Mehr Offenheit für andere Meinungen statt sturer Parteipolitik

Vom Wahlhelfer zum Landratspräsident in knapp sechs Jahren: Mit der heutigen Wahl zum höchsten Glarner hat Fredo Landolts kurze und steile Politkarriere ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. In seinem Amtsjahr wünscht sich der Näfelser vor allem Vielfalt und Offenheit während der Landratssitzungen und in den Kommissionen.



Fredo und Renata Landolt blicken gespannt auf das Amtsjahr als Landratspräsident. (Bild: jhuber)
Fredo und Renata Landolt blicken gespannt auf das Amtsjahr als Landratspräsident. (Bild: jhuber)

Der heute frisch gewählte Landratspräsident bezeichnet sich selber gerne als «alten Jungpolitiker». Und das trifft auf Fredo Landolt sicher zu. Seine politische Laufbahn begann eigentlich erst im Jahre 2006. «Peter Landolt fragte mich an, ob ich mich als Landrat zur Verfügung stellen würde; bekannte Personen seien im Proporzwahlverfahren gute Wahlhelfer.» Da die CVP in Näfels damals einen Sitz dazugewinnen konnte, zog er sogleich in die Legislative des Glarnerlands ein. «Auf der einen Seite war ich politisch ein Frischling, verfügte aber mit rund 50 Jahren über viel Lebenserfahrung. Diese Mischung ermöglichte es mir auch eher unkonventionelle Fragen zu stellen.» Ein Jahr nach seinem Einzug in den Landrat übernahm er das Amt des Fraktionspräsidenten und wieder nach Jahresfrist rutschte er für Walter Lacher – nach dessen Präsidialjahr – ins Landratbüro.

Politischer Senkrechtstarter

«Das Amt als Landratspräsidenten ist der Höhepunkt meiner kurzen politischen Karriere und ich freue mich sehr auf die Aufgabe.» Er habe grossen Respekt und er sei sehr gespannt darauf. Ein grosses Augenmerk möchte er während seines Amtsjahres auf die Vielfalt und die Diskussionskultur während den Sitzungen legen. Durch die ständigen Kommissionen, die mit der Verkleinerung des Landrats eingeführt wurden, seien es nun vor allem deren Präsidenten, welche die meiste Redezeit einnehmen. Gerade deshalb habe man bei der Ausarbeitung der neuen Landratsverordnung einen Passus eingeführt, der es dem Präsidenten ermöglicht, jeweils einen Sprecher ernennen zu können. «An der diesjährigen Landsgemeinde wurde davon zum ersten Mal Gebrauch gemacht; im Landrat selber bisher eher noch verhalten.» Doch nicht nur diese Einseitigkeit bemängelt Landolt im aktuellen Landrat. «Ich hoffe, dass die Parteien wieder mehr auf andere Meinungen hören und diese in die eigene Politik aufnehmen.» Ansonsten gehe die Chance des Gremiums verloren, gemeinsam beste Lösungen und Grundlagen zu erarbeiten.

Starker Rückhalt

Dass Landolt mit grossem Engagement an seine neue Aufgabe herangehen kann, dafür sorgt im Hintergrund auch seine Familie – allen voran seine Frau Renata. «Wir sind wirklich ein gutes Team», meint Landolt dazu. Im Vorfeld der Wahl haben sie sich zusammengesetzt und das kommende Jahr besprochen sowie Aufgaben verteilt. «Ich bin eine Ehefrau, die nicht auf ihren Gatten wartet», sagt die ehemalige Primarlehrerin und meint damit, dass sie nicht alleine zu Hause bleibt, sondern selber viele Tätigkeiten ausübt. So führt Renata Landolt ein eigenes Geschäft und engagiert sich sehr beim Orchester con brio. «Gerade als unsere beiden Söhne noch klein waren, war es sehr praktisch, dass der Laden quasi zu Hause war.» Vor knapp einem Monat hatte die Familie Zuwachs und die Landolts wurden zum ersten Mal glückliche Grosseltern.

Kraftort Sulzboden

«Da wir beide sehr beschäftigt sind, nehmen wir uns bewusst Zeit für den anderen», erklärt Fredo Landolt weiter. Die gemeinsame Zeit verbringen sie dann sehr oft in der eigenen Hütte auf Sulzboden. Hier finden sie Ruhe und Erholung. «Das ist wirklich ein Kraftort, das hat auch schon bei der einen und anderen Kommissionssitzung geholfen.» So fand zum Beispiel die erste Sitzung für die neue Landratsverordnung hier statt und auch zur ersten Zusammenkunft nach seiner Wahl möchte Landolt das Landratsbüro hierher einladen.

Neben dem bekannten Thema Umfahrungsstrasse sieht Landolt das Wassergesetz und die Finanzen – auf kantonaler als auch Gemeindeebene – als zentral für die Entwicklung des Glarnerlands an. Dabei sei es wichtig, die Gratwanderung zwischen ausgeglichenem Haushalt und notwendigen Investitionen zu finden.

Buntes Treiben

Finanzen und Wirtschaft sind Themen bei denen sich Landolt bestens auskennt. Nach der KV-Lehre und seiner Weiterbildung zum Betriebsökonom HWV sowie zum eidg. dipl. Bankfachmann war er viele Jahre Mitglied der Geschäftsleitung der Glarner Kantonalbank. Mit dem Vorgänger von David Becher hatte ich «unterschiedliche Ansichten in strategischen Fragen». Es wurde Zeit für mich, zu gehen.» Heute ist er als Leiter Vorsorge für das Produktmanagement und die Marktentwicklung der Sparte Vorsorge bei der Bank Linth zuständig. «Die politische Tätigkeit war für meinen Mann auch eine Möglichkeit, weiterhin mit dem Glarnerland in Kontakt zu sein», meint Ehefrau Renata ergänzend. Der Kontakt zur Bevölkerung war Landolt auch wichtig als er im Umfeld der Heirat 1980 von Glarus nach Näfels zog. So übernahm er das Amt als Revisor bei der örtlichen CVP und engagierte sich mit viel Herzblut an der Fasnacht – vor allem als Geltenmeister. Nun ist er jeweils als Einmann-Sujet-Wagen unterwegs, der aktuelle politische Themen auf humoristische Art aufgreift. «Ich sehe mich selber als kreativen Macher. Und die Fasnacht bietet eine gute Gelegenheit, dies auszuleben.» Der neue Landratspräsident sieht auch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Politik und Fasnacht. Und zwar nicht, dass man sich hinter Masken versteckt, sondern, dass man gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten muss, auch wenn man nicht immer gleicher Meinung ist. Etwas, das er auch während seines Amtsjahres im Landrat zu verwirklichen versuchen wird.