Musikwoche – Klavier, Streicher und Schlagwerk

Es brauchte die grosse Bühne im Gemeindezentrum Schwanden, um das «Mobiliar» der vier genialen, hochbegabten Martin Grubinger, Klaus Schwärzler, Benjamin Forster und Lukas Aebi mit ihren raumfüllenden Resonanzkörpern und den von Yulia Miloslavskaya bespielten Flügel so platzieren zu können, dass gegenseitige Sichtkontakte, Abgestimmtheit und ungehindertes Interpretieren möglich waren.



Impressionen vom Konzert im Gemeindezentrum in Schwanden. (Bilder: p.meier)
Impressionen vom Konzert im Gemeindezentrum in Schwanden. (Bilder: p.meier)

Vergleichsweise wenig Raum benötigten da Andreas Janke (Violine) und der Cellist Thomas Grossenbacher. Eines hatten sie alle gemeinsam – es waren die hohe Begabung, das meisterhafte Ausgestalten, das Ausdrücken wechselvoller Gefühle und eine sagenhafte spielerische Reife.

Und wenn Michael Eidenbenz von ausserordentlich hohen Anforderungen bei der Interpretation der 15. Sinfonie in A-Dur in Kammermusikbesetzung von Dimitri Schostakowitch (1906 – 1945) und dessen Lebenswerk sprach, den zu erwartenden Reichtum bezüglich Interpretation und die attraktive Klangverbindung von Schlagwerk, Flügel und Streicher als faszinierende Bearbeitung samt gelegentlichem Aufklingen bekanntester, vertrauter Sequenzen einbezog, war das für die erfreulich grosse Zuhörerschaft gewiss willkommen.

Und in der Folge konnte man vorbehaltlos geniessen, die Spielfreude der Interpretierenden, deren Behutsamkeit, Präsenz, Virtuosität und immense Musikalität. Gar Inniges, Feinsinniges, Tanz, Sehnen, Wirbliges, Keckes stand neben Machtvollem, dann wieder Verträumtem. Diese Wechsel weckten Spannung, Anteilnahme, machten neugierig aufs Weiterführen. Die Schlagwerker waren aufmerksame, wertvolle Begleiter. Sie trugen mit, dynamisch geschickt gliedernd, nie beherrschend und dominierend. Ganz sanft und leise klang alles aus.

Martin Grubinger ist nicht nur ein begnadeter Schlagzeuger. Er versteht sich auch in munteren, ansteckend lebensfrohen Ansagen, die ankommen, Vorfreude wecken. Das war mit Okho von Iannis Xenakis (1922 – 2001) der Fall. Dieser Komponist habe für Schlagwerke gar Tolles, Willkommenes geschrieben, das es so in keinen anderen Kompositionen gebe. Er sei so etwas wie der «Schutzheilige aller Schlagzeuger». Grubinger verschwieg, dass es auch ein ganz gehöriges Mass an Begabung brauche, um derart Forderndes auch interpretieren zu können. Xenakis wurde als Komponist, Mathematiker, Architekt und Philosoph vorgestellt. Und was folgte war faszinierend, war Wiedergabe höchster komopositorischer Kunst. Es wurde alles hörbar, was derart begnadete Künstler auszugestalten wissen. Feinste Tröpfchen perlen zuweilen einher, lange, ruhige Momente wechseln mit Wuchtigem, wachsen zu einer wahren Flut, offenbaren Macht, Kraft sinken zurück in Träume, haben eine riesige Dynamik und Virtuosität in sich, die ungemein packend, einnehmend ist.

Mit dem Trio Nr. 1 in c-Moll, op. 8 von Schostakowitch für Violine, Violoncello und Klavier wurde man zu Ruhe, stillen Klängen und inhaltlichen Schönheiten mit innigem, wechselvollem Klang zurückgeführt.

Und der Schluss kam einem Feuerwerk an Lebensfreude, Tanz, Schwärmereien, Schroffem, Abweisendem, Sehnen, Sanftheit – alles mit ganz wechselreichen Leidenschaften – gleich. Drei Tangos von Astor Piazolla (1921 – 1992) flossen ineinander. Das war so ansteckend schön, feurig, überreich an gelebten und erlebten Schicksalen, eine reale Kulturform.

Und die heftig herbeigeklatschte Zugabe war ein hochmusikalisches Geschenk mit wertvollen Inhalten. Man hätte noch ganz lange verweilen, zuhören und mitgeniessen können.