreuung beim Lernen.» Sie hätten aber viel mehr gelernt als nur Schulstoff: Wie man lerne, kritisch hinterfrage, wie man mit hohen Erwartungen umgehe, wie man entscheiden könne. «Nutzen Sie Ihr Talent. Ich wünsche Ihnen das Allerbeste für Ihre berufliche und private Zukunft», so der Regierungsrat, ehe er klassenweise die Maturitätszeugnisse übergab. Von den Klassenlehrpersonen gab es zudem Rosen.

Für die musikalische Umrahmung sorgten das Orchester Contrappunto unter Leitung von Marianne Schönbächler sowie Roman Staubli aus der Klasse 5E am Klavier. Abgeschlossen wurde die Feier wie immer mit einem Apéro, dank schönem Sommerwetter im Freien.