Neue Grossbatterie in Netstal: Ein Meilenstein für die regionale Energiezukunft

Die Technischen Betriebe Glarus (tb.glarus) setzen mit der neuen Grossbatterie in Netstal ein starkes Zeichen für die Energiewende. Die Anlage mit einer Leistung von 10,4 Megawatt und einer Speicherkapazität von 12,3 Megawattstunden optimiert die Stromnutzung in der Region und ergänzt die bestehende Wasserkraft ideal. Besonders bemerkenswert: Die Batterie liefert nun 10% des Anteils der Batteriespeicher am schweizerischen Regelenergie-Bedarfs und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Netzstabilität.



Martin Winteler, Projektleiter tb.glarus, zwischen den aufgereihten Batterie-Elementen der neuen Grossbatterie (Bild: zvg)
Martin Winteler, Projektleiter tb.glarus, zwischen den aufgereihten Batterie-Elementen der neuen Grossbatterie (Bild: zvg)

Nach einer intensiven Testphase wurde die Anlage im Februar 2025 offiziell in den regulären Betrieb überführt und steht nun uneingeschränkt zur Verfügung.

Flexibilität und Versorgungssicherheit 

Die Kombination aus Batteriekapazität und Wasserkraft bringt entscheidende Vorteile: Die Batterie kann innerhalb von Millisekunden auf Netzschwankungen reagieren, während die Wasserkraft als nachhaltige Langzeitspeicherung dient. Dies ermöglicht eine verbesserte Netzstabilität und eine optimierte Nutzung erneuerbarer Energien. Dank der neuen Speichertechnologie können Lastspitzen geglättet und Solarstrom in die Abendstunden hinein genutzt werden. Zudem trägt die Batterie aktiv zur Primärregelenergie bei, also zur schnellen Stabilisierung der Netzfrequenz. Dies ist essenziell, um Schwankungen durch plötzliche Veränderungen in der Stromproduktion oder im Verbrauch auszugleichen. Ein weiterer Vorteil der Anlage: Die Batterie wird grundsätzlich mit einem Ladestand von 50% betrieben, um jederzeit Energie aufnehmen oder abgeben zu können. Dadurch kann sie sofort auf Netzschwankungen reagieren und so die Stabilität des Stromnetzes erhöhen. 

Moderne Batterietechnologie – sicher und nachhaltig 

Die neue Anlage basiert auf Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren, die für ihre lange Lebensdauer und hohe Sicherheit bekannt sind. Diese Batterietechnologie ist besonders umweltfreundlich, da sie keine kritischen Rohstoffe wie Nickel, Mangan oder Kobalt enthält. Zudem können die verwendeten Metalle vollständig recycelt werden. Die Errichtung der Batterieanlage, die nur 14 Monate dauerte, kostete rund acht Millionen Franken, wobei der grösste Anteil auf die elektrischen Komponenten entfiel. 

Integration in die Schweizer Netzinfrastruktur 

Die Netstaler Batterie ist in das ganze Netz der tb.glarus eingebunden und ermöglicht eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien. Sie speichert überschüssigen Strom, wenn das Angebot hoch ist, und gibt ihn bei Bedarf wieder ab. Dadurch trägt sie zur Entlastung der Stromnetze bei und reduziert die Abhängigkeit von externen Energiequellen. Mit der zunehmenden Verbreitung von erneuerbaren Energien wird auch der Bedarf an flexiblen Speicherlösungen steigen. Die Netstaler Grossbatterie zeigt eindrucksvoll, wie moderne Batteriesysteme helfen können, die Energieversorgung langfristig nachhaltiger und stabiler zu gestalten. 

Systemwechsel in der Infrastruktur 

Mit der Zustimmung zur Energiestrategie 2050 hat das Schweizer Stimmvolk am 21. Mai 2017 das revidierte Energiegesetz angenommen. Es dient dazu, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und die erneuerbare Energie zu fördern. Im Kanton Glarus wurde an der Landsgemeinde vom 5. September 2021 über die Änderung vom Energiegesetz abgestimmt. Mit der Annahme des Verbots von Öl- und Gasheizungen für Neubauten und beim Heizungsersatz in Wohnbauten wurde zu diesem Zeitpunkt das strengste kantonale Energiegesetz gutgeheissen. Diese neuen Gesetze werden bei der Energieversorgung in den nächsten Jahren eine markante Veränderung mit sich bringen. Die Anforderungen in Bezug auf das Stromgesetz werden deutlich ansteigen. Die Infrastrukturen werden mit diesen Anforderungen einen Systemwechsel erfahren. Diese werden sich von einem zentralen zu einem dezentralen System verlagern. Es wird erwartet, dass im Winter die Nettolast zunimmt und im Sommer im Gegenzug die Rückspeisung massiv ansteigt. Dies bestätigt der aktuelle PV-Ausbau. Im Netzgebiet der tb.glarus hat sich die PV-Leistung in den letzten fünf Jahren verzehnfacht. Die installierte Leistung der Photovoltaikanalgen von 7,5 Megawatt verändert den Lastfluss an einem sonnigen Tag bereits heute markant. 

Schweizweit wachsender Trend 

Nicht nur in Netstal, sondern auch in anderen Regionen der Schweiz gewinnen Netzbatterien zunehmend an Bedeutung. Ähnliche Anlagen stehen bereits in Walenstadt, Kaltbrunn und Mels. Diese Entwicklungen zeigen, dass Batterien als «Gamechanger» der Energiewende fungieren: Sie ermöglichen eine schnelle, flexible und kosteneffiziente Lösung für die Integration erneuerbarer Energien. 
Mit dieser Innovation setzen die tb.glarus neue Massstäbe in der regionalen Energieversorgung und tragen aktiv zur Stabilisierung des Schweizer Stromnetzes bei. Die Kombination aus Batteriespeicher und Wasserkraft ist ein Beispiel für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Energieinfrastruktur