Michel Gammenthaler überzeugte

Magie und Ironie verbindet der Kabarettist Michel Gammenthaler. In seiner Ein-Mann-Show „Zeitraffer“ veralberte er im Gemeindezentrum Schwanden das Zaubergewerbe und verblüfft zugleich mit raffinierten Tricks.



Gammenthaler zerschneidet er eine Leine und lässt sie durch einen magischen Trick wieder zusammenwachsen. „Theaterzauberei“ nennt der Künstler seine schillernden Darbietungen.
Gammenthaler zerschneidet er eine Leine und lässt sie durch einen magischen Trick wieder zusammenwachsen. „Theaterzauberei“ nennt der Künstler seine schillernden Darbietungen.

Michel Gammenthalers Auftritt in der Gemeindestube Schwanden, lockte eine ansehnliche Zahl Besucher ins Gemeindezentrum. Auf der Bühne verwandelte er sich in einen aufgeblasenen Experten – in einen Anti-Aging-Berater, der dem Publikum einen hautstraffenden Spray andrehen will. Er erklärt die Wirkung des Sprays mit pseudowissenschaftlichen Fachausdrücken. Als Beweis zerreisst und zerknüllt der Experte eine Zeitung, die er anschliessend mit dem Spray einnebelt. Das Anti-Falten-Mittel wirkt: Nach der Behandlung ist die Zeitung wieder glatt und ganz.

Gammenthalers „Theaterzauber“ besteht aus einem Mix von Magie und Ironie, aus Zauberei und Zeitkritik. Er verweigert sich den Spielregeln einer klassischen Zaubershow. Er will im Lauf einer Vorstellung nicht bloss viele Tricks aneinanderreihen. Stattdessen ist bei ihm jede magische Darbietung in eine hintergründige Kabarettszene eingebettet.

Gammenthaler veralbert den Jugendwahn oder den Irrsinn der ständigen Erreichbarkeit dank multifunktionalen Handys. Er erklärt, dass sich „online“ auch mit den Worten „an der Leine“ übersetzen lässt.

Gammenthaler spielt einen ehemaligen Snowboarder, der die Halfpipe satt hat und nun lieber als sogenannter Freestyle-Magier brilliert. Mit grimmigem Blick und roter Wollmütze auf dem Kopf kommentierte er seine Tricks in einem rasanten Jugendslang.

Ein Zauberer der alten Schule hatte Mühe mit Gammenthalers magischem Kabarett: Nach einer Vorstellung trat ein älterer Herr an den Künstler heran und tadelte ihn streng für die „mangelnde Trickdichte“ in seiner Show. lm neuen Programm „Zeitraffer“ greift Gammenthaler diese Episode auf: Am Rand der Bühne steht ein Messgerät, das laufend die Zaubertricks zählt. Nach der ersten Halbzeit der Show zeigt der Apparat erst die Ziffer neun. Ein Kopftuch reicht für die Verwandlung Dennoch kann sich das Publikum nicht über einen Mangel an Magie beklagen. Denn auch Gammenthalers Schauspielkunst ist pure Zauberei: Bindet er sich ein Kopftuch um, wird er zur greisen Zaubererwitwe Hedi Hegetschwiler. Sie macht sich mit träfen Sprüchen darüber lustig, dass ihr Altersheim heute „Seniorenresidenz“ heisst. Nach langer Vorbereitung zeigt sie einen Trick mit Jasskarten im XXL-Format, die sie mit ihren schwachen Augen erkennen kann.

Gammenthaler hat zwei Söhne im Alter von drei und acht Jahren. Flösst der Magier seinen Kindern mit Zaubertricks Respekt ein, wenn sie mal frech sind? „Das fände ich absolut unfair“, meint der Künstler. „Ich habe meinen Söhnen Yann und Lio längst erklärt, dass ich nicht wirklich zaubern kann. Das hat ganz praktische Vorteile. So erwarten die Kinder nicht, dass ich ihnen auf Wunsch rasch ein Baumhaus in den Garten zaubere.“