Mitte-Verwaltung an drei Orten

Nicht nur Glarus, sondern auch Ennenda und Netstal werden als Verwaltungsstandorte der neuen Mitte-Gemeinde benötigt: Dies verrät Projektleiter Hanspeter Spälti in der Zwischenbilanz, die er in der Jahresmitte 2009 zur Projektarbeit zieht.



«Unheimlich spannend»: Hanspeter Spälti
«Unheimlich spannend»: Hanspeter Spälti

«Definitiv entscheiden wird der neue Gemeinderat»: Dieser Satz kommt immer wieder, wenn Hanspeter Spälti über das Projekt Glarus Mitte Auskunft gibt. Auch zur Frage, wo denn nun die künftige Verwaltung hinkommen solle: Zwar liegt dazu jetzt ein Antrag der Teilprojektgruppe an den Projektausschuss vor. Doch auch dieser kann nur vorspuren –entscheiden werden dann die neuen, vom Volk gewählten Gremien.

Und doch: «Nur vorspuren» tönt viel zu bescheiden für das, was die Projektgruppen leisten. Beispiel Standortfrage: Da prüfte die Gruppe Verwaltung, breit zusammengesetzt aus Leuten mit praktischer Verantwortung, den Bedarf und die Möglichkeiten intensiv. Manche meinten anfangs, zwei Verwaltungsorte würden reichen, doch zuletzt zeigte sich: Es braucht, weil man ja nicht auf der grünen Wiese planen kann, eben doch drei.

Konkret wird empfohlen, im Gemeindehaus Ennenda die Finanzverwaltung (neu samt Schulfinanzen) zu platzieren, im Gemeindehaus Glarus die Hauptverwaltung samt Behörden, Kanzlei und Einwohnerkontrolle, im Gemeindehaus Netstal die Bauverwaltung. Verzichten kann man auf die Räume der heutigen Schulverwaltung Glarus-Riedern an der Burgstrasse Glarus und auf jene der Bauverwaltung Netstal in der alten Post Netstal; desgleichen entfällt das Büro in Riedern.

Gemeinsames Erarbeiten

Wenn Hanspeter Spälti auf die bisherige Projektarbeit zurückblickt, so betrachtet er dieses Beispiel als typisch: Stets gab es einen längeren Denkprozess, der die Beteiligten Schritt für Schritt zu sachgerechten Vorschlägen führte. Und je weiter man jeweils vorstiess, umso weniger spielte die örtliche Herkunft eine Rolle, umso mehr dominierte der gemeinsame Blick aufs Ganze.

Untypisch also das Beispiel Feuerwehr, wo es bekanntlich harzt: Das kann in der Tat ein «Fall» sein, den man dem neuen Gemeinderat ungelöst weiterreichen muss. Ganz anders aber wieder das Beispiel Spitex, wo nun seit anfänglichen Gegensätzen unverhofft auch der letzte Durchbruch gereift ist: ein Zusammenschluss in ganz Glarus Mitte auf Neujahr 2010.

«Vieles ist unter Dach»

Als «unheimlich spannend» erlebt Spälti selber diese Arbeit, nicht nur als Projektleiter, sondern auch in den Teilgruppen. «Ich würde das wieder machen», sagte er jedenfalls ohne Zögern. Das Erfinden der neuen Gemeinde sei doch «eine einmalige Chance – das darf einem doch nicht egal sein».

War das nun eine Anspielung auf all die Leute, die den drei bisherigen Gemeindeversammlungen fernblieben? Spälti verneint: Das sei nicht nur hier bei uns so (wie er jüngst wieder am Beispiel Uzwil, einer ähnlich grossen Gemeinde, erfahren habe). Wenn dann für bestimmte Dinge mobilisiert werde, etwa von einem einzelnen Ortsteil, werde es schon anders aussehen.

Jedenfalls wertet der Projektleiter die zahlreiche Versammlungsabsenz nicht einfach nur als Desinteresse, sondern auch als Zutrauen in die Qualität der erarbeiteten Vorlagen. Denn eines steht für ihn fest: Die Mitte-Gemeinde hat auch auf Stufe Volk schon am meisten wichtige Dossiers unter Dach gebracht, und zwar solide, wie er betont.

Sogleich aber fügt er hinzu: Das Verdienst daran gebühre vielen, zumal nicht wenige von ihnen, gerade aus den Verwaltungen, mit Skepsis (und auch mit Ungewissheit zu ihrer künftigen Verwendung) ans Werk gegangen seien. Umso höher sei ihr konstruktiver Beitrag zu werten, samt der Bereitschaft, auch Phasen der Frustration stets wieder zu überwinden.

«Gemeinde kann gut starten»

Die Projektarbeit geht weiter. Irgendwann wird sie sich mit dem Tätigwerden der gewählten Behörden überschneiden und schliesslich ganz darin aufgehen. Wann und wie genau, wird noch ein eigenes Thema sein.

So oder so: Immer klarer wird laut Spälti für die Beteiligten, dass die Gemeindestrukturreform richtig und nötig ist, um für die Aufgabenstellungen der Zukunft gewappnet zu sein. Und umso wichtiger ist seine Gewissheit, die Gemeinde Glarus werde «gut starten» können, «mit guten Leuten, guter Infrastruktur und guten Perspektiven». Nichts werde von Anfang an perfekt sein, und manche Effekte werde man erst mittelfristig voll spüren. Doch auch dies, sagt Hans Peter Spälti, werde man gemeinsam meistern.

*Ruedi Hertach ist Informationsbeauftragter des Projektes Glarus Mitte.