Musikalische und literarische Spurensuche

Als Novität erfolgt zwei Tage vor Beginn der eigentlichen Musikwoche in Braunwald ein literarisches Vorspiel, veranstaltet durch das kulturelle Forum Gartenflügel, Ziegelbrücke. Das Thema „Literatur über Literatur – eine Spurensuche“ lehnt sich an die Thematik der Musikwoche an, die „Musik über Musik“ lautet.

 

 

 



Gäste in Braunwald: Tim Krohn und Amita Jehlin. (Bild: zvg)
Gäste in Braunwald: Tim Krohn und Amita Jehlin. (Bild: zvg)

Klara Obermüller wird sich am ersten Tag mit Thomas Hürlimann, Gertrud Leutenegger und Hugo Loetscher auf die Suche solcher Spuren machen. Am folgenden Tag setzt sich dann Emil Zopfi mit Tim Krohn, Perikles Monioudis und Walter Hauser im glarnerischen Kontext mit dem Thema auseinander. Lesungen, Gespräche und bei gutem Wetter vielleicht auch ein gemeinsamer Spaziergang versprechen spannende Einblicke in literarische Werkstätten.

„Musik über Musik“

Das diesjährige Thema „Musik über Musik – Inspirationen, Anlehnungen und Ausleihungen“ geht auf konkrete musikalische Spurensuche. Matineen und Abendkonzerte werden solche Spuren hörbar machen. Grundsatzreferate von Michael und Peter Eidenbenz sowie Podien und Gespräche werden sich mit dem Thema theoretisch auseinander setzen. Und wie jedes Jahr steht natürlich der musikalische Genuss im Vordergrund, mit hervorragenden Solisten und Ensembles. Wiederum treten auch junge Musikstudenten auf, diesmal das Belenus Quartett von der Zürcher Hochschule der Künste und Schüler des Vorstudiums des K+S Gymnasiums Rämibühl in Zürich. Als „Artist in Residence“ wird der Pianist André Desponds die Woche mit mehreren Auftritten begleiten. Gewissermassen als „Referent in Residence“ wird Michael Eidenbenz fungieren.

Geniale Plagiate

Händel habe „systematisch und über alles Mass gestohlen und es doch zu gleicher Zeit so wenig nötig gehabt“ schrieb der prominente Musikkritiker Ernest Newman. Und Händel selbst, durch Vorwürfe in die Enge getrieben, rechtfertigte sich mit der reichlich naiven und etwas grobschlächtigen Entschuldigung, dass „diese Schweine doch eben einfach nichts mit einer guten Melodie anzufangen wüssten“. In seiner ungeheuren Gesamtproduktion, die quantitativ etwa der von Haydn, Mozart und Beethoven zusammengenommen entsprechen soll, stecken also manche Plagiate, mit denen er aber eben „etwas anzufangen wusste“, gerade weil er es „nicht nötig hatte.“ Er machte einfach gute Melodien „händelisch“.

Inspirationen, Anlehnungen und Ausleihungen

Soweit dieses händelsche Paradoxon, das wohl einen Extremfall darstellt. Doch kaum das plumpe Plagiat, aber Inspirationen, Anlehnungen und Ausleihungen sind in der Musikgeschichte weit verbreitet. Es wäre doch naiv, zu erwarten, dass jeder Komponist, jede neue Generation sich nur von der eigenen Kreativität inspirieren liesse. Dies wäre ja auch steril und führte nicht zu dem produktiven Kontinuum, das doch die Entwicklung der Musik – und auch anderer Kunstgattungen – darstellt. Natürlich gibt es Brüche, wo scheinbar wieder von Null angefangen wird, wobei auch dieser Schein oft trügt.

Ausflug ins Haltli in Mollis und Schlusskonzert in der Tödihalle

Schliesslich werden die Traditionen dieses Musikfestivals gewahrt: am Dienstag fahren die Teilnehmer zur Schulreise ins Tal hinab, von Glarus Süd nach Glarus Nord, um im Festsaal des zum Schulheim mutierten Herrschaftshauses „Haltli“ in Mollis ein besonderes Konzert „Impro à la carte“ zu geniessen, mit anschliessender Dorfführung. Die Teilnehmer der Singwoche werden sich wieder aktiv mit Musik befassen und unter Leitung des Glarner Maestros Peter Freitag die Schöpfungsmesse von Luigi Gatti nach Joseph Haydn für das Schlusskonzert am Freitag einstudieren -– also ganz im Rahmen des Wochenthemas.