Mit Mugg und Milch

Am vergangenen Samstag, 1. Oktober, trafen sich – trotz miserablem Wetter – rund 70 bis 80 der insgesamt 489 Neuzuzüger von Glarus Süd im Legler-Areal zum Kennenlernen. Neben dem Referat von Jakob Wohlwend zu den Alpen und jenem von Hans Dürst zum Areal unterhielt Clown Mischa vom Zirkus Mugg Jung und Alt mit «seiner» Variante von der Käseherstellung.



Die jüngsten Teilnehmer am Neuzuzügeranlass von Glarus Süd (Bilder: e.huber)
Die jüngsten Teilnehmer am Neuzuzügeranlass von Glarus Süd (Bilder: e.huber)

Zum Schluss zogen die meisten, die sich angemeldet hatten und auch gekommen waren, mit einem Couvert voller Gutscheine im Schlepptau von Hans-Rudolf Forrer, dem neuen Gemeindepräsidenten, von Diesbach über Adlenbach an die Luchsinger Chilbi, wo sie – auf Kosten der Gemeinde – ein Raclette oder wahlweise Spaghetti serviert bekamen. Vorher gab es im Legler-Areal Diesbach einen Haufen Geschichte(n) und einen feinen Apéro. Die Schlange vor dem Anmeldungstisch von Stephanie Landolt ging manchmal bis vor die Tür, denn alle bekamen ihr Namenstäfeli und meldeten sich in einer der Sprachen an, die sie sprachen. Wenn man der Liste von Regula Banzer Glauben schenkt, so ist Glarus Süd auch multikulti.

Die Nationen

«Die Eingeladenen kommen aus diesen Nationen: 1 Albanien; 1 Bosnien und Herzegowina; 1 Brasilien; 68 Deutschland; 1 Irak; 15 Italien; 2 Kanada; 3 Niederlande; 1 Nordmazedonien; 7 Österreich; 2 Peru; 1 Philippinen; 10 Polen; 10 Portugal; 2 Rumänien; 2 Russland; 331 Schweiz; 1 Slowakei; 7 Spanien; 1 Syrien; 5 Tschechien; 4 Türkei; 2 Ukraine; 8 Ungarn: 1 USA und 2 Grossbritannien», hatte Banzer geschrieben. So vielfältig wie die Nationen, so lebendig war die Feier. Während die Kinder im oberen Stock herumtobten, begrüsste Hans-Rudolf Forrer die Neuzugezogenen mit einigen Informationen zur Gemeinde und insbesondere zu Diesbach. Nach ihm präsentierte Hans Dürst das Legler-Areal, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts zur Textilproduktion diente und damals schon 150 Diesbachern Arbeit gab. 1884 kam eine Spinnerei zur Weberei, Webstühle wurden durch den Oberwasserkanal und das eigene Wasserrad über Transmissionen angetrieben. Bereits 1875 expandierten die Leglers nach Italien und wurden zur Weltfirma, zuletzt produzierte man vor allem Jeansstoffe. 1888 entstand hier auch das erste Hochdruck-Kraftwerk, 1909 wurde ein Generalvertrag mit Diesbach und Betschwanden geschlossen, 1944 kam die erste Niederdruckturbine dazu und heute hat sich die Gemeinde als Aktionärin bei der Hochdruckkraftwerk Diesbach AG eingekauft.

Der Käse

Der zweite Teil war den 40 Alpbetrieben von Glarus Süd und der Käseproduktion gewidmet. Jakob Wohlwend, der sieben Jahre im Gemeinderat sass und später die Fachstelle Alpen/Landwirtschaft führte, erklärte jene Geschäfte, die eben immer wieder an die Gemeindeversammlung kommen, da Alpgebäude und Alpstrassen auch immer Investitionsbedarf haben, damit alles dem Tierschutz, dem Gewässerschutz und der Hygiene angepasst werden kann. Wohlwend machte den Anwesenden klar, dass die Gemeinde die Alpen eben als «Erbe» anschaut, ein Erbe, das nicht veräussert wird, und erklärte auch, wie die Alpwirtschaft mit ihren drei Stafeln funktioniert, was sie gegen Verwaldung unternimmt und was Ziger ist. Im dritten, clownesk-unterhaltenden Teil hatte dann die Kuh «Hermine» zusammen mit Clown Mischa vom Zirkus Mugg ihren Auftritt. Mischa «erklärte» sogar, wie man Käse herstellt, auch wenn dazu der Ritt auf der Kuh nicht unbedingt nötig ist. Es war ein locker-flockiger und vor allem sehr unterhaltsamer Anlass, der den Neu-Südlern zeigte, dass sie in einer ganz speziellen Gemeinde Fuss gefasst haben.