Mozart – Traum und Leichtigkeit

Die Regierungskonzerte sind in unserem Kanton seit 1945 zu einer festen, geschätzten Tradition gewachsen. Es wird für einmal nicht regiert, sondern dirigiert. Es muss somit nicht um irgendeinen Wortlaut zu einer Verordnung gerungen und um die Chance des Realisierens gesungen werden. Einmal pro zwei Jahre können sich die Regierungsverantwortlichen samt Entourage zurücklehnen und so unbeschwert geniessen, wie es in der praktisch voll besetzten Aula kürzlich der Fall war.



Mozart – Traum und Leichtigkeit

Die sorgsame Planung des Begegnens hatten die Verantwortlichen der Glarner Kulturgesellschaft mit Martin Zimmermann übernommen. Es blieb Regierungsrat Benjamin Mühlemann, Vorsteher des Ressorts Bildung und Kultur,überlassen, auf ein ganz besonderes Konzert mit dem Titel «Ganz Mozart» einzustimmen.

Er zitierte J. W. Goethe. Mit der Aussage, dass eine Erscheinung wie Mozart wohl immer ein Wunder bleibe, das nicht zu erklären sei, dass dieser Komponist ein wahrlich ausserordentlicher Mensch war, konnten sich wohl alle Konzertbesucher einverstanden erklären. Der Regierungsvertreter deutete aus, dass Kultur und Kunst einen hohen Stellenwert in sich tragen, dass damit Sachverhalte in grössere Zusammenhänge gestellt würden und dass es zwingend eine stets offene Wahrnehmung brauche, um – nicht nur Musik – zu verstehen und gewonnene Erkenntnisse umzusetzen.

Und dass man sich auf die Kammerphilharmonie Graubünden, deren Dirigenten Evan Christ und den Klarinettisten Fabio di Càsola vorbehaltlos freuen durfte, wurde bereits mit den ersten Klängen spürbar. Am Dirigentenpult stand der in Los Angeles geborene musikalische Leiter, der mit den Orchesterleuten auf unnachahmlich elegante, fordernde, mitgeniessende Art verbunden wirkte. Evan Christ gab vieles knapp andeutend vor, zeigte an, was er so differenziert und variantenstark erwartete. Nichts war dem Zufall überlassen. Man wusste sich bald einmal riesig verwöhnt und freute sich über das wechselreiche, absolut elegante Spiel, über das Zusammengehen der verschiedenen Klangregister, die Kunst des Verharrens, des beschwingten Ausdrückens samt riesiger Anmut, Lebensfreude, samt lieblichen Träumereien, fast hingehauchten Momenten, über das Wechseln zwischen Fragen und Antworten, klugen Crescendi und vornehmer Zurückhaltung. Die Mitglieder der Kammerphilharmonie Graubünden nahmen die klar angezeigten Intentionen ihres Dirigenten mit ungeheurer Reife und spürbarem Mitgeniessen auf. Vieles gedieh zu einem Bild, das bunter und lebensfroher nicht hätte sein können.

Die Bläser und Streicher interpretierten sehr Forderndes mit beneidenswerter Leichtigkeit, hoher gegenseitiger Abgestimmtheit und einer Eleganz, die Staunen und Bewunderung weckte.

Eröffnet wurde das von gar vielen Schönheiten erfüllte Begegnen mit der Sinfonie Nr. 21 A-Dur, KV 134, von W. A. Mozart (1756–1791). Entstanden ist sie im August 1772. Evan Christs hohe Präsenz, sein Fordern, waren rasch sichtbar. Er lobte, freute sich mit und wirkte in einer Weise, die dem Auftritt eines Magiers nicht unähnlich war. Er zauberte mit seinem Orchester dank hoher spielerischer Reife und Gestaltungskultur Unerwartetes herbei, so leichtfüssig, dann wieder mit hoher Leidenschaft oder Dramatik daherkommend.

Das Divertimento Nr. 11, D-Dur, KV 251, war so stilvoll schön, abwechslungsreich, offenbarte Lebenslust, Anmut, Tanz und Spiel. Die kurzen, heiklen solistischen Einsätze der Oboe und der ersten Geige waren so verblüffend keck, reizend, geprägt von jugendlich Anmutendem.
Sturm und Drang. Man liess sich mitziehen
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Im Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur, KV 622, begegnete man dem Solisten Fabio di Càsola. Es ist schwierig, die hohe gestalterische Reife, das elegante Ausgestalten, mit adäquaten Worten zu würdigen. Leichtigkeit und Ausdrucksreichtum prägten sein Spiel, das ungeheure Innigkeit barg. Es wurde gleichermassen ausdrucksvoll und einfühlend, so kunstreich, begleitet.

Mit verdientermassen langem und herzlichem Beifall wurden ein riesiger Dank und grosse Anerkennung ausgedrückt. Eigentlich wäre es nun Zeit für einen so farbigen, warmen Frühling, wie er mit Konzertantem ausgedrückt war.