Mit dem Glauben ist es wie mit einem frisch gezapften Bier

Aus Anlass des Kantonalen Kirchentags laden die Brauerei Adler zusammen mit der Reformierten Kirche zum Apéro ein unter dem Motto «Hopfen und Malz – Gott erhalt’s».



Aus Anlass des Kantonalen Kirchentags laden die Brauerei Adler zusammen mit der Reformierten Kirche zum Apéro ein unter dem Motto „Hopfen und Malz - Gott erhalt’s“. (Bild: e.huber)
Aus Anlass des Kantonalen Kirchentags laden die Brauerei Adler zusammen mit der Reformierten Kirche zum Apéro ein unter dem Motto „Hopfen und Malz - Gott erhalt’s“. (Bild: e.huber)

Als Jesus durch Israel pilgerte und den Menschen von Gottes Wundern erzählte, da hat er das sehr anschaulich beschrieben: Wie die Saat auf dem Acker, Vögel auf dem Feld, Schafe auf dem Feld. Er sagte auch: Ihr seid das Salz der Erde. Und einmal: Ihr seid die Reben, ich der Weinstock.

Wenn Jesus heute ins Glarnerland käme, siehe, da fände er viele Leute, die vom Glauben nicht viel halten. Wie würde er das Geheimnis des Glaubens anschaulich machen?

Jesus würde sich umschauen und entdecken: Die Glarner mögen Adlerbräu. Bei uns gibt es frisches Bergquellwasser. Und in Schwanden seit 1828 die Braukunst, dazu nicht wenig Gasthäuser und viele Wirtsstuben, in denen die Menschen zusammenkommen, um miteinander Bier zu trinken.

Und so würde sich Jesus auf die Terrasse des Gasthofes Adler zu den Leuten setzen und bei der Gelegenheit die Stimme erheben und sagen: «Seht, Ihr Leute vom schönen Glarnerland: Ich tue euch kund, was es mit dem Glauben auf sich hat. Ihr fragt: Wie können wir uns das vorstellen, mit dem unsichtbaren Gott verbunden zu sein? Ich sage euch: Mit dem Glauben ist es wie mit einem frisch gezapften Bier!»

Hopfen spendet dem Bier Würze. Er gibt dem Getränk die Fähigkeit, Ruhe und Entspannung zu schenken. Bei einem Glas Bier kann der Feierabend eingeläutet werden. Der Stress verliert seine Lästigkeit. So auch der Glaube: Die Mühsal des Tages, alles Erreichte und Misslungene, können wir in Gottes Hand legen. Im Gebet finden wir Ruhe, Ausgleich und Entspannung. Sorgen und Ängste dürfen wir loslassen und inneren Frieden erfahren.

Malz gibt dem Bier Geschmack und Stärke. Es wird aus Getreide gewonnen. Das Korn wächst aus dem Acker und ist fest mit der Kraft der Erde und mit der Arbeit des Menschen verbunden. Im Alltag gibt es als Brot oder in flüssiger Form als Bier diese Erdenkraft an die Menschen weiter. So auch der Glaube: Echter Glaube existiert nicht abgehoben vom Irdischen, sondern verwurzelt den Menschen im Alltag. Gleichzeitig gibt er den Menschen Stärke und Kraft, um den Alltag gut zu bewältigen.

Und der Alkohol?!? Einige Leute würden kritisch einwenden, Alkohol macht doch abhängig? «Ja, Alkohol verändert unsere Wahrnehmung: Wir sehen, hören, fühlen die Welt anders als sonst. Eine gewisse Leichtigkeit stellt sich ein, eine angenehme Distanz zur Rationalität. Das Zeitempfinden verschiebt sich. So der Glaube: Auch er kann helfen, uns für aussergewöhnliche Erfahrungen und Wahrnehmungen zu öffnen. Wir können Dinge erkennen, die sonst verborgen bleiben. Unser Bewusstsein wird für spirituelle Geheimnisse geschärft. Ekstase kann Teil einer Religion sein.»

Dann hält Jesus einen Moment inne und fügt an: «Ihr Leute vom schönen Glarnerland: Euch sei eine Warnung mitgegeben! Mit dem Bier sollt Ihr verantwortungsbewusst umgehen. Auf das richtige Mass kommt es an. Zu viel verkehrt die positiven Seiten ins Gegenteil. Statt innerer Ruhe kommt dann Aggressivität ans Licht, statt Lebensfreude zerstörerische Abhängigkeit. So der Glaube: Wird er übertrieben, treten Überheblichkeit, Unduldsamkeit und Intoleranz auf den Plan. Gewalt in Wort und Tat folgen dieser Deformation. Dann ist keine Freiheit des Glaubens mehr, sondern wir finden uns in einem Kerker aus Angst, Enge und Fanatismus wieder.»

Und dann beendet Jesus seine Rede: «Bedenkt dies, Leute vom schönen Glarnerland, und behaltet meine Worte gut!» Und so wie er aufgetaucht war, würde er sich den Leuten wieder entziehen. Einige würden seinen Worten Glauben schenken, andere würden ihre Köpfe schütteln und seine Rede wie Schaum von den Lippen wischen. Nicht wenige jedoch würden von nun an immer, wenn sie eine Stange Bier heben, das Gebräu mit anderen Augen anschauen und staunen, welche Wunder des Glaubens in alltäglichen Dingen verborgen sind.

*) Peter Hofmann ist Pfarrer in Schwanden

Kantonaler Kirchentag - Bi dä Lüüt im Dorf
Freitag, 3. Juni 2022

18.15 Uhr
Andacht und stilles Innehalten
in der reformierten Kirche Schwanden

19.00 Uhr
Apéro bei der Brauerei Adler