Einem nicht eben leichten Unterfangen haben sich Viviane Hasler (Sopran); Schoschana Kobelt (Mezzosopran, Cello und irgendwann mal auch kurz mit dem Triangel); Dominique Müller (Klavier und Akkordeon); Moses Kobelt (Klavier, Komposition, Arrangements) und Christian Hamann (Kontrabass) wohltuend kreativ angenommen. Es ist schon der einleitenden Aufzählung zu entnehmen, dass da ein gewaltiges Potenzial an Kunstsinn und Begabungen nur darauf warten, abgerufen und bühnenreif umgesetzt zu werden. Und wenn im Hintergrund noch jemand wie Martin Kobelt darauf wartet, sich als Regisseur, Licht- und Kostüverantwortlicher einzufügen, kann das Zusammenfügen von ungewohnt Wechselvollem schon mal beginnen.
Mit dem Soldenhoffsaal im Obergeschoss der Landesbibliothek Glarus stand ein stimmiger Raum zur Verfügung. Die Nähe zwischen Interpretierenden und erfreulich vielen Besuchern gestattete ein geradezu inniges Auseinandersetzen mit Musik und zuweilen weit herum bekannten Geschehnissen um den genügsamen Liebhaber, sehnsüchtig und leidenschaftlich miauende Katzen, die Seeräuber Jenny, den Erlkönig, Mackie Messer, den Tod des Zeisigs, Kuckuck, Esel und Nachtigall und anderem. Wenige Requisiten – wie Garnknäuel, kleine aufgesteckte Vögelchen, Masken, Körbchen, Ausstattung der gar bedrohlich ankündigenden Dienstmagd und anderes – genügten, um die vertonten Botschaften dem spürbar gespannt lauschenden Publikum näherzubringen. Spielwitz, stilsicheres, variantenreiches und beseeltes Singen und hochklassige Beherrschung des jeweiligen Instruments liessen Faszination und Anteilnahme gleichermassen wachsen. Am Flügel war Moses Kobelt ein wahrlich ebenso kunstreicher, absolut überzeugender Begleiter wie Christian Hamann und Dominique Müller. Witzig, charmant, mit erfüllender Abgestimmtheit und knappstem szenischem Agieren sangen, ja erzählten Viviane Hasler und Schoschana Kobelt von gar vielem, das beispielsweise Sergeij Rachmaninow, Moses Kobelt, Arnold Schönberg, Kurt Weill, Franz Schubert, Pjotr Tschaikowski, Gioacchino Rossini oder Dmitri Schostakowitsch komponiert haben.
Textinhalte, die einer heilen, zuweilen arg verschmusten Zeit entstammen, wurden zum Leben erweckt. Warum nicht auch mal herrlich Kitschiges, reizvoll Unwahres, masslos Übertriebenes geniessen?
So folgte man mit innerem Vergnügen und Schmunzeln dem Mädchen und dem Schmusekätzchen, das mit dem Wollfaden rumspielte. Man setzte sich mit den Erwartungen des genügsamen Liebhabers auseinander, verfolgte den Vater, der mit seinem Sohn durch Nacht und Wind reitet und dem drohenden todbringenden Erlkönig nicht ausweichen kann. Die Seeräuber Jenny erzählte vom Schiff mit acht Segeln und 50 Kanonen, das irgendwann am Kai festmachen, die Stadt beschiessen und mit ihr, der gar ruchlos Ankündigenden, dereinst entschwinden wird. Übles war alsdann von Mackie Messer zu vernehmen. Esel und Nachtigall, der berührende Tod des Zeisigs, das Klagelied des Kuckucks über seinen eigenen Gesang, den einfach niemand so recht hören will und sich viel lieber mit Melodien von Nachtigall, Drossel oder Lerche befasst, waren weitere Begegnungen, die mit Kinderliedern über Messerchen aus Elfenbein, die sonntägliche Heirat einer Ziege, das rumtratschende Froschweib und anderem ausklangen.
Zwischendurch klang Jazziges auf, von Christian Hamann und zuweilen vierhändig mit Dominique Müller und Moses Kobelt, meisterhaft und mitreissend gespielt.
Das Begegnen endete mit ganz viel verdientem, langem Beifall. Das 2013 gegründete Dornbusch-Quintett hat sich mit seinem ersten grösseren Programm absolut überzeugend vorgestellt.
