«Nach dem zweiten Stein gab es kein Halten mehr»

Vor einer Woche war «Heimweh» der Abräumer beim Swiss Music Award. Mit dabei auch Radiomoderator und Glarner Markus Stadelmann. Was er mit der Truppe alles erlebt hat, schildert er hier.



Markus Stadelmann mit seinen «Bsetzisteinen». (Bild: Jürg Huber)
Markus Stadelmann mit seinen «Bsetzisteinen». (Bild: Jürg Huber)

glarus24: Nun ist seit dem Event schon fast eine Woche vergangen; welche Gefühle haben Sie jetzt, wenn Sie die beiden «Pflastersteine» anschauen?

Markus Stadelmann: Ich kann es nach wie vor kaum glauben und muss mich immer wieder vergewissern, dass die Steine echt sind – und dass sie wirklich bei mir zu Hause stehen. Speziell und ebenfalls unbeschreiblich schön ist, dass der Erfolg dieses Projektes nicht nur in meinen Kollegen und mir etwas auslöst, sondern auch bei unseren Fans:Ttäglich erreichen uns Nachrichten von Menschen, die sich mit uns freuen und uns erzählen, wie sie unsere Musik berührt, inspiriert oder sie an einzelne Abschnitte ihres eigenen Lebens erinnert.

glarus24: Wie war es im Moment als Ihre Gruppe als Sieger bekannt gegeben wurde und kurze Zeit später gleich nochmals?

Markus Stadelmann: Da wir natürlich mit diesen beiden Nominationen auf zumindest einen Stein gehofft, aber nicht wirklich damit gerechnet haben, musste ich mich beim ersten Aufruf kurz davon überzeugen, dass der Moderator tatsächlich unseren Namen aufgerufen hat – und mir nicht einfach meine Fantasie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Es wäre ganz schön peinlich gewesen, wenn ich bei der Nennung einer anderen Siegers schreiend aufgesprungen wäre (lacht). Daher blickte ich zuerst zu meinen Chorkollegen und sprang erst dann hoch, als ich mir sicher war, dass soeben wirklich unser Namen genannt worden ist und sie auch aufgesprungen sind.

Nachdem wir den ersten Stein in Empfang nehmen durften, wollten wir zuerst hinter der Bühne noch etwas feiern, uns umarmen und auf den Erfolg anstossen. Die Produktionsleitung der Show zeigte uns aber an, dass wir so schnell wie möglich wieder nach vorne an unsere Plätze gehen müssten. Einerseits trieb uns dies den Puls zusätzlich hoch, da wir in diesem Moment dachten, dies sei, weil wir auch den zweiten Stein gewinnen würden. Kurz darauf relativierte jedoch jemand der Produktion, dass dies einzig und allein deshalb sei, weil kurz vor der Bekanntgabe des Siegers alle drei Nominierten live im TV-Bild eingeblendet würden – und sie dann nicht einfach leere Plätze zeigen könnten. Dies klang für mich nachvollziehbar, weshalb sich mein Puls (wenn auch nur für kurze Zeit) wieder etwas normalisieren konnte.

Nachdem wir dann aber auch noch den zweiten Stein in Empfang nehmen durften, gab es hinter der Bühne kein Halten mehr (lacht).

glarus24: Wurde dann auch gebührend gefeiert?

Markus Stadelmann: Das kann man so sagen (lacht). Es gibt Stimmen, die behaupten, wir hätten die After-Show-Party im Zürcher Kaufleuten als Letzte verlassen. Das lasse ich mal so im Raum stehen. Aber mit gleich zwei Awards im Handgepäck feiert es sich natürlich schon leichter – und länger (lacht).

glarus24: Wie sind Sie eigentlich zu diesem Projekt gekommen?

Markus Stadelmann: Witzigerweise steht auch am Anfang meines Engagements für Schluneggers Heimweh eine Person aus dem Glarnerland. Noemi Mathis, die zwei Jahrgänge unter mir die Kantonsschule besucht hat, und mit der ich dazumal bereits in verschiedenen musikalischen Projekten engagiert war, arbeitet heute für HitMill – und damit für dasjenige Studio, das hinter Schluneggers Heimweh steht.

Sie rief mich vor gut drei Jahren an und fragte mich, ob ich als Bass in einem Projektchor mitsingen würde. Das war der Startschuss. Es gab im Anschuss erste Treffen, das Projekt köchelte und entwickelte sich im Hintergrund stetig weiter und weiter, vor gut einem Jahr standen schliesslich die Aufnahmen an – und seit gut 6 Monaten ist nun unser Debüt-Album auf dem Markt.

glarus24: Wie ist die Zusammenarbeit mit den anderen Musikern?

Markus Stadelmann: Wenn man die gängigen Klischees bedient, sollte es eigentlich eine Herkulesaufgabe sein, 10 Männer aus 7 Kantonen und 4 Nationen, die auch punkto Alter plusminus die ganze Spannbreite von 25 bis 55 bedienen – und obendrein bislang in den verschiedensten msikalischen Genres unterwegs waren, unter einen Hut zu bringen. Erstaunlicherweise ist es aber genau das eben nicht.

Die Kollegen im Chor sind nicht nur tolle Sänger, sondern mittlerweile auch sehr gute Freunde geworden. Und das geht nicht nur mir so, dafür reicht ein Blick in unsere Garderobe vor einem Auftritt: Der Jodler witzelt mit dem Techno-DJ, der Popsänger lässt sich vom klassischen Bass den Kragen richten, der Musikproduzent diskutiert mit dem Frontmann einer Rock’n’Roll-Band über Fussballresultate. Ich glaube, Schluneggers Heimweh ist ein Paradebeispiel dafür, dass «Mulit-Kulti» einerseits bezüglich geografischer, andererseits aber auch bezüglich musikalischer Herkunft funktioniert.

glarus24: Was kann man in Zukunft von «Heimweh» erwarten?

Markus Stadelmann: Als Erstes freue ich mich natürlich auf unsere Tour, die uns in diesem Jahr zusammen mit «Das Zelt» durch die ganze Schweiz bringen wird. Und da freue ich mich insbesondere auf den Tourstart, der am 18. März in meinem Wohnort Lachen stattfinden wird. «Das Zelt» steht dann praktisch neben meiner Haustür, sodass ich eigentlich gar keinen Garderobenplatz bräuchte, sondern direkt von zu Hause aus auf die Bühne gehen könnte (lacht).

Andererseits denken wir zurzeit bereits über neue Songs nach, aus welchen vielleicht bald ein zweites Album entstehen wird. Konkret ist diesbezüglich noch nichts – aber erste Ideen geistern schon mal in den Hinterköpfen herum.

glarus24: Als «knapper» Ausland-Glarner, haben Sie selber ab und zu Heimweh? Wann oder an was genau?

Markus Stadelmann: Da ich an zwei Nachmittagen pro Woche als Musiklehrer im Glarnerland arbeite, komme ich regelmässig dazu, «Heimatluft» zu schnuppern, was mir unglaublich gut tut. Das Glarnerland ist für mich ein Ort, eine Region mit vielen tollen Menschen, mit welchen ich nach wie vor stark verbunden bin – und wo ich mich immer wohl, willkommen und «diheimä» fühle. Ein Umstand, den ich nicht als selbstverständlich erachte – und daher umso mehr zu schätzen weiss.

Als ich aber vor ein paar Jahren arbeitshalber im tiefsten Mittelland gewohnt habe, war das «Heimweh» viel stärker. Wenn der Winter hauptsächlich aus fünf Monaten dicken Nebels besteht, die Sonne praktisch nie direkt zu sehen ist, der Schnee (wenn er überhaupt bis ganz nach unten kommt) nass und schwer ist, dann schlägt dies über kurz oder lang aufs Gemüt. So war’s auch bei mir. Insbesondere wenn man sich dann der glärigen Wintertage mit einem verschneiten Vorderglärnisch im Hintergrund erinnert.