Es ist ein kühler Sonntagmorgen, mitten in Glarus: Noch herrscht Ruhe im altehrwürdigen Soldenhoffsaal. Rund 40 Glarner Jugendliche sitzen im Halbkreis, ordnen ihre eben erhaltenen Noten, werfen sich erwartungsvolle Blicke zu. Sie alle sind dem Ruf von Lorenz Stöckli gefolgt. Der Dirigent aus Ennenda ist mit der Bildung eines Glarner Jugendblasorchesters beauftragt. Dieses soll im Mai die Vereidigungsfeier der Schweizergardisten in Rom musikalisch umrahmen. Glarus ist heuer als Gastkanton eingeladen. Der Regierungsrat nutzt die Gelegenheit, um Glarner Jungmusikern die Chance auf einen einmaligen Auftritt zu bieten.
Eine Premiere für den Kanton Glarus
Der Wunsch des Regierungsrates führt nun zu einer Premiere: Noch nie standen Musiker aus allen Glarner Jungmusikformationen gemeinsam auf der Bühne. Auch die Glaronia Brass Band sowie die Glarner Musikschule sind mit von der Partie. Eine Delegation des Tambourenvereins Näfels wird in Rom den Takt angeben.
Das Durchschnittsalter der Musiker beträgt 18 Jahre. Sie alle sind gut ausgebildet, beherrschen ihre Instrumente aus dem Effeff. Im Glarnerland spielen die Jungmusikanten in der Regel schon früh in Erwachsenenformationen mit. Davon profitieren sie. «Unter diesen Voraussetzungen ist es kein Problem, eine leistungsstarke Formation zusammenzustellen», erklärt Dirigent Stöckli. Viele Jungmusiker seien auch bei den Erwachsenen Leistungsträger. Das kann ihm nur recht sein: «Das Repertoire kann hochstehend und mit solistischen Einlagen attraktiv für ein breites Publikum gewählt werden.»
Auch in Glarus gibt es ein Konzert
Im Cortile San Domaso, dem Innenhof des Apostolischen Palasts, werden die jungen Musiker ihren grossen Auftritt haben – vor politischen und kirchlichen Würdenträgern, aber auch vor den mitgereisten Glarnerinnen und Glarner. Der «Triumphmarsch» aus der Oper «Aida», oder Stücke wie das «Urnerbodä-Kafi» und «Uptown Funk» stehen auf dem Programm. Das will geübt sein. Drei Stunden waren es an jenem Sonntagmorgen im Soldenhoffsaal. Viele weitere werden noch folgen: Ein Probeweekend und sechs Sonntagsproben stehen auf dem Plan. Schliesslich soll jeder Ton sitzen. Mehr ist – zwischen Fasnacht und Frühlingsferien – kaum möglich. Der erste öffentliche Auftritt folgt dann Anfang April in der Aula der Kantonsschule Glarus. Wer nicht mit nach Rom reist, hat also dennoch die Chance, den Auftritt der Glarner Jungmusikanten zusammen mit den Tambouren zu erleben.
Vielleicht geht es weiter
Und vielleicht wird aus der vom Regierungsrat ins Leben gerufenen Ad-hoc-Formation gar ein dauerhaftes Ensemble. «Ein eigenständiges, musikalisch anspruchsvolles kantonales Auswahlorchester ist als Ergänzung zu den Aktivitäten der Stammvereine seitens der jugendlichen Blasmusikanten ein echtes Bedürfnis», so Stöckli. Mit ihm könne eine Lücke im Ausbildungsangebot vor allem für junge Erwachsene geschlossen werden. Die Weiterführung des Projekts wäre also durchaus möglich – dann allerdings auf privater Basis.
Mit Pauken und Trompeten nach Rom
Für rund 40 Glarner Jungmusikanten ist er das Highlight der noch jungen Karriere: Der Auftritt an der Vereidigungsfeier der Schweizergardisten in Rom. Damit jeder Ton sitzt, wird fleissig geübt.