Nachhilfe in Sachen Gemeindefusion

Die Gemeindestrukturreform im Glarnerland hat auch über die Schweizer Grenzen für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine Delegation aus der Steiermark liessen sich von Regierungsrätin Marianne Dürst und Gemeindepräsident Martin Laupper am letzten Samstag über den Prozess informieren.



Nachhilfe in Sachen Gemeindefusion

Der Landsgemeindeentscheid im Jahr 2006 hat hohe Wellen geschlagen. Das Glarner Stimmvolk entschloss damals, die Reduktion von über 70 Körperschaften auf drei Einheitsgemeinden. Voraussetzung dafür war aber nicht nur der Pioniergeist der Glarnerinnen und Glarner, wie Regierungsrätin Marianne Dürst am letzten Samstag einer Delegation von Bürgermeistern und Beamten aus der Steiermark erklärte. Die soziodemografische Entwicklung und das finanzielle Polster einzelner Gemeinden und des Kantons sorgten dafür, dass in den alten Strukturen Handlungsbedarf entstand. Ähnliche Probleme plagen die rund acht Gemeinden aus dem österreichischen Bundesland. Von ihrer Landesregierung wurden sie deshalb angehalten Lösungsansätze zu finden. Bevor sie sich aber zusammensetzten, wollten sie am Beispiel vom Glarnerland die Prozesse einer Fusion erfahren.

Koexistenz der Strukturen


Im Freulerpalast informierte Dürst, welche auch die kantonale Führung der Reform hatte, welche Arbeiten in den insgesamt 5 Jahren anfielen. «Vor allem musste darauf geachtet werden, dass keine bisherige Gemeinde auf Kosten einer anderen unmässig profitierte.» Auch räumte sie ein, dass die Fusion nicht in der ganzen Bevölkerung auf Verständnis traf. Der Gemeindepräsident von Glarus Nord, Martin Laupper, schilderte anschliessend wie der direkte Wechsel von den acht alten Gemeinden zur neuen vonstattenging. «Über ein halbes Jahr war ich dabei Präsident von neun Gemeinden.» Denn es war beabsichtigt, dass die alten Gemeinden de facto bis zum 31.12 2010 weiter existieren. Unter anderem mit der grösser angelegten Raumplanung und deutlichen Einsparungen beim Materialeinkauf, konnte er bereits erste Fortschritte der Fusion präsentieren. Darüber hinaus konnte er bekannt geben, dass Glarus Nord bereits knapp an der 17 000 Einwohnermarke kratzt. «Dem Ziel, 20 00 Einwohner im Jahr 2020, sind wir so schon einen guten Schritt näher gekommen.»

Dorfleben und Vereine


Zur anschliessenden Fragerunde gesellte sich auch der Gemeindepräsident von Glarus Süd, Thomas Hefti, dazu. Ein brennendes Thema in dieser Runde waren vor allem die Vereine. Beide Präsidenten betonten, dass hier ein grosses Augenmerk gelegt wird. «Wir haben darauf geachtet, dass die Unterstützungen für die Vereine nicht kleiner geworden sind.» Beide betonten aber auch ein Dilemma. Auf der einen Seite möchte man die Kultur in den einzelnen Dörfern am Leben halten, Ziel soll es aber auch sein, ein Gemeinschaftsgefühl mit der neuen Gemeinde zu entwickeln. Die Besucher aus Österreich hatten während des anschliessenden Nachtessens sicher genug Stoff für Diskussionen und können nun mit den Eindrücken aus dem Glarnerland in ihren eigenen Fusionsprozess gehen.