Mit em Olgäli ä d’Näfleser Fahrt

Eine durchaus heitere Geschichte am Rande der Näfelser Fahrt 2022.



(Bilder von Hans Speck)
(Bilder von Hans Speck)

Bis vor wenigen Jahren traf sich eine Gruppe Männer am Tag der Näfelser Fahrt in aller Herrgottsfrühe bei ihrem vor wenigen Jahren leider verstorbenen Freund und Wirt Hermann Rickenbach im Restaurant Jägerstübli in Netstal zum traditionellen «Fahrts-Zmorged». Sinn und Zweck dieses jährlichen Treffens war einzig und allein, dass diese ehrenwerte Gesellschaft mit «gnueg Bodä» an die Fahrtsfeier nach Näfels gehen und vor allem diese einigermassen schadlos überstehen konnte. Für «gnueg Bodä» sorgte Hermanns Gattin und Wirtin Rosa, welche die sechs feinen Herren jeweils mit einem opulenten Morgenessen mit allem Drum und Dran überraschte. Sogar die Künste des Flambierens konnte Rosa demonstrieren. Gut gerüstet und mit vollem Magen ging es im Anschluss in Richtung Schneisingen, an den Ort des Geschehens, dort wo die Schlacht am 9. April 1388 stattgefunden hat.

Auf vier Rädern und acht Pferdehufen an die Fahrt

Früher, als man noch so richtig «zwäg» war, führte der Weg nach Näfels in Begleitung der Harmoniemusik Glarus oder Näfels, je nach Turnus, und einem Detachement Soldaten vom Zeughaus in Glarus nach Netstal, und im Anschluss über den offiziellen Fahrtweg entlang am Fusse des Wiggis und über Wege und Stege nach Schneisingen. In diesem Jahr haben sich die sechs Freunde der Näfelser Fahrt in Anbetracht ihres teils biblischen Alters per Kutsche von Martin Bowald direkt ins Klosterdorf chauffieren lassen. «Es heiss ja schliesslich Näfelser Fahrt», meinte augenzwinkernd ein Mitglied dieser Männergruppe. Die Fahrt an die diesjährige Fahrtsfeier mit und auf einer Kutsche hat aber auch einen speziellen Grund, und dieser heisst Olga «Olgäli» Jutzeler, ihres Zeichens Jahrzehnte lang Wirtin und Gastgeberin im Restaurant Rössli in Näfels. Stets war sie darum besorgt, dass viele Besucher noch während der Fahrtsfeier schon in den Vormittagsstunden ihre legendären Bratwürste an einer rassigen Zwiebelsause geniessen konnten. Das «Olgäli» war auch immer darum besorgt, dass sich ihre Gäste bei ihr wohl fühlten. Manchmal gings es an der Fahrt im «Rössli» wirklich zu und her «we imäne hölzigä Himmel». Das alles gibt es leider nicht mehr. Das «Rössli» wurde mittlerweile verkauft und die Zukunft dieses Kultrestaurants steht in den Sternen. Zurückgeblieben sind aber unzählige Erinnerungen an unvergessene Stunden.

Einä vu mine schünschte Täg im Läbä

Vor drei Jahren hatte Paddy Rhyner, Mitglied der rein aus Männern bestehende Gesellschaft «Freunde der Näfelser Fahrt», die glänzende Idee, die Fahrtsfeier einmal anstelle eines langen Fussmarsches von Glarus nach Näfels mit einer Kutschenfahrt zu bestreiten. Diese reine Männergesellschaft, bestehend aus dem Näfelser Kurt Hauser, Albert Roux, Paddy Rhyner, Heiri Bläsi, Hans Böni und dem Exil-Netstaler Werni Stähli. Dieser lässt es sich nicht nehmen, jedes Jahr bei Wind und Wetter, egal ob es aus Gelten schifft oder Metzgerblusen schneit, an der Näfelser Fahrt teilzunehmen. Zusätzlich zur Idee von Paddy wartete sein Kollge Kurt Hauser noch kurz vor der diesjährigen Näfelser Fahrt mit einer tollen Zusatzidee auf: «Nehmen wir doch unser Olgäli vom «Rössli» mit auf diese Kutschenfahrt. Olgäli, heute im Zimmer 215 im Altersheim in Näfels wohnhaft, hat es mehr als verdient, dass wir sie auf diese spezielle Fahrt mitnehmen. Schliesslich hat sie jahrelang an der Näfelser Fahrt speziell für uns Plätze in ihrem Restaurant reserviert und wie eine eigene Mutter peinlichst genau darauf geachtet, dass wir sechs ja nicht verhungern oder gar verdursten mussten. Wir wollen ihr auf diese spezielle Art einmal von Herzen ein Dankeschön sagen, für alles, was sie in all den vielen Jahren für uns gemacht hat», erklärte Hauser. Die Idee, dem Olgäli eine schöne Näfelser Fahrt zu bereiten, wurde mit dem Meister aller Kutscher Martin Bowald vorbereitet. Die betagte Wirtin vom «Rössli hat mit grosser Freude die Einladung für diese ganz spezielle Näfelser Fahrt gerne angenommen. Erst in den späten Nachmittagsstunden wurde diese im Altersheim Letz beendet. Es sei einer ihrer schönsten Tage in ihrem Leben gewesen, meinte die Gefeierte mit tränenfeuchten Augen nach einem ereignisreichen Tag.