Moskau-Report – für einmal aus Linthal

Statt einen Report aus Moskau zu senden, kommt dieser für einmal direkt aus Linthal. Hier wohnen Martin und Esther Mächler, wenn sie sich vom Stress in Moskau erholen. Beide im Glarnerland geboren, geniessen jeweils die Ruhe und die Geborgenheit in ihrer angestammten Heimat.



Unter diesen Bedingungen zu arbeiten ist sicher kein «Zuckerschleck». Bild direkt aus Moskau. (Bild: zvg)
Unter diesen Bedingungen zu arbeiten ist sicher kein «Zuckerschleck». Bild direkt aus Moskau. (Bild: zvg)

Man sollte doch meinen, wenn man zu zwei Wochen zusätzlichem Urlaub kommt, würde man sich freuen. Doch diese Freude wird getrübt. Am Montag ist meine Frau aus beruflichen Gründen zurück nach Moskau geflogen. Sie musste. Obwohl die Situation alles andere als gut ist. Moskau, eine Destination, die zurzeit nicht zu den Top Ten gehört. Seit Wochen wüten Wald- und Torfbrände in Russland und es hat sich eine starke Rauchwolke über die Stadt gelegt. Dazu kommt die Gluthitze. In den letzten 150 Jahren war es nicht mehr so heiss in Moskau. Die Menschen in der Stadt leiden unter diesem Smog. Wer kann, ergreift die Flucht. Doch viele haben diese Möglichkeit nicht. Das Leben in dieser Metropole ist unter normalen Umständen schon anstrengend, kommt aber die Hitze und der Smog dazu, wird es fast unerträglich. Viele Flüge nach und von Moskau sind wegen der schlechten Sichtverhältnisse gestrichen worden. Freizeitparks haben geschlossen. Wegen der grossen Hitze und den fehlenden Klima-Anlagen, übernachten viele Menschen auf Feldbetten auf der Strasse. Trotz der schlechten Luft.

Bekannte von mir, die zurzeit in Moskau sind, sagen dazu: «Man kann kaum atmen, dazu kommen die Kopfschmerzen und Hustenanfälle. Man fühlt sich matt und müde.» Und weiter: «Wir wollen nur noch weg hier, irgendwohin, wo es frische Luft gibt.»

Ich wollte eigentlich mit meiner Frau zurückfliegen. Doch die aktuelle Situation ist nicht besonders gut. So werde ich noch hier bleiben, bis sich die Lage verbessert. So richtig freuen darüber, kann ich mich jedoch nicht. Möchte ich doch meine Frau unterstützen. Doch es macht keinen Sinn. Es würde mir nichts anderes übrig bleiben, als in der Wohnung herumzusitzen und am Daumen zu drehen. Fenster sollten nicht geöffnet werden. Draussen aufhalten, oder sich sogar sportlich zu betätigen, wird von Ärzten verboten. Man wäre zum Nichtstun verdammt.

Der sehnlichst erhoffte Regen kommt und kommt nicht. Und im Südosten Europas und in anderen Teilen der Welt gibt es grosse Überschwemmungen. Und in Russland kommen viele Menschen vor Hitze um.

Nun bin ich also für zwei weitere Wochen im Glarnerland und verfolge mit Sorge die Entwicklung in Russland und ganz besonders in Moskau. Ich habe mich schon mehrmals in meinen Kolumnen und Reports darüber geäussert, wie schön die Schweiz ist. Nicht nur die Landschaft, einfach das Ganze drum herum. Die Probleme, die die Schweiz hat oder sich selber macht, sind im Gegensatz zur Situation in Moskau eher klein. Doch will man es oft nicht wahrhaben. Die Schweiz ist doch ein Paradies. Doch auch in einem Paradies findet man noch Dinge, die einem nicht gefallen. Ich amüsiere mich oft bei Diskusionen über die Schweizer Probleme. Probleme? Ich auf jeden Fall habe ­ solange ich im Glarnerland bin ­ keine. Und so wünsche ich es auch Ihnen. Aber sollte jemandem trotz allem einmal etwas über die Leber laufen, denken Sie daran, wie es in anderen Teilen der Welt aussieht. Sie werden sehen, wie schnell es Ihnen wieder gut geht.

In diesem Sinne:
Ihr Martin C. Mächler zurzeit in Linthal