Mozart und Strawinsky – erhabenes Musizieren in der Aula Glarus

Dass im Vorfeld dieses Begegnens in der Aula Glarus von einem «vorgezogenen Regierungskonzert» die Rede war, ist irgendwie nachvollziehbar. Ein derart grandioses Verwöhnen, wie es am vergangenen Sonntag vom Kammerorchester Basel unter Leitung von Hugo Ticciati (Violine) und dem jungen französischen Pianisten Lucas Debargue angeboten war, hat in dieser Kompaktheit Seltenheitswert.



Mozart und Strawinsky – erhabenes Musizieren in der Aula Glarus

Interpretiert wurden die Ouvertüre der Oper Lucio Silla von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), das anschliessende Konzert Nr. 8, C-Dur KV 246 für Klavier und Orchester, die Danses concertantes (1942) von Igor Strawinsky (1882–1971 und zum Abschluss das Konzert in c-Moll KV 491.

Die Spielfreude des Kammerorchesters Basel war derart, dass gar intensiv mitgelebt wurde. Die ungeheuer reife, abgestimmte Spieltechnik, das spürbar starke, genussreiche Interpretieren der Orchesterleute und das bewegende Zusammenspiel, beeindruckten die erfreulich zahlreichen Musikfreunde in der Aula der Kantonsschule Glarus von Beginn weg. Es wurde mit einer Leichtigkeit und Eleganz gespielt, die kaum beschreibbar ist. Da stimmte einfach alles, feinste Piani, Dynamik, wuchtige, präzise Forti, beinahe durchsichtig aufklingende Momente, es ergab sich enorm Kurzweiliges, Liebenswürdiges. Man vernahm die sprichwörtliche Leichtigkeit des jugendlichen Seins, freute sich an Tänzerischem, liess sich in Träumereien hineinzaubern, vernahm gar Keckes, und folgte beschwingten Momenten gerne und bereitwillig.

Die Orchesterleute gestalteten riesig wechselvoll, zauberten eine grandiose Fülle an Spass, Beschwingtheit, Feinsinnigem, beinahe überbordernder Unbekümmertheit, riesige Kurzweil hin, geführt von Hugo Ticciati, dessen Intentionen sofort aufgenommen und umgesetzt wurden.

Und die Spielkunst des Pianisten Lucas Debargue im Zusammengehen mit dem glänzend disponierten Orchester führte zu einer Reichhaltigkeit an Erlebnissen, die man selten derart grandios vernehmen darf. Das waren ganz kostbare Geschenke mit Inhalten, die Genuss, Farbe, Schönheiten, Glanz und Wohlklang bedeuten. Lucas Debargue spielte mit hohem Einfühlungsvermöge, mit riesiger Eleganz und Klugheit. Zwischen ihm und dem Orchester war es ein unablässiges Geben, Nehmen, Fordern, Ergänzen – es ergaben sich wahrhaft liebliche, gehaltvolle Momente, die auch in der zweiten Komposition von Mozart eine schon fast berauschende Weiterführung fanden.

Igor Strawinskys Danses concertantes haben Kurzweil, Kraft, stille Momente Virtuoses, Wucht, Leidenschaft und Kraft zum Inhalt, sie sind spannend, fordern den Interpretierenden viel ab. Die Mitglieder des Kammerorchesters Basel waren so beeindruckend präsent, gestalteten ungeheuer konzentriert, präzise, willkommen, stimmungsreich.

Es gab verdient grossen Beifall, vom Publikum ans Orchester und den brillanten Pianisten, vom Orchester an den Solisten, der sich seinerseits fürs riesig gekonnte und virtuose Begleiten bedankte.

Schöner, reichhaltiger und farbiger kann es gar nicht sein als an diesem bewegenden Begegnen. Man wurde so gekonnt verwöhnt, nach allen Regeln der musikalischen Kunst.