Mozart, Schubert, Gieseking und andere – alles in der Aula Glarus

Die Verantwortlichen der Kulturgesellschaft Glarus verstehen es immer wieder auf ganz Besonderes aufmerksam zu machen, zu Unerwartetem einzuladen – wie es unlängst mit dem Auftritt des Klavierduos Yaara Tal und Andreas Groethuysen in gar erfüllender Weise der Fall war. Kurzweil, Farbiges, ein überquellender Reichtum an brillant ausgespielten Gefühlen klangen auf.



Yaara Tal und Andreas Groethuysen (Bilder: p.meier)
Yaara Tal und Andreas Groethuysen (Bilder: p.meier)

Martin Zimmermann, Verantwortlicher des Ressorts Musik, begrüsste, führte kurz und kenntnisreich ein, wies ein klein wenig auf Geschichtliches mit weit zurückliegenden Auftritten hin. Er stimmte auf gute Weise ein.

Die israelische Pianistin Yaara Tal und ihr deutscher Partner Andreas Groethuysen zählen zu den international bekanntesten Interpreten. Im Programm war nachzulesen, wie bedeutsam die zahlreichen Auftritte, Erfolge und Auszeichnungen sind. Willkommen – und dies gewiss nicht nur für den Auftritt in der Aula unserer Kantonsschule – ist, dass auch Werke unbekannter Komponisten zum Repertoire gehören.

Mit dem aufmerksamen Studium der Angaben zu den einzelnen Werken konnte man sich – wortgebunden – schon mal einstimmen. Man las, dass Mozarts Fantasie KV 594 mit einem «betrübten Adagio» und dann zu einem «heiteren Allegro – Mittelteil» mit «fanfarenhaften Rhythmen und unablässigen Sechzehntelfigurationen» führe und in eher «melancholischer Art» ende. Carl Czerny (1792–1857) sei vielen als «Etüdenkomponist» in Erinnerung geblieben. Da handle es sich klar um ein «musikgeschichtliches Missverständnis».
Franz Schubert (1797–1828) hat – wieder mit Bezug auf Programminhalte – mit seiner späten f-Moll Fantasie eines seiner schönsten Werke komponiert. Von Walter Gieseking (1895–1956) klang das «Spiel um ein Kinderlied (1948)» auf. Vor exakt 100 Jahren gab er eines der ersten Klavierrezitale der damals neu gegründeten Glarner Konzert- und Vortragsgesellschaft. Die in der Aula ausgespielte Komposition ist heute unter dem Titel «Morgen kommt der Weihnachtsmann» bestens bekannt. Mit Mozarts Sonate F-Dur, KV 497 (1786) endete die beeindruckende, reichhaltige und brillant ausgespielte Fülle – noch ohne zwei erklatschte und herzlich verdankte Zugaben.

Was an Hingabe, meisterlichen spieltechnischen Fertigkeiten, inhaltlichem Reichtum und ebenso innig wie kunstvoll ausgespielten Gefühlen aufkam, lässt sich kaum in Worte fassen.

Alles war von einer Reichhaltigkeit, die kaum zu überbieten ist. Alles war perfekt, riesig lebendig, farbenreich, spannend, kurzweilig. Man wähnte sich zuweilen irgendwo in der unberührten Natur draussen, man hörte hin, freute sich, nahm Angetöntes und Ausgemaltes gerne und bereitwillig auf, fragte sich, wie es auf eingeschlagenen Wegen weitergehe. Die Interpretierenden bauten Spannendes ungemein wechselvoll, einfühlend und mit hervorragender gegenseitiger Abgestimmtheit auf. Stille, Andacht und Träumerei machten zuweilen Forschem, Lautem Platz. Es wuchsen bunte, erwärmende Inhalte.
Und stets waren Hingabe, Leichtigkeit, Mitgeniessen und unglaubliche Reife spürbar. Alles wurde mit riesiger Eleganz ausgedrückt.

Die wirblige Vielfalt brachte es mit sich, dass der Flügel in der Pause «behandelt» – lies ein klein wenig neu gestimmt sein wollte, bevor es mit dem bewunderungswürdigen inhaltlichen Reichtum weiterging – und bevor fasnachtsgebundene Rhythmen die Trommelfelle der Heimkehrenden auf saisonal Weltliches umstimmten.