Mit Stein und Tastenschlag ins BSINTI-Osterweiss

Grau, regnerisch und dazu wieder Schneeflocken – das Osterwetter macht sich in diesem Jahr keinen guten Namen. Anders das BSINTI: Hier fanden sich bereits schon am Samstag etliche Gäste ein, um Steinkünstlerin Claudia Müller beim Handwerken über die Schulter zu schauen. Gekrönt wurde der vorerst letzte offizielle Samstag vor dem BSINTI-Umbau mit einem klassischen Konzert. Der Berner Pianist Patrizo Mazzola begeisterte die Gäste und liess nicht nur seine Finger tanzen.



Mit Stein und Tastenschlag ins BSINTI-Osterweiss

Die Gepackwagen sind prall gefüllt, die Möbel stehen zur Abfahrt bereit. Am Samstagmorgen schien es in Braunwalds Talstation, als ob nun auch der letzte Gast und sogar ein paar Braunwalder das Weite suchen. «Oh je! Hoffentlich kommen trotzdem ein paar Leute ins BSINTI», schiesst mir durch den Kopf, als wieder eine Ladung Koffer aus Braunwald in Linthal ankommt.

13.32 Uhr: Ohne Winterjacke hätte man nicht nach Braunwald reisen sollen. Es ist kalt, nass, grau und verschneit. Eine Familie mit zwei Kindern läuft entgegen des Trendes mit Koffern in Richtung Märchenhotel. «Vielleicht machen sie ja einen Halt im BSINTI» – einige Menschen sind hier trotz der Wetterlage im Nebel zu erkennen. Angekommen im BSINTI vergesse ich die Ungemütlichkeit. Es ist warm, gemütlich und sogleich steh ich am «Stammtisch» vor Ueli Oester und weiteren Glarnern, mit denen ich schon das eine oder andere BSINTI-Event teilen konnte. Die Diesbacher Steinkünstlerin Claudia Müller sitzt bereits an ihrem Steinbohrer und auch hinter der Theke sieht man bekannte Gesichter.

14.00 Uhr: Zeitmässig scheint es ideal zu sein, alle Tische sind nun bereits belegt, die Kinder streunern um das Klavier, auf dem so einige Ketten, Anhänger und Ohrringe aufgebaut sind. Claudia Müller bohrt unterdessen die ersten Steine durch. Neugierig begutachten Kinder und Erwachsene die Steintechnik, lassen sich von ihr in die Welt der Steine entführen und vergessen den nun verschneiten «Ostersamstag». Am Flügel geht es nach den ersten Steinbohrungen mit Steingesprächen weiter. Über den Piano-Tisch wandern die erste Kette, der erste Anhänger, Ohrringe – Ostergeschenke, wie man gleich darauf erklärt.

15.00 Uhr: War es jemals im BSINTI schon mal gemütlicher als heute? Die Kombination Schlecht-wetter, Ostern, klassische Musik und das Handwerk sorgen für Beständigkeit unter den Gästen. Es scheint, als mache jeder Spaziergänger eine kurze oder auch längere Rast. Man spricht über Ostern in Weiss und darüber, wie es wohl nun mit dem BSINTI weitergeht. Ums Piano herum versammeln sich auch die BSINTI-Vorstandsfrauen Rita Argenti und Regula Weber. Fasziniert von der Steinkunst machen auch sie sich Gedanken, wie es nun weitergeht. "Auf dem Zettel für unsere nächste Versammlung haben wir so einiges – BSINTI AG, BSINTI, BSINTI Kultur, Veranstaltungen, Mailverkehr», so Rita Argenti, die heute mit ihrer Tochter Freiwilligenarbeit leistet.

16.00 Uhr: Claudia Müller spannt unterdessen unter genauer Beobachtung der Gäste die letzten Steine ein – einer davon ist mein mitgebrachter Lieblingsstein. Er entpuppt sich als extrem schwieriger Bohrfall, doch nach zehnmaligen Drehen, neu einspannen und verschieben ist es so weit. Er wird durchbohrt, ziert nun meinen Hals und auch die perfekt passenden Steinohrringe, die leichter am Ohr anliegen als man zu meinen mag, warteten auf dem Piano schon auf ihre neue Besitzerin. «Es war ein schöner Nachmittag. Das BSINTI ist wirklich toll», erfreut über das Interesse und über die verkauften Steine verabschiedet sich unsere Steinkünstlerin in Vorfreude auf die Zeit nach dem Umbau.

17.00 Uhr: Was nun passiert, können wir vom Verein BSINTI Kultur kaum fassen: Es ist randvoll, vergleichbar mit dem Auftritt von Ursus Wehrli oder Betty Legler, viele kennt man noch vom letzten Inferno- oder Hornschlitten-Rennen in Braunwald. Die Schallmauer steht kurz vor dem Durchbruch. Ein Gast mehr und wir hätten eine Sonderbewilligung gebraucht. Der Berner Pianist und Freund der Familie Ferndriger Patrizio Mazzola sitzt vor dem Klavier der Märchenvögel, die in der ersten Reihe gespannt auf das klassische Konzert, gespielt auf ihrem Flügel, warten. Die ersten Töne erklingen – Scarlatti, Sonate E-Dur L.23 gefolgt von h-Moll L33, dem von Mazzola komponierten Stück «Valse-Toccata», Bach und «Nun kommt der Heiden Heiland» und Mozart-Variationen «C-Dur KV 265».

18.00 Uhr: Nach Mozart verschwindet der sonst zurückhaltende Pianist schnell von der «Bühne». Das Publikum klatscht noch, als er längst mit den ersten Gästen im Eingangsbereich redet. Pause. Nach 15 Minuten gehts auf zum Endspurt. Mit Werken von Chopin und Rachmaninov geht der vorerst letzte offizielle Samstag in die BSINTI-Geschichte ein.