Mein Grossvater ist 1902 geboren, im Jahr, als die «Möbeli» von Horgen nach Glarus expandierte und für das Bundeshaus Stühle liefern durfte. Noch heute werden diese Stühle liebevoll restauriert und wieder ins historische Gebäude geliefert. Noch heute wird das Möbelholz in denselben Öfen bedampft und mit ähnlichen Maschinen gebogen wie 1902 und ein Stuhl oder Tisch aus der Manufaktur von damals kann – mit dem richtigen Service – auch heute munter weiterleben. Mein Vater lebte in der Blütezeit der linearen Wirtschaft und holte – als Mitte der 1980er Jahre die horgenglarus-Stühle aus dem Gemeindehaussaal in den Ofen wanderten – fünf Stück zu sich ins Magazin. Einen verwendete ich selbst lange Jahre.
Rückkaufangebot
Heute könnte die Gemeinde Glarus ihre überzähligen Stühle im 2nd-Cycle-Programm an horgenglarus zurückverkaufen, statt sie schnöde zu entsorgen. Denn die Manufaktur wird zirkulär und bietet Eigentümern ihrer Möbel ein Rückkaufangebot. Für Möbel ab Baujahr Februar 2025 bekommt der Erstkäufer auf dem Möbel einen Generationenpass. So können die Stühle und Tische aus der Glarner Manufaktur weiterleben und ihr Wert wird für kommende Generationen bewahrt. Seit 1880 geht man bei der «Möbeli» schonend mit den Ressourcen um. Seit fast 100 Jahren stammt das hochwertige Möbelholz von der familiengeführten Sägerei Groupe Corbat aus dem Jura – der nachwachsende Rohstoff wird mit kurzen Transportwegen in die Manufaktur geführt. Denn, so Dr. Eva Bucherer von Circular Business Models, 90 Prozent der Umweltschäden entstehen bei der Extraktion der Produkte und auch eine nachwachsende Ressource wie Holz ist begrenzt. Die Schweiz verbraucht 4,4-mal so viel Ressourcen wie die hier verfügbare Biokapazität. Deshalb ist es das beste, die Nutzungsphase zu verlängern – z.B. indem man Möbel aufbereitet und wiederverwendet.
Verantwortung über alle Zyklen
Seit jeher übernimmt horgenglarus die Verantwortung für seine Möbel – von der Produktion bis zum ersten Verkauf und nachfolgenden Reparaturen. Durch ihre hochwertige Verarbeitung sind sie lebenslange Begleiter. Der neue Generationenpass und das Rückkaufangebot gehen nun einen entscheidenden Schritt weiter. Am Ende eines Nutzungszyklus können mit dem Rückkaufangebot ab Februar 2025 Original-Stühle und -Tische an die Manufaktur zurückgegeben werden. Anhand von Fotos und Beschreibungen der Besitzer werden die Möbel auf ihren Zustand geprüft und für einen Rückkaufpreis bewertet. Verkauft der ehemalige Käufer das Möbel, so kehrt es nach Glarus zurück, wo es renoviert wird und mit einer erneuten 5-Jahres-Garantie an die Händler zurückgeht. Besitzer/-innen können mit dem Generationenpass ab 2025 produzierte Stühle und Tische online auf horgenglarus.ch registrieren. Auf ihrem persönlichen Konto finden Sie alle Informationen zum Produkt, zum Kauf und zur erweiterten Garantie. Gleichzeitig werden Sie Mitglied im horgenglarus-Club und erhalten eine Verlängerung der Garantie auf 10 Jahre, einfachen Zugang zu Reparaturen und Anpassungen am Produkt, und können Service-Angebote wie Pflegesets oder Ersatzteile wie Gleiter direkt beziehen. So können Möbel mit dem neuen Kreislaufprojekt über mehrere Zyklen genutzt werden. Nach der Vorstellung des Projektes besuchten die Journalist/innen am Donnerstag unter Führung von Produktionsleiter Rafael Mersmann die Manufaktur und konnten sich selbst davon überzeugen, wie die Mitarbeitenden der «Möbeli» zurückgelieferte Möbel restaurieren und pflegen und neue so stabil fertigen, dass sie das Wachstum eines durchschnittlichen Baumes (80 bis 100 Jahre) überdauern.