«Mindestens so spannend wie ein Fussballmatch»

Das eidg. Jugendschiessen im Kanton Glarus ist bereits wieder Vergangenheit. Ein Grossanlass, der während zwei Wochenenden über 5000 Schützinnen und Schützen ins Glarnerland zog. glarus24 hatte Gelegenheit, mit Josef Ruoss, einem Mitglied des OKs und Medienverantwortlichen dieses Anlasses, nach dem Fest über seine Eindrücke und Erlebnisse zu sprechen.



Josef Ruoss im Gespräch mit der Präsidentin des SSV
Josef Ruoss im Gespräch mit der Präsidentin des SSV

glarus24: Der Anlass, der sich über zwei Wochenende hinzog, war gespickt mit Veranstaltungen, vor allem aber mit Besuchen von vielen Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Wirtschaft. Was war für Sie persönlich, aber auch für das Fest im Gesamten der oder die Höhepunkte?

Sepp Ruoss: Die beiden Wochenenden boten sehr viele schöne Erinnerungen, aber der absolute Höhepunkt war sicher der Besuch von Bundesrat Ueli Maurer. Es war eine grosse Ehre, nicht nur für das OK, dass er am offiziellen Tag die Festrede hielt und sich vor allem Zeit für die Jugendlichen genommen hat.

Auch der Besuch des Chefs der Armee, Korpskommandant André Blattmann, beim Absenden war sehr eindrucksvoll. Er übergab persönlich den jeweiligen Gewinnern die Bundesgaben. Insgesamt waren es sechs Sturmgewehre und zwei Pistolen, die neben 30 000 Schuss von der Armee gesponsert wurden.

glarus24: An diesem eidg. Jugendschiessen nahmen mehr als 5000 Schützinnen und Schützen teil. Im Verhältnis dazu aber eigentlich nur relativ wenige Zuschauer.

Sepp Ruoss: Ein Hauptgrund dafür sehe ich im Beginn der Sommerferien, die genau auf den Auftakt des Festes fielen. Gerade viele Glarner dürften da schon ihren Urlaub angetreten haben. Es ist aber auch spürbar, dass die Akzeptanz der Bevölkerung zum Schiessen fehlt. Obwohl wir den drittgrössten Sportverband im Kanton verkörpern.

glarus24: Ist Schiessen in dieser Art kein Publikumsanlass?

Sepp Ruoss: Beim «normalen» 300 Meter – und Pistolenschiessen ist das sicher der Fall. Da gibt es auf der einen Seite den Lärm, auf der anderen Seite ist es schwierig, dem Wettkampf wirklich folgen zu können. Gerade die olympischen Disziplinen sind aber von der Spannung durchaus mit einem guten Fussballmatch vergleichbar. Dank der Einblendung der Resultate und dem parallelen Schiessen können die Zuschauer hier den Wettkampf hautnah miterleben. Nur leider konnte man dies bisher nicht so einfach der Öffentlichkeit vermitteln. Aber hier liegt in Zukunft noch mehr drin, eventuell auch vermehrt mit Kameras und ähnlichen Mitteln.

glarus24: Sie waren bereits aktiv im OK zum Kantonalen Schützenfest vor vier Jahren in Glarus. Was waren für Sie die wesentlichen Unterschiede in der Organisation der beiden Feste, aber auch zum eigentlichen Grossanlass?

Sepp Ruoss: Der wichtigste Unterschied lag darin, dass neben dem 300-Meter- und Pistolenschiessen auch noch die olympischen Disziplinen dazukamen. Das war im Glarnerland ein richtiges Novum. Aus diesem Grund haben wir hier auch Hilfe aus anderen Kantonen benötigt. Die Unterstützung und der Einsatz der Helfer waren hier wirklich enorm. Dazu kam noch, dass viele Schützen in mehreren Disziplinen antraten, was gewisse Herausforderungen an die Logistik und Organisation der Pläne stellte.

Ein weiterer neuer Aspekt kam dann noch mit der Abendunterhaltung dazu. Schnell kam der Wunsch auf, dass man den Jugendlichen, aber auch den Besuchern neben dem Sport etwas bieten will. Da sonst niemand genug Zeit hatte, habe ich dann diese Aufgabe noch zusätzlich übernommen. Hier und vor allem im Festzelt konnten wir auf die Hilfe von anderen vor allem turnenden Vereine zählen. Diese sportübergreifende Zusammenarbeit finde ich ganz besonders schön. Dazu gehört auch, dass das Glarner-Bündner Kantonalturnfest für das Schützenfest verschoben wurde. Zum Glück konnten beide Anlässe bei schönstem Sommerwetter durchgeführt werden.

glarus24: Ein Anlass dieser Grössenordnung ist aber sicher immer auch mit einem gewissen finanziellen Risiko verbunden. Können Sie in dieser Hinsicht bereits ein erstes Fazit ziehen?

Sepp Ruoss: Wir hoffen, dass wir positiv über die Runden kommen. Dank der guten Unterstützung aus einheimischen Firmen, Bank und Versicherung, aber auch von Privaten dürften wir das Ziel erreichen. Was auch zum guten Ergebnis beigetragen hat, waren die sehr zahlreichen Begleiter der Jugendlichen. Gerade am ersten Wochenende sind wir von dem grossen Aufmarsch überrascht worden. Insgesamt haben 5030 Jugendliche am Schützenfest teilgenommen und etwa gleich viele Begleiter, Eltern oder Geschwister sind mitgekommen. Ein Umstand, der so nirgendwo im Vorfeld erfasst wurde respektive erwartet wurde. Wenn zum Beispiel 200 Mittagessen bestellt wurden und dann nochmals soviele unangemeldete Personen auftauchten, wurden die Verpflegungsstände schlicht überrannt. Dies stellte uns vor allem zu Beginn des Anlasses auf eine harte Probe. Positiv in diesem Zusammenhang sicher, dass gerade die Abendunterhaltung zusätzlich viele Glarner anlocken konnte.

glarus24: Sie hatten sicher während dem Anlass Gelegenheit, mit den Jugendlichen und auch mit verschiedenen Prominenten zu sprechen. Uns interessiert, wie diese das Fest, aber auch unseren Kanton während diesen Tagen erlebt haben.

Sepp Ruoss: Ich habe fast nur positive Rückmeldungen erhalten. Der Lärm rund um das Festzelt wurde von einigen Anwohnern kritisiert, aber das ist eine normale Nebenerscheinung bei einem Grossanlass. Über die Bilder auf unserer Homepage konnte ich auch sehen, dass viele Vereine die Zwischenzeit auch genutzt haben, um das Glarnerland kennenzulernen. So waren einige in Elm, in der Bowlinghalle in Niederurnen oder sassen kurz in einem Café oder in einer Pizzeria.

Auch unsere Organisation wurde von vielen Seiten sehr gelobt. Ueli Maurer hat uns nach seinem Besuch ein grosses Kompliment ausgesprochen. Vor allem die Betreuung wurde herausgehoben und dass alle Helferinnen und Helfer stets sehr freundlich und aufmerksam waren. Dazu gesellte sich ein Pluspunkt, den wir uns nicht ganz selber zuschreiben können. Die kurzen Wege und Distanzen in unserem Kanton wurden sehr positiv aufgenommen.

Als aktiver Schütze hat mich aber auch die sportliche Leistung der Jugendlichen enorm beeindruckt. Das Niveau ist sehr hoch. Viele ältere Schützen müssten sich hier warm anziehen. Der Anteil der Mädchen vor allem bei den Sportschützen ist mir aufgefallen und hat mich positiv beeindruckt. Hier ist es nun unsere Aufgabe, dass wir die Jugendlichen weiter an den Schiesssport binden können, denn sie sind eindeutig unsere Zukunft. Vielleicht muss man hier auch den sozialen Aspekt stärker betonen. Das Jugendschützenfest hat gezeigt, wie gross der Teamgeist sein kann. Die Schützinnen und Schützen sind alles Kollegen und bilden eine grosse Familie mit einem ausgezeichneten Zusammenhang.