Muttertag

Am Sonntag feiern wir Muttertag. Wir laden unsere Mütter zum Essen ein, kaufen ihnen Blumen oder kleine Geschenke.



(Bild: j.huber)
(Bild: j.huber)

So von Aussen betrachtet, könnte man meinen, das sei doch etwas Wunderbares. Kinder und Partner zeigen ihre Dankbarkeit für all die Arbeit und Mühen, die Mütter auf sich nehmen. Zumal es mit der Anerkennung der meist unsichtbaren Arbeit von Müttern, sonst nicht weit her ist. Die Gefühle der Mütter selbst sind zwiespältig. Manche sehen den Tag bloss als weiteres, umsatzsteigerndes Instrumentarium der Detailhändler. Andere stören sich daran, dass sich ihre Kinder durch das grosse Brimborium um den Muttertag eine Absolution für das restliche Jahre holen wollen. Doch es gibt auch jene Mütter, die den Tag einfach geniessen und sich verwöhnen lassen, ohne zu hinterfragen.

Eine delikate Aufgabe

Für die Kinder gestaltet sich das Feiern, oder eben Nichtfeiern, des Muttertages als delikate Aufgabe. Denn obwohl viele Mütter im Vorfeld deutlich bekannt geben, dass sie keinen Wert auf den Muttertag legen und lieber während des Jahres mal verwöhnt würden, läuft der Nachwuchs beim stillschweigenden Übergehen desselben, Gefahr, ihre Mütter zu enttäuschen.

Sicher stützt der Tag das konservative Frauenbild vieler. Er feiert die traditionelle Rolle der selbstgenügsamen Hausfrau und Mutter, die ihre Lebenserfüllung in der Familie findet. Was aber nicht heisst, dass auch die Mütter der jüngeren Generationen, sich nicht über eine originelle Muttertagsüberraschung freuen.

„mothering sunday“ bereits im 13. Jahrhundert

Bereits im England des 13. Jahrhunderts wurde der Sonntag Laetare als „mothering sunday“ begangen. Man dankte der Kirche für ihre Mutterschaft und infolgedessen, auch der leiblichen Mutter . 1644 soll dieser Tag erstmals urkundlich erwähnt worden sein.

Die Wiederbelebung der Tradition begann Anfangs des 20. Jahrhunderts in den USA. Ann Jarvis aus West Virginia startete am 9. Mai 1907 eine Initiative zur Einführung eines offiziellen Feiertages zu Ehren der Mütter. Die Bewegung wuchs rasch an. Bereits zwei Jahre später wurde der Muttertag in 45 Staaten der USA gefeiert.

Nachdem sich auch England wieder des „mothering day’s“ erinnerte, verbreitete sich der Feiertag seit 1917 ebenso in der Schweiz.

Wie zu erwarten, bei derartigen Feiertagen, waren auch hier wieder die Blumenhändler flugs zur Stelle. In Deutschland wurde der Muttertag anfangs der Zwanziger Jahre durch den Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber etabliert.

Während des Nationalsozialismus' mit schalem Beigeschmack

Während der Zeit des deutschen Nationalsozialismus' bekam der Tag leider einen etwas schalen Beigeschmack. Der Muttertag wurde mit der Idee der germanischen Herrenrasse verknüpft und mit der Zeit wurde sogar ein Mutterkreuz eingeführt, welches je nach Anzahl Kinder, die eine Mutter, natürlich deutschblütig und der Auszeichnung würdig, gebar, in Bronze, Silber oder Gold verliehen.

Mütter sind entscheidend für unsere menschliche Gesellschaft

Fest steht, die Mütter sind entscheidend für unser Leben. Sie können die Weichen stellen, wie menschlich eine Gesellschaft wird und wie wir miteinander umgehen. Täglich versuchen sie ihren Kindern etwas für ihre Zukunft mitzugeben, zeigen ihnen den Weg in die Welt. In Kleinigkeiten demonstrieren sie ihre Liebe: Ein Pflaster auf die aufgeschürften Knie, ein warmes Essen, rechtzeitig besorgen sie das heissersehnte Geburtstagsgeschenk, flicken zum x-ten Mal den Lieblingspulli, nehmen sich Zeit fürs Zuhören und für Zärtlichkeit.

Muttersein endet nie, genauso wenig wie Kindsein. Das Wesen, das im Bauch der Mutter gewachsen ist, gestillt, gewickelt und herumgetragen wurde, entfernt sich mit den Jahren, Schritt für Schritt von seiner Mutter zu sich selbst. Abnabelungsprozess heisst das Wort, das für diese Entwicklung verwendet wird. Doch immer, ein ganzes Leben lang, wird ein unsichtbarer Faden Mütter und Kinder verbinden.