Neue Passerelle erleichtert Zugang zur Lochsite

Die Lochsite, eine der herausragenden Attraktionen des UNESCO-Welterbes Tektonikarena Sardona, hat einen neuen Zugang für Besucher und Forscher aus aller Welt erhalten. Der Glarner Landammann Robert Marti hat die Fussgänger-Passerelle in Glarus Süd am Dienstag feierlich eröffnet.



Neue Passerelle erleichtert Zugang zur Lochsite

Die Lochsite ist für das kantonsübergreifende UNESCO-Welterbe sowohl geologisch als auch wissenschaftshistorisch von hoher Bedeutung. Die Wissenschaftler arbeiten beharrlich daran, diesem einzigartigen Ort die vielfältigen Geheimnisse der alpinen Gebirgsbildung zu entlocken.

Kantonsübergreifendes Gesamtprojekt

Es ist das erste grössere Infrastrukturprojekt in Zusammenarbeit mit dem UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona, freute sich der Glarner Landammann Robert Marti bei der feierlichen Eröffnung des extravaganten Bauwerks, das in einem eleganten Bogen über die Strasse führt. «Der Kanton Glarus glaubt an das Potenzial des UNESCO-Welterbes Tektonikarena Sardona und ist bereit, bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Welterbe-Idee tatkräftig mitzuwirken und Unterstützung zu leisten», erklärte Landammann Marti. Weitere Projekte würden folgen und seien wie das provisorische Besucherzentrum in Glarus und Elm zum Teil schon in der Umsetzungsphase. Beim kantonsübergreifenden Gesamtprojekt Welterbe Sardona zählt Marti aber auch auf die Unterstützung der Kantone Graubünden und St. Gallen sowie das Engagement der Welterbegemeinden, «damit ein funktionierendes Ganzes entstehen kann.» Auch Glarus-Süd-Gemeindepräsident Dr. Thomas Hefti freut sich über die Fertigstellung der Passerelle, welche sich durch ihre geschwungene Form hervorragend ins Gelände einfügt und einen sicheren Zugang zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des UNESCO-Welterbes ermöglicht. Die Tektonikarena Sardona als Ganzes birgt seines Erachtens ein grosses Potenzial – auch in touristischer Hinsicht. Die Passerelle wirkt laut Hefti auch wie ein Eingangstor zum historisch reich befrachteten Teil der Gemeinde Glarus Süd.

Anliegen von Bund und UNESCO

Die neue Fussgänger-Passerelle erfüllt das Anliegen des Bundes und der UNESCO, den Zugang für Besucher und Forscher zu diesem wichtigen Ort des Welterbes Sardona zu sichern und zu gewährleisten, erklärte der Geschäftsführer der IG Tektonikarena Sardona, Harry Keel. Die Lochsite sei als einzigartiges Geotop einer der wichtigsten geologischen Aufschlüsse der Welt, welcher als Kopie sogar im Naturhistorischen Museum in New York ausgestellt ist. «Entsprechend ist die Lochsite für das kantonsübergreifende Welterbe Sardona eines der ganz grossen Highlights», betonte Harry Keel. Hier seien alle drei Aspekte des «aussergewöhnlichen universellen Wertes» als Voraussetzung für die Aufnahme als UNESCO-Welterbe gegeben: Die dreidimensionale Sichtbarkeit der Gebirgsbildungsprozesse, die Geschichte der Stätte als Forschungsobjekt sowie die anhaltende Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung. Deshalb freut es ihn als Geschäftsführer des Welterbes ganz besonders, dass der Kanton Glarus schon sehr früh die grosse Bedeutung dieses Geotops und das Potenzial des UNESCO-Welterbes Tektonikarena Sardona erkannt und den Bau der Fussgängerpasserelle in die Wege geleitet hat.

Alte Fragen klären und neue aufwerfen

Auch der Geologe Thomas Buckingham betont die ausserordentliche Bedeutung der geologischen Stätte für die Wissenschaft: «Viele neue Messmethoden werden an der Lochsite getestet und helfen mit, alte Fragen zu klären und neue Fragen aufzuwerfen.» Aus diesem Grund symbolisiert die Lochsite auf wunderbare Art und Weise, wie neues Wissen entsteht und durch alte Entdeckungen in einem neuen Kontext erscheinen. An der Lochsite kann beobachtet werden wie 250 bis 300 Millionen Jahre alte Verrucano-Gesteine auf die viel jüngeren 35 bis 50 Millionen Jahre alten Flysch-Gesteine geschoben wurden. Viele Erdwissenschaftler pilgern einmal in ihrem Leben an die Lochsite. Sie zahlen damit Tribut an ihre Vorgänger und ihre für die damalige Zeit monströsen Entdeckungen: «Aus welchem Grund an der Lochsite älteres Gestein auf jüngeres zu liegen kommt und damit eine verkehrte Abfolge darstellt, wurde damals noch nicht verstanden.» Diese Entdeckung von Hans-Conrad Escher von der Linth Anfang des 19. Jahrhunderts stellte den Startschuss umfangreicher Analysen an der Lochsite dar. Erst 100 Jahre später, im Jahre 1902, nach Jahrzehnten des Disputs unter den Wissenschaftlern, konnte sich auch beim damaligen «Alpenpapst» Albert Heim die entscheidende Interpretation der wichtigsten gebirgsbildenden Mechanismen durchsetzen: Das Aufeinanderstapeln von grossen Gesteinspaketen, sogenannten Decken, im Gegensatz zur früher gängigen Theorie der Auftürmung der Alpen durch grosse Falten, erklärte der Geologe Buckingham.