Der Wunsch nach Beständigem wird grösser
Was früher Standard war, ist heute hoffnungslos veraltet. Nichts ist konstanter als der Wandel. Er vollzieht sich immer schneller. Nicht alle sind glücklich darüber. Der Wunsch nach Kontinuität wird immer grösser.
Kontinuität bewirkt ein Gefühl der Sicherheit, des Vertrautseins. Man verbindet sie gerne mit der Herkunft. Wo man sich verwurzelt fühlt, ist Geborgenheit zu finden. Das Zusammenleben ist geprägt von solchen Erfahrungen.
Vor rund zehn Jahren wurde mit der Gemeindestrukturreform die Neugestaltung dieses Zusammenlebens angestossen. Die damit einhergehende Skepsis am Wandel gründete oft in der Abkehr von Vertrautem.
Es ist menschlich, dass man sich nicht gerne von Vertrautem trennt. Es eröffnen sich dadurch aber auch neue Chancen. Dabei stellt man Ansprüche. Man möchte eine Verbesserung spüren. Für die einen wurden die Wünsche erfüllt, für die anderen weniger.
Nun sollte jedoch wieder Stabilität, Kontinuität einkehren. Die Vorzüge der Gemeindestrukturreform gilt es zu nutzen, die Veränderungen anzunehmen. Nach einer Phase des Umbruchs kommt auch das Vertrauen, das Vertrautsein zurück. Es ist an der Zeit, vorwärts zu schauen. Wer dazu nicht bereit ist, kann sich nicht weiterentwickeln. Gleichzeitig soll die Herkunft nicht in Vergessenheit geraten.
Wurzeln bilden den roten Faden
Herkunft ist nicht nur als geografische Grösse zu betrachten. Menschen sind geschichtliche Wesen. Sie werden in einer bestimmten Stunde, an einem bestimmten Ort und in eine bestimmte Gruppe hineingeboren. Diese Gegebenheiten bestimmen das Identitätsgefühl des Einzelnen. Die eigenen Wurzeln und das Werteverständnis, das daraus erwächst, bilden den roten Faden durch ein Leben. Diese können auch dann, wenn das aktuelle Leben verrückt spielt, ein Gefühl von Kontinuität vermitteln.
Die Kirchen stellen für die Schärfung des Bewusstseins für die eigene Herkunft Rituale für viele Lebenslagen zur Verfügung. Es ist nicht unwesentlich, welche Bräuche Erwachsene an die Jüngeren weitergeben. Denn diese Traditionen lehren den Einzelnen, sich als Teil eines grösseren Ganzen wahrzunehmen. Und wo, wie heutzutage, viele Menschen an der Unbeständigkeit der Welt leiden und spüren, dass zu viel an falschen materiellen Werten gemessen wird, bekommen sorgfältig gestaltete Feiern in grösseren Gemeinden ihren tiefen Sinn. Denn sie orientieren sich an längerfristigen Werten.
Die Zukunft lässt sich nicht beherrschen
Je besser es Einzelnen gelingt, das Bewusstsein für ihre Herkunft zu schärfen, desto eher gelingt die Zukunft, auch wenn diese letztlich immer ungewiss bleibt. Jeder Tag bringt neue Überraschungen. Obwohl Menschen denken und planen können, sind sie gegenüber Veränderungen oft ohnmächtig. Sie stehen jedoch nicht alleine da. Viele sind davon überzeugt, dass Gott hilft, auch mit den Fähigkeiten, die er den Menschen verliehen hat.
Ein sicheres Fundament für eine gute Entwicklung
Stellt man materielle Dinge in den Hintergrund, verbleiben höhere Werte. Nach diesen zu streben lohnt sich. Sie schaffen Kontinuität. Diese Werte bilden zusammen mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten eine sichere Basis in Zeiten des Wandels. Veränderungen lässt es sich leichter begegnen, wird man sich bewusst, was über all die Turbulenzen der Zeit hinweg Bestand hatte.
In diesem Sinne sind alle Menschen dazu aufgefordert, das Bewusstsein für die eigene Herkunft wahrzunehmen, zu schärfen und sich auf die wichtigen Werte zu besinnen. Möge dies dazu beitragen, dass sich unsere Gesellschaft aus einem sicheren Fundament heraus gut entwickeln kann.
Mit Kontinuität durch die Turbulenzen der Zeit
Der Regierungsrat des Kantons Glarus stellt das Bettagsmandat 2014 unter den Titel «Mit Kontinuität durch die Turbulenzen der Zeit». Thematisiert wird dabei der oft vorhandene Wunsch nach Kontinuität in Zeiten des Wandels.