Motion «Zugsverbindungen im Grosstal»

Dem Landrat wird beantragt, die Motion «Zugsverbindungen im Grosstal» abzulehnen. Die Motion mehrerer Landräte aus Glarus Süd fordert, neben der Einführung eines Halbstundentaktes zu Hauptverkehrszeiten einen der Kernpunkte des Landsgemeindebeschlusses 2012, die Führung einer stündlichen, durchgehenden Direktverbindung von Linthal nach Zürich, wieder aufzugeben.



(Archivbild: ehuber)
(Archivbild: ehuber)

Die Motion verlangt insbesondere die Lösung folgender Mängel:

– Die S25 steht in beiden Richtungen mangels Kreuzungsmöglichkeit im Grosstal acht Minuten in Schwanden. Dies macht sie für den Pendlerverkehr innerhalb des Kantons unattraktiv.

– Die Anschlüsse vom Grosstal ins Sernftal und umgekehrt sind tagsüber mit einer halbstündigen Wartezeit verbunden.

– Die Busse im Grosstal mit Anschluss an die S6 werden unerwartet stark frequentiert. Sie sind überlastet und die Fahrplanstabilität wird damit gefährdet.

– Der Anschluss in Ziegelbrücke auf den RegioExpress Richtung Sargans/Chur ist tagsüber für Reisende aus dem Grosstal ebenfalls mit einer halbstündigen Wartezeit verbunden.

Aktuelles Fahrplanangebot

Gemäss aktuellem Fahrplan wird die S25 stündlich direkt von Linthal nach Zürich HB und die S6 von Schwanden nach Rapperswil geführt. Dadurch besteht auf der Strecke Schwanden–Ziegelbrücke ein nicht exakter hinkender Halbstundentakt. Aufgrund der fehlenden Kreuzungsmöglichkeit zwischen Linthal und Schwanden entsteht bei der S25 zum Abwarten des jeweiligen Kreuzungszugs in Schwanden in beiden Fahrrichtungen eine Wartezeit von acht Minuten. Auf der Strecke Linthal–Schwanden werden die Züge werktags während der Hauptverkehrszeit mit Bussen ergänzt, was ebenfalls zu einem nicht exakten Halbstundentakt führt. Die S6 erreicht Ziegelbrücke so, dass der Anschluss an den RegioExpress von/nach Chur gewährleistet ist. Die S25 dagegen verpasst den Anschluss an die S4 in Ziegelbrücke nach Sargans. Ein früheres Eintreffen der S25 in Ziegelbrücke ist jedoch aufgrund einer fehlenden Kreuzungsmöglichkeit zwischen Glarus und Netstal nicht möglich.

Das Kleintal ist in Schwanden mit der S6 verknüpft, sodass der RegioExpress in Ziegelbrücke von/nach Chur erreicht wird. Bei der Verbindung zwischen dem Gross- und Kleintal entsteht dadurch ausserhalb der Hauptverkehrszeit und an Wochenenden eine Wartezeit von einer halben Stunde. Der aktuelle Fahrplan wurde gemäss Beschluss der Lands­gemeinde 2012 umgesetzt. Das Kleintal wurde entgegen den Erläuterungen im Memorial in Schwanden mit der S6 statt der S25 verbunden, was den beschlossenen Grundanforderungen jedoch nicht zuwiderläuft. Dadurch wird der Anschluss in Ziegelbrücke an den RegioExpress sichergestellt. Richtung Grosstal entsteht jedoch eine Wartezeit von 30 Minuten in Schwanden. Diese Optimierung beruht auf der Überlegung, dass mehr Personen aus dem Kleintal den Anschluss der S6 auf den RegioExpress von/nach Chur in Ziegelbrücke nutzen werden, als Fahrgäste zwischen dem Klein- und Grosstal verkehren.

Die Variantenwahl aus drei Szenarien wurde im Vorfeld der Landsgemeinde 2012 intensiv diskutiert. Dabei entschied sich sowohl der Landrat als später auch (mehrmals) die Landsgemeinde für die stündliche Direktverbindung Linthal–Zürich; dabei wurde insbesondere die touristische Förderung von Glarus Süd mehrfach ins Zentrum gerückt. Die Direktverbindung ist für Touristen, welche mit Gepäck aus dem Grossraum Zürich nach Braunwald anreisen, viel interessanter. Mit der Einführung der S25 ist die Standzeit zum Abwarten des Kreuzungszugs in Schwanden von zwei auf acht Minuten in beiden Richtungen angestiegen. Zum Vergleich: Die S6 Schwanden–Rapperswil stellt im Übrigen in Ziegelbrücke die Anschlüsse in beiden Richtungen mit einer jeweiligen Wartezeit von sechs bzw. sieben Minuten ohne jegliche Kundenreaktionen her. Davon sind täglich rund 1000 Personen, vom 8-Minuten-Halt in Schwanden ebenfalls rund 1000 Personen betroffen. Von der halbstündigen Wartezeit zwischen Klein- und Grosstal sind täglich etwa zehn Personen betroffen, täglich nutzen rund 30 Personen aus dem Gross-/Sernftal die Verbindung nach Chur.

Gründe für die Ablehnung der Motion

Der Regierungsrat empfiehlt die Motion zur Ablehnung. Das Anliegen von Glarus Süd wurde gehört. Eine Anpassung ist nur anhand einer Wirkungsanalyse seriös zu beurteilen. Dies müsste auch im Sinne der Gemeinde und seiner Bevölkerung – in beiden Tälern – sein.

Mit der Einführung des Halbstundentakts konnten die Frequenzen stetig gesteigert werden. Besonders im vergangenen Winter nahm die Nachfrage deutlich zu. Gesamtschweizerisch wird vonseiten SBB bei der Umstellung von einem Stunden- zu Halbstundentakt durchschnittlich mit einer Frequenzzunahme von rund einem Drittel gerechnet. Das neue Bahnangebot erzielt die angestrebte Wirkung, gesamthaft werden klar mehr Reisende befördert. Insbesondere die oft kritisierte Direktführung der S25 von Zürich nach Linthal mit dem 8-Minuten-Halt in Schwanden führte – entgegen den oft geäusserten Befürchtungen – nicht zu einem Einbruch der Frequenzen im Grosstal. Die Strecke im Grosstal verzeichnet ähnliche Zuwachsraten wie im Mittel- und Unterland. Aus welchen Kundensegmenten (Pendler, Touristen usw.) sich die Fahrgäste zusammensetzen, kann aufgrund der fehlenden Datenbasis nicht ermittelt werden. Die auf der Strecke Linthal–Schwanden während der Hauptverkehrszeit eingesetzten Busse werden stark frequentiert, sodass teilweise eine Doppelführung notwendig ist. Die Anschlüsse in Schwanden und Linthal-Braunwaldbahn sind gesichert und es können alle Reisenden transportiert werden.

Die Wirkungsanalyse zum bestehenden Angebot wird ab Mitte 2017 erstellt. Erst dann können fundiert Angebotsanpassungen geplant, die notwendige Finanzierung gesichert und frühestens per Dezember 2019 umgesetzt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt wird auch der Entscheid bezüglich einer neuen Kreuzungsstelle im Grosstal, die den oft kritisierten 8-Minuten-Halt in Schwanden unnötig macht, erwartet.

Das von den Motionären geforderte Abtauschen der S25 durch die S6 nach Linthal hätte zur Folge, dass möglicherweise eine erneute Anpassung nur zwei Jahre später notwendig wäre. Das Abtauschen mit jeder neuen Fahrplanperiode ist zu vermeiden, da die Akzeptanz und Messbarkeit einer Angebotsänderung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Sollte sich jedoch aufgrund der Wirkungsanalyse herausstellen, dass ein Abtausch der Linien sinnvoll ist, kann diese Anpassung in einem Gesamtkonzept unterbreitet werden.

Die Anbindung des Sernftals an die S25 statt wie heute an die S6 ist unabhängig vom geforderten Abtausch der Bahnlinien und ohne Anpassung des Landsgemeindebeschlusses 2012 per Dezember 2017 möglich. Die Anschlüsse zwischen dem Gross- und Kleintal würden damit in Schwanden ohne 30-minütige Wartezeit funktionieren. Eines der zentralen Anliegen der Motion könnte damit erfüllt werden. Der Anschluss an den RegioExpress in Ziegelbrücke von und nach Chur würde dann hingegen für Reisende von/nach dem Sernftal entfallen. Gleich wie beim Wechsel der Bahnlinien empfiehlt der Regierungsrat jedoch auch hier, aus Gründen der Akzeptanz und Kontinuität auf eine Anpassung vor der Wirkungsanalyse abzusehen.