Neu- und Umbau Mühleareal Schwanden

Das Geheimnis ist gelüftet – das Siegerprojekt Um- und Neubau des neuen Zentrums glarnersteg wurde unter der Federführung des Architekturforms Glarnerland am Donnerstag, 24. März, interessierten Forumsmitgliedern, den Wettbewerbsteilnehmenden und Vertretern des Kantons vorgestellt.



Neu- und Umbau Mühleareal Schwanden

Martin Spühler (Architekt BSA sia, Zürich) erläuterte, wie es zu dem einstimmigen Jury-Entscheid gekommen ist. Das prämierte Projekt überzeugt durch seine Einfachheit, seine kreativen Lösungen und die darin angelegte Flexibilität. Auch den wirtschaftlichen und betriebspraktischen Erwartungen hält es Stand. Die Ausstellung aller Wettbewerbsprojekte ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich: am Freitag, 25. März 2011, von 14.00 bis 18.00 Uhr und am Samstag, 26. März, von 10.00 bis 16.00 Uhr.

Optimale Lösungen in Sicht

Der lang ersehnte Neu- und Umbau nimmt nun konkrete Formen an. Die Wohngruppe im ehemaligen Schwerbehindertenheim in Schwanden wird in den geplanten, pavillonartigen Neubau umziehen. Seine Planung besticht durch einen sehr durchdachten Innenhof, welcher die Lichtverhältnisse der Lage Mühleareal optimal nutzt. Die alltäglichen Herausforderungen in den engen räumlichen Verhältnissen werden damit beendet. Eine Tiefgarage unter dem Neubau reguliert den zusätzlichen Bedarf an Parkplätzen.

Die Tagesstätte, die Ateliers und der Therapiebereich, die aktuell in Hätzingen in einem Provisorium stationiert sind, sowie die Verwaltung in Luchsingen werden in den Umbau einziehen. Das Fabrikgebäude bietet wegen seiner einfachen statischen Struktur ein Optimum an Flexibilität bei der Unterteilung in bedürfnisgerechte Zimmer. Dieser Vorteil wird von Aschwanden Schürer Architekten AG mittels eines schlangenartigen Gangs aufgegriffen und weiter ausgebaut.

Die im Fabrikgebäude geplante Cafeteria mit Aussenterrasse und der Laden mit glarnersteg-Produkten werden allen Passanten offenstehen. Mit ihrem Betrieb wird glarnersteg zusätzliche geschützte Arbeitsplätze anbieten können.

Ein Zentrum in Schwanden heisst also nicht, dass die glarnersteg-typischen dezentralen Wohngruppen und die bekannte Werkstatt in Luchsingen/Hätzingen aufgehoben werden. Es bedeutet jedoch kürzere Transportwege, gute Erreichbarkeit mit dem öV, angemessene Wohnbedingungen für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen, eine zentral gelegene Verwaltung und gute Voraussetzungen für die Integration ins Dorf Schwanden.

Der Projektwettbewerb als Meilenstein mit langer Vorgeschichte

Dem Projektwettbewerb geht eine lange und sorgfältige Planungsphase voran. Wichtige Schritte waren auf kantonaler Ebene die Feststellung des Bedarfs und der dringenden Notwendigkeit eines Neubaus, welcher der Nachfrage und den Bedürfnissen von Glarnerinnen und Glarnern mit geistiger und körperlicher Behinderung zugutekommt. Dass dieser Prozess über Jahre dauerte, ist u.a. eine Folge der Einführung des NFA, welche viele Unsicherheiten und Informationslücken verursachte.

Ein weiterer Vorbereitungsschritt war die Auswahl des Standortes und der Kauf der Liegenschaft. Dazu zog glarnersteg in Zusammenarbeit mit den Departementen Bau / Umwelt und Volkswirtschaft / Inneres verschiedene Standorte in Glarus Süd in Betracht. Nachdem die Liegenschaften anhand eines Kriterienkatalogs Faktor für Faktor gegeneinander abgewogen wurden, wies das Mühleareal die höchste Punktzahl auf und wurde am 22. Januar 2010 von der Baukommission genehmigt. Die zentrale Lage ist neben den finanziellen Aspekten sicher ein wesentlicher Vorteil. glarnersteg erwarb die Liegenschaft von der Familie Kindlimann & Co. im Sommer 2010.

Der Wettbewerb

Am 26. August 2010 schrieb glarnersteg gemäss dem Submissionsgesetz den Projektwettbewerb im Amtsblatt und in der SIA-Zeitschrift aus. Bei diesem Wettbewerb gingen 23 Projekte beim Juristen Dr. Kurt Brunner Glarus ein. Er überwachte die Einhaltung der Anonymität der Beiträge.

Am 23. und 24. Februar 2011 traf sich die Wettbewerbsjury im Feuerwehrlokal Schwanden. Die ausgewogene Zusammensetzung der 16-köpfigen Jury war für den effizienten, offenen und sachlichen Prozess der Jurierung entscheidend. In der Sachjury waren die kantonale Ebene und die Ebene des glarnersteg vertreten. Die Fachjury brachte mit renommierten Vertreterinnen und Vertretern der Architektur enormes Wissen und umfassende Erfahrung ein. Ergänzt wurde diese Zusammensetzung durch das grosse Praxiswissen und die Erfahrung der beratenden Jurymitglieder ohne Stimmrecht.

Das Feuerwehrlokal bot einen geeigneten Rahmen, um die 23 Projekte mit ihren Plänen und Gipsmodellen in gleichwertiger Art und Weise zu präsentieren.

Die Jurierung

Vor Beginn der Jurierung besichtigte die Jury gemeinsam das Wettbewerbsareal. Es folgte ein individueller Rundgang durch die Ausstellung, bei dem sich die Jurymitglieder ein Bild über die Projekte machen konnten.

In einem nächsten Schritt wurden 4 bis 5 zugeteilte Projekte in Kleingruppen diskutiert und vorgestellt. Darauf folgten drei Rundgänge, in welchen alle Jurymitglieder gemeinsam Aspekte der architektonischen Gestaltung und Konzeption, betriebliche Aspekte, Fragen der Erschliessung und Parkierung sowie die Einhaltung der Vorgaben diskutierten. In jeder Runde wurden unpassende Projekte ausgeschieden, sodass am Schluss fünf Projekte übrig blieben. Fragen der Wirtschaftlichkeit, der Eingriffe in die bestehende Bausubstanz und der Flexibilität der inneren Organisation führten zu der einstimmigen Verteilung der fünf Ränge. Alle fünf prämierten Projekte erhielten ein Preisgeld. Der Sieger, das Projekt «Fridolin» von Aschwanden Schürer Architekten AG, Zürich und der zweite Platz, das Projekt «Zwirn» von ARGE Meyer Gessler Architektinnen, Corina Gatzsch-Flury, Zürich, erhielten ein deutlich höheres Preisgeld. Es steht für die deutlich herausragende Ausführlichkeit und Sorgfältigkeit ihrer Projektarbeiten.