Mutig sein heisst …

Tja, was heisst es denn eigentlich, mutig zu sein? Ist diejenige mutig, die bei einer Mutprobe obenaus schwingt? Oder ist derjenige mutig, der zugeben kann, dass er Angst hat? Mut hat viele Gesichter, das wissen die Schulkinder aus Oberurnen seit der diesjährigen Erzählnacht.



(Bilder: m.neeracher)
(Bilder: m.neeracher)

Mut bedeutet nämlich auch, über ein hohes Netz zu klettern oder entlang eines Seiles durch einen dunklen Raum zu gehen, ohne zu wissen, wer oder was noch in diesem Raum ist. Nach den Mut-Geschichten, die die Schülerinnen und Schüler zu Beginn von ihren Lehrpersonen hörten, waren diese Posten auf dem anschliessenden Parcours aber mehr oder weniger gut zu schaffen. Allerdings brauchte es für die weniger beherzten Schülerinnen und Schüler beim Barfusspfad – iii, das sticht, oh, das ist nass– oder der Degustation verschiedener Lebensmittel ein gewisses Mass an Überwindung und auch die Geräuschhöhle liess Spielraum für allerlei (ängstlicher) Gedanken.

Während die Kinder ab der 3. Klasse für die Erzählnachtaktivitäten das Schulhaus samt Turnhalle zur Verfügung hatten, besuchten die Unterstufenkinder die versierten Erzählerinnen im Dorf. Dabei erfuhren sie, dass Mut haben auch bedeuten kann, Nein zu sagen. Ein Nein zur Aufforderung, gegen Regeln zu verstossen, oder ein Nein zur Mitwirkung bei Mutproben braucht nämlich viel mehr Courage, als immer mit dem Strom zu schwimmen.

Aber auch die Geschichte von Nick erzählte von Angst, von Freundschaft und Mut. Nick, der kleine, ängstliche Hund muss auf seinem Weg zum Mutigsein vieles lernen. Zuerst einmal muss er Bully, dem riesigen Bulldoggen vertrauen und mit ihm Freundschaft schliessen. Aber ein solch toller, grosser Freund ist keine Entschuldigung, gemein und herablassend zu anderen Tieren zu sein, auch das muss Nick lernen. Erst als Bully ihm beim Teich nicht mehr beistehen kann – er kann nicht schwimmen – gesteht Nick den anderen Tieren, dass er Angst hat. Und da geschieht etwas, womit er nie gerechnet hätte: Alle Tiere finden es ganz schön mutig, zur eigenen Angst zu stehen.

Figuren aus der Kinder- und Jugendliteratur, das haben die Kinder gelernt, beweisen viel Mut. Sie lassen Ungerechtigkeiten nicht auf sich sitzen, sie wagen den Sprung ins Ungewisse und stellen sich ihren Ängsten. Die Heldinnen und Helden inspirieren dazu, mutig zu sein – ob beim Überwinden von eigenen Ängsten oder auch beim Einsatz von Zivilcourage im Alltag. Mutig, mutig! hiess das diesjährige Motto der Schweizer Erzählnacht. Sie ist ein Leseförderungsprojekt des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Koordination mit Bibliomedia Schweiz und UNICEF Schweiz.