Musikwoche Braunwald mit dem Referat: «Jetzt erst recht»

Michael Eidenbenz, künstlerischer Leiter der Musikwoche Braunwald, stellte sich dem Thema mit dem Titel «Jetzt erst recht». Er holte mit seiner Einleitung etwas aus. Er zeigte auf, wie fordernd die Vorbereitungen einer Musikwoche sind, wie viel Zeit und Gespräche es braucht. Einiges, was besprochen worden ist, muss wieder beiseitegelegt werden. Anderes eignet sich als Konsens, schafft sinnrichtige Verbindungen.



Musikwoche Braunwald mit dem Referat: «Jetzt erst recht»

So kurz der Titel mit: «Und jetzt?», er ist Auslöser zum Hinterfragen, Agieren, Sinnieren. Der Titel kann Fassungslosigkeit, Resignation, Frage oder Neugier sein. Michael Eidenbenz fasste in kluger, nachvollziehbarer Art zusammen.

Er kam auf Musik, aufs Komponieren, Interpretieren, den Besuch eines musikalischen Anlasses, die Erwartungen, an die verschiedenen Stilrichtungen und deren Bedeutung, enge Verbundenheit zur eigenen Lieblingsmusik samt Abgrenzen gegenüber Neuem, auf die Gewohnheiten und Erlebniswelten der verschiedenen Generationen zu reden. Was die einen als wertvoll, willkommen, bewährt, schön und tiefgründig, wohltuend empfinden, ist andern zuweilen absolut unverständlich. Man lebt in verschiedenen Welten. Mit dem vorbereiteten Programm, seien es nun Konzerte, Referate samt Diskussionen, Lesungen, eine Performance, Klänge bei einem Barbesuch oder irgendwelche Gespräche unter mehr oder weniger Gleichgesinnten, möchten die Verantwortlichen der Musikwoche etwas Neues ganz bewusst anstossen, hoffend, dass es in Bewegung bleibt. Michael Eidenbenz ist sich bewusst, dass die Impulse aus Braunwald wenig Resonanz haben und keine Welten verändern werden.

Wenn eine gesunde Neugierde wach wird, wenn sich die «ergrauten Häupter» dem Interpretieren der eingeladenen jungen Musikerinnen und Musiker hingeben, bereit sind, neue Kompositionen anzuhören, ist ein Schritt in das initiierte Umdenken getan, der Wille für intensives Begegnen geweckt. Ein neugieriges «Und jetzt?» ist erwünscht, ist weit positiver als Schulterzucken, Abkehr, Gleichgültigkeit und Ablehnung.

Michael Eidenbenz kam auf Gespräche und deren Folgen nach Begegnungen mit Neuem, Ungewohntem zu reden. Empfindungen werden in Diskussionen ausformuliert, manchmal vehement, dann wieder eher sachte. Es kann durchaus sein, dass Kunst und Kultur nach vernichtenden, lauten Wortmeldungen ein Problem haben, dem man sich nicht verschliessen darf.

Äusserungen sind willkommen, notwendig – auch wenn es zuweilen nur Blickkontakte, Gesten oder ein Gesichtsausdruck sind. Aufbau und Beibehalten eines Vertrauens können nur positiv sein – und nichts anderes. Zu Recht merkte der Referent an, dass Abkehr, fehlende Bereitschaft zum Hinhören und Unverständnis ungut sind.

«Und jetzt?» als Fassungslosigkeit, als Einigeln, als totale Resignation – das ist Ausblenden von Fakten, ist unproduktiver Widerstand. Am Beispiel einer Oper aus der Neuzeit und der Lesung anlässlich der Eröffnung im Tierfehd, der Performance mit der ausgespielten Ziellosigkeit rüttelte Eidenbenz wach. So darf es nie sein. Kunst, als Teil der Kultur, birgt Alternativen, die es zu suchen und wahrzunehmen gilt.

Die mit der Musikwoche verbundenen Angebote sind bunt und wechselvoll genug, sind Brücken zwischen Generationen, sind Auslöser für Erleben und Gedankenaustausch.

Das gilt es zu leben, mit gesunder Neugierde stets unterwegs zu sein, behutsam aufzunehmen und zu leben. Eidenbenz machte nachhaltig Mut, solche Wege einzuschlagen.