Rektor Peter Aebli würdigte in seiner Ansprache unsere ländlichen Verhältnisse mit den kurzen Wegen und flachen Hierarchien. Manchmal hätten die Maturandinnen und Maturanden diese aber auch strapaziert. «An der Uni wird es nicht mehr so laufen, dann ist fertig mit Familienbetrieb. Aber ich bin sicher, Sie werden sich rasch an die neue Umgebung anpassen», so der Rektor. Er habe ein gutes Gefühl, «dass Sie gerüstet sind für die Zukunft».
Abgänger aus Langzeitgymnasien seien im Durchschnitt die erfolgreicheren Studentinnen und Studenten: «Zumindest statistisch haben Sie beste Voraussetzungen für eine akademische Karriere, auch wenn ein Blatt wie die ‚Weltwoche’ kürzlich unsere Schule ‚nur’ im Mittelfeld platziert hat. Es ist nun einfach nicht möglich, in einer eher kleineren Schule eine Sport- oder spezielle Musikklasse zu führen», sagte Peter Aebli. Die geringe Maturitätsquote als zweiter Kritikpunkt sei ein bildungspolitisches Problem und erklärbar mit der Existenz der Fachmittelschule, der grossen Vielfalt an Lehrstellen und der Möglichkeit der Berufsmaturität.
Was die Maturandinnen und Maturanden anpackten, sei nicht so wichtig: «Entscheidend ist, dass Sie das, was Sie tun, richtig und engagiert machen. Karrieren verlaufen heute nicht mehr gradlinig.» Dies zeige sein eigener Lebenslauf, aber auch derjenige von Dr. David Syz, «einfach alles mindestens zwei bis drei Nummern grösser.»
«Den anderen etwas bringen»
David W. Syz, Manager, Staatssekretär und Filmemacher, erzählte, wie er – nicht geplant – Filmemacher geworden war. Er studierte zunächst Jus, absolvierte dann eine Business-Schule in Fontainebleau und war CEO verschiedener Schweizer Unternehmen, ehe ihn der Bundesrat zum Staatssekretär ernannte. Als solcher leitete er das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco.
2004 trat er zurück, nahm Unterricht an der New York Film Academy und produzierte seinen ersten Dokumentarfilm «Steel War», mit dem er vor allem einem jungen Publikum die komplexen Zusammenhänge der Weltwirtschaft darlegen und zeigen wollte, dass Globalisierung nicht nur entweder ein Schimpf- oder Zauberwort ist. «Ich habe meine Erfahrungen in den Filmen akkumuliert, es ist wichtig, sein Wissen weiterzugeben», so David Syz.
Entscheidend sei die Sozialkompetenz, rief er den Maturandinnen und Maturanden zu. Leute, die sich überforderten, überschätzten und keine eigene Meinung hätten, scheiterten. Zudem seien wir in der Schweiz privilegiert und müssten den anderen auch etwas bringen – nicht Geld, sondern persönliches Engagement. Als eines der reichsten Länder sei bei uns die humanitäre Tradition erst recht von Bedeutung.
57 haben bestanden
Regierungsrätin Christine Bickel übergab den 57 erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden anschliessend die Zeugnisse, von den Klassenlehrpersonen gab es eine Rose. Das beste Ergebnis hatte Michelle Schmid aus Glarus mit einem Notendurchschnitt von 5,46 erzielt.
Die Feier in der Aula der Kantonsschule wurde musikalisch von der Schwerpunktfachklasse Musik umrahmt. «Wir hatten eine gute Zeit», sang diese zum Schluss. Einer Maturandin ging dies so zu Herzen, dass sie Tränen vergoss. Beim anschliessenden Apéro im Freien hatte sie sich dann aber wieder so weit gefasst, dass auch sie die Gratulationen lächelnd entgegennehmen konnte.