«Max und Moritz» in konzertant-poetischer Fassung

 

Fünf Bläser, die seit Jahren Ungewohntes umsetzen, Musik, Zirkus und Erzählkunst in ihren verdienterweise stark beachteten Programmen verflechten, gastierten im Saal des Gemeindehauses Ennenda – einem stilvollen Konzertraum, der sich für derartige Aufführungen bestens eignet.



Zum stark beklatschten Gelingen im Gemeindehaussaal Ennenda trugen bei (von links): Jörg Schneider
Zum stark beklatschten Gelingen im Gemeindehaussaal Ennenda trugen bei (von links): Jörg Schneider

Die zahlreich erschienenen Besucher aller Altersstufen wurden mit den sieben Streichen der bestbekannten Max und Moritz vertraut, dank der Fabulier- und Dichtkunst von Jörg Schneider und der ungemein virtuos aufspielenden «Philharmonic Brass Zürich – Generell 5» mit Andi Carniello-Hedinger und Elias Heigold (Trompete), dem Hornisten Thomas Gmünder, Joachim Tanner (Posaune), und Markus Hauenstein (Tuba). Das für diese Tournee erarbeitete Repertoire war in jeder Beziehung bemerkenswert, wegen der hohen musikalischen Fertigkeiten, des gekonnten, eleganten und innigen Zusammenspiels, des Stil- und Gestaltungsreichtums und der immensen Vielseitigkeit der Interpretierenden. Mit Munterkeiten, Temporeichtum, gar Wirbligem und Tänzerischem, Beseeltem, Träumerischem und zuweilen Festlichem, ja Majestätischem wurden alle geradezu verwöhnt. Kleine Unsauberkeiten verzieh man noch so gerne. Aber es blieb nicht bloss bei diesem musikalischen Reichtum.

Jörg Schneider, bestbekannter Volksschauspieler und begnadeter Erzähler, hatte die üblen Machenschaften von Max und Moritz, die dank Busch bekannt und berüchtigt geworden sind, in zeitgenössische Begebenheiten umgeschrieben, den heute herrschenden Wortschatz moderat einbezogen und damit die Lausbuben in unsere Welt reingesetzt. An witzigen Reimen und sattsam bekannten Erziehungsbemühungen mangelte es gar nicht. Der Erzähler hatte die gespannt Lauschenden mit seinem durchaus vergnüglichen Schildern bald auf seiner Seite. Es spielte eigentlich keine Rolle, ob es nun ums Schicksal der drangsalierten Hühner einer Witwe Bolte, um Schneidermeister Böck – den Jörg Schneider als «Schmalspur-Lagerfeld» bezeichnete – um Lehrer Lämpels üble Erfahrungen als passionierter Pfeifenraucher, der eine von Max und Moritz inszenierte Explosion knapp überlebte, die Maikäferschlacht von Onkel Fritz samt arg gestörter Nachtruhe oder das vermeintliche Ende der Lausbuben ging – Jörg Schneiders unnachahmliches Talent und die passende Musik, auch die projizierten Bilder mit den gestylten, sackfrechen Knaben ergaben eine verdientermassen stark applaudierte, inhaltsstarke und farbige Einheit. Mit der Aufführung in Ennenda schloss die fordernde, offensichtlich erfolgreiche Tournee mit neun Aufführungen an verschiedenen Orten der deutschsprachigen Schweiz. Der Abschied aus diesem klug und ideenreich zusammengestellten Mix war nur nach stark geforderten Zugaben möglich.