Was das Publikum von «Muskel» zu hören kriegt, ist ein düsteres Disco-Elektro-Irgendetwas, versetzt mit einem Hauch Scharfsinnigkeit. Dieses Etwas spielen sie in dreckigen Elektro-Discos, Pizzerien oder auf Kegelbahnen. Diesen Samstag hat es sie jedoch ins Glarnerland in den Veka verschlagen.
Texte wie die melodiöse «Kleine Institutionenschimpfe» entstünden wie von selbst. Muskul sieht die Schreiberei ohnehin recht entspannt: «Manchmal feile ich daran noch paar Ecken runder oder noch spitzer. Wichtig ist, dass die Texte möglichst gut und beknackt, lustig, menschlich, radikal, ehrlich und eigenartig sind.» Und so ist es auch. «Muskel» übt herbe Kritik, auch gern mal unter der Gürtellinie und ist mit den Uniformanzügen auch noch was fürs Auge. Damit betört die Berliner Band die Fans – von welchen sie laut eigener Aussage mindestens einen haben sollte. Als hätte «Muskel» nicht schon genug zu bieten, ist der Sound auch noch unverschämt tanzbar. Eure Muskeln werden heftig zucken. Ganz bestimmt.
Vinyl-König Essig
Hoffen wir mal, DJ «Kollege Essig» kriegt keinen Muskelkalter während des vorigen Konzerts. Denn was er zu bieten hat, lässt jeden Plattenladenbesitzer erblassen. Essigs exklusive Singlekollektion ist die Quelle bitteren Wahnsinns was Country, Hillbilly, R’n’B, Obscura und Tittytwister betrifft. Und wenn man denkt, mehr geht nicht, dann zeigt der süsse Saure, wie sehr man sich doch täuschen kann und haut einem einen längst vergessenen Hit um die Ohren.
