Müssen die Netstaler vor ihrem Wiggis Angst haben?

Diese Frage beschäftigt nach dem Felssturz vor allem jene Bewohner, die am nächsten am Hausberg Wiggis stehen. Der Berichterstatter hat mit einigen Netstalern über das gestrige Naturreignis gesprochen. Der Tenor ist eindeutig: Nach dem zweiten grösseren Abbruch an der gleichen Stelle in der Plängliwand keimt langsam wirklich Angst unter den Bewohnern auf.



Müssen die Netstaler vor ihrem Wiggis Angst haben?

Die Netstaler leben praktisch in einer Symbiose seit jeher mit ihrem Hausberg Wiggis. Im Winter sind es die Staublawinen, Grundlawinen künden den bevorstehenden Frühling an und seit gestern Morgen müssen sich die geplagten Netstaler auch noch mit Felsstürzen an der Wiggiswand befassen. Während man Staub- und Grundlawinen noch einigermassen vom Gefahrenpotenzial einschätzen kann, sind Felsabstürze wie jener von gestern völlig unberechenbar. Der Berichterstatter hat am Freitagmorgen nach dem Ereignis mit einigen Anwohnern und Direktbetroffenen gesprochen und sie nach ihrem Erlebnis und ihren Gefühlen befragt. Noch immer geschockt gaben diese bereitwillig Antwort.

Roland Förstler

«Mein Auto ist von Felsstaub übersäht. Die Staubwolke kam bis ins Risiquartier. Zurzeit fallen immer noch Felsteile hinunter. Das macht schon etwas mulmig! Man sollte dringend die Abbruchstelle kontrollieren und die Bevölkerung informieren.»

Hans Zehnder

«Es tönte so, als würde ein Sturm beginnen. Dann pfiff es und sogleich knallte es. Gleichzeit gab es am Wiggis ein Riesenknall. Es war 06.40 Uhr! Da es zu dieser Zeit noch stockdunkel war, konnte ich nicht sehen, dass kaum 30 Meter vom Stall weg ein etwa 80 Zentimeter Steinbrocken in die Wiese eingeschlagen hat. Das ist insofern aussergewöhnlich, dass mein Stall sicher einen Kilometer südlich des Felsabsturzes steht. Vom Stein ist nichts mehr zu sehen. Der liegt tief im Boden drin. Alles macht einem schon ein bisschen Angst!»

Kurt Zwicky


«Ich habe schon etwas Angst um meine Ziegen, denn mein Stall steht auf der Mugiweid direkt unterhalb der Absturzstelle. Es war schon eigenartig heute am frühen Morgen, als ich nach dem Felssturz bei meinen Geissen vorbeischaute. Im Stall war es mucksmäuschenstill. Sonst werde ich immer freudig von meinen Tieren begrüsst. Beeindruckend war auch, dass der in der Nacht gefallene Schnee bis hinunter ins Kilchengut vom Staub schwarz gefärbt war. Ich warte jetzt auf Bescheid der zuständigen Amtsstelle, ob ich eventuell meine Tiere evakuieren muss.»

Keine Gefahr mehr!


Nach Aussagen einer Gemeindeangestellten der Gemeinde Glarus am Freitagnachmittag soll bei der Abrissstelle keine unmittelbare Gefahr mehr bestehen. Dieser Beurteilung einer Geologin nach einem Rekognoszierungsflug mit einem Helikopter ist nichts beizufügen. Ein mulmiges Gefühl bleibt bei den Einwohnern von Netstal trotzdem!