Modernisiertes Tor zum Glarnerland

Nach rund zweijähriger Bauzeit sind am Dienstag die vielen publikumsfreundlichen Neuerungen am Bahnhof Ziegelbrücke durch die SBB sowie die Kantone Glarus und St. Gallen in einer kleinen, intimen und herzlichen Feier eingeweiht worden



Ingitta Scapozza überreichte namens der SBB den Kantonsvertretern Daniel Dürst (Glarus) (Mitte) und Andreas Bieniok (St. Gallen) eine Glarner Pastete (Bild: jetter)
Ingitta Scapozza überreichte namens der SBB den Kantonsvertretern Daniel Dürst (Glarus) (Mitte) und Andreas Bieniok (St. Gallen) eine Glarner Pastete (Bild: jetter)

Die Leiterin Ingenieurbau & Umwelt von SBB Infrastruktur, Ingitta Scapozza, verlieh der neu gestalteten, freundlichen, hellen, benützerfreundlichen Anlage den Titel „Vorbild für die ganze Schweiz“, denn es werden nun auch andere Bahnhöfe auf diese Art und Weise gestaltet werden.

Eintreten statt einsteigen

Der Bahnhof ist auch mit (seh)behindertengerechten taktilen Sicherheitsliniensteinen ausgestattet worden; die Rampen wurden auf 55 cm erhöht, sodass die Reisenden nicht mehr einsteigen, sondern in die Wagen treten können. Behindertenfreundlich sind auch die Rampen, die teilweise anstelle der Treppen eingebaut wurden. Weitere markante Neuerungen: helle Perrondächer, neue Beleuchtung, grössere Wartehallen und Anzeigetafeln. Der Busbahnhof am Platz des frühern Güterschuppens präsentiert sich geradezu elegant. Projektleiter war Gerold Kaufmann vom SBB Projektmanagement in Zürich, der uns mit berechtigtem Stolz herumführte.

10,3 Millionen Gesamtkosten

Die SBB investieren auf der Glarner Linie, deren Anfangs- und Endpunkt eben Ziegelbrücke ist, viele Millionen. Es sind noch weitere Modernisierungsschritte vorgesehen, etwa auch im Hauptort Glarus. Die markante Verschönerung und Verbesserung in Ziegelbrücke kostete total 10,3 Millionen Franken, woran die Kanton St. Gallen und Glarus sowie die Gemeinden Schänis, Amden, Niederurnen und Weesen mit insgesamt 900 000 Franken beteiligt waren.

Kein einfacher Bau

Die Bauarbeiten an der Verkehrsdrehscheibe Ziegelbrücke, wo ja die Züge aus dem Glarnerland, aus dem St. Gallern Oberland und vom linken wie rechten Zürichseeufer (samt Toggenburg) her zusammentreffen und von wo auch Buslinien ausgehen, waren nicht eben einfach, weil gleich bei Baubeginn im August 2005 die Geleise samt Stellwerk überschwemmt und arg verdreckt worden waren. Der Boden unter dem Bahnhof ist sehr weich, so dass sich die Perronanlagen im östlichen Teil setzten. Es wurde daher das in Landquart produzierte Misapor eingebaut, ein Dämmstoff aus Schaumglas, ein Recyclingprodukt, so dass die Perrons nun auf dem lockeren Boden „aufschwimmen.“

Tor-Streit

An der Feier sprachen Regierungsvertreter aus St. Gallen und Glarus, Andreas Bieniok, Leiter des Amtes für öffentlichen Verkehr, und der Glarner Daniel Dürst, Departementssekretär Bau und Umwelt. Beide freuten sich über das gelungen Werk, Bieniok u.a. auch deshalb, weil der Bahnhof auf Schänner, also auf St. Galler Boden liegt; er bezeichnete ihn wegen des Halts des Eurocity Hamburg-Chur als „Landbahnhof“ mit einem „Hauch von internationaler Bedeutung“. Den Glarner Wunsch auf einen allstündlich verkehrenden Glarner Sprinter unterstütze St. Gallen. Und er gab Ziegelbrücke den Titel „modernes Tor für die Region Walensee“. Damit hatte er Daniel Dürst herausgefordert, denn für ihn sei Ziegelbrücke „Das Tor zum Glarnerland“. Natürlich haben beide Recht! Dürst betonte, dass der einzige ganzjährige offene Zugang des öffentlichen Verkehrs über Ziegelbrücke führt. Wie wichtig der (dank des Glarner Sprinters nur noch bedingt als reiner „Umsteigebahnhof“ zu benamsende) Treffpunkt Ziegelbrücke für die Glarner ist, bewies Dürst mit Zahlen: Wir haben 2700 Wegpendler und 2100 Zupendler, die Ziegelbrücke benützen.