Neue Wege in der psychischen Gesundheitsversorgung

Der Kanton Glarus überträgt der neu gegründeten Psychiatrischen Dienste Glarus AG (PDGL) den Leistungsauftrag, die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und den steigenden Herausforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden. Damit wird das Ziel zum Aufbau eines integrierten, niederschwelligen und patientenzentrierten psychiatrisch-psychotherapeutischen Angebots der kantonalen Legislaturplanung 2023–2026 umgesetzt.



Neue Wege in der psychischen Gesundheitsversorgung

Die laufend grösser werdende Nachfrage nach Beratung und Therapie im Bereich der psychischen Gesundheit ist nicht nur ein schweizweites Phänomen. Auch im Glarnerland ist der Bedarf nach psychiatrischen und psychotherapeutischen Angeboten wachsend. Der Kanton Glarus hat dieses Bedürfnis erkannt und vor längerer Zeit zusammen mit der Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland (BTG), dem Kantonsspital Glarus (KSGL) sowie den Psychiatrischen Diensten Graubünden (PDGR) ein entsprechendes Projekt lanciert. Als Ergebnis aus diesem Prozess bündeln die drei Institutionen ihr Fachwissen und ihre Erfahrung in einem neuen, gemeinsamen Unternehmen – der PDGL. Das KSGL bringt die stationäre Psychiatrie, die PDGR die allgemeinpsychiatrische Tagesklinik Glarus und die BTG die ambulante psychotherapeutische Betreuung von Erwachsenen und Jugendlichen in das gemeinsame Unternehmen ein. Ebenfalls integriert wird der bisher von der BTG und dem KSGL gemeinsam betriebene Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst. Alle drei Institutionen sind zu gleichen Teilen an der neuen Firma beteiligt. Die PDGL erhält einen neuen umfassenden Leistungsauftrag des Kantons und nimmt ab dem 1. Juli 2025 den operativen Betrieb auf.

Der Verwaltungsrat (VR) setzt sich aus den drei Repräsentanten der jeweiligen Eigentümer zusammen. Dies sind Stefan Maduz für die BTG, Stephanie Hackethal für das KSGL und Rahul Gupta für die PDGR. Ergänzt wird der VR von Renato Kamm, Hausarzt in Schwanden und Mitglied der Glarner Ärztegesellschaft. Präsidiert wird das Gremium vom Glarner Josef Müller, dem langjährigen CEO der PDGR und heutigen Direktor der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. Für die Aufbauphase konnte Reto Keller als interimistischer Geschäftsführer der PDGL gewonnen werden. Er führt die ersten Umsetzungsschritte bis zum Start der definitiven Geschäftsführung. 

Psychische Gesundheit – ein zentrales Anliegen des Kantons Glarus

Die psychische Gesundheit der Bevölkerung ist dem Kanton Glarus ein zentrales Anliegen. Psychische Probleme betreffen einen erheblichen Teil der Bevölkerung und haben weitreichende Auswirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Leben. Der Kanton Glarus setzt sich daher das Ziel, ein umfassendes, integriertes, modernes und interdisziplinäres Versorgungsangebot zu schaffen, das nicht nur akute Behandlungen abdeckt, sondern auch präventive und langfristige Unterstützungsmassnahmen bietet.

Mit der Gründung der PDGL verfolgt der Kanton mehrere Ziele:

  • Optimierung der Versorgung: Durch die Bündelung der bisherigen Angebote entlang des Patientenpfades soll die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung im Kanton Glarus ganzheitlicher, flexibler und effizienter gestaltet werden.
  • Zugänglichkeit und Niederschwelligkeit: Der Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung soll für alle Bevölkerungsschichten erleichtert werden.
  • Bekämpfung des Fachkräftemangels: Die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen und die gezielte Förderung von Fachkräften sollen dazu beitragen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch werden so neue Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung geschaffen.

Der Kanton Glarus unterstützt den Aufbau der PDGL mit einem Beitrag von 450 000 Franken, der über die Jahre 2024–2026 ausbezahlt wird, und einem nachrangigen zinslosen Darlehen von 2,2 Millionen Franken zur Sicherstellung der Liquidität beim Aufbau des Unternehmens. Im Rahmen der Leistungsvereinbarung leistet er zudem jährlich einen Pauschalbeitrag von insgesamt rund 840 000 Franken an die nicht gedeckten Kosten für die ambulanten Beratungsleistungen und die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Daneben übernimmt er 55 Prozent der Vergütungen für die Behandlung in der Tagesklinik und in der stationären Psychiatrie. Alle diese Betriebsbeiträge wurden bereits bisher an die BTG, die PDGR und das KSGL überwiesen.

Warum die Gründung der Psychiatrischen Dienste Glarus AG notwendig ist

Sämtliche Fachpublikationen und Statistiken zeigen klar auf, dass die psychische Belastung, insbesondere bei jüngeren Menschen, in den letzten Jahren zugenommen hat. Dies gilt auch für den Kanton Glarus. Angesichts dieser Entwicklung sieht sich der Kanton in der Pflicht, eine adäquate niederschwellige Versorgung sicherzustellen.

Mit der Gründung der PDGL setzen der Kanton Glarus und die beteiligten Unternehmen ein klares Zeichen für die Bedeutung der psychischen Gesundheit. Die neue Struktur soll sicherstellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger des Kantons die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um auch ein psychisch gesundes Leben zu führen.

Das Vorhaben wird schrittweise umgesetzt. Die Zeit ab Gründung bis zur operativen Betriebsaufnahme am 1. Juli 2025 wird genutzt, um

  • die Übernahme des Personals vorzubereiten
  • die erforderlichen Anerkennungen und Zertifizierungen für den Einsatz von Assistenz-Psychologen und -Ärzten sicherzustellen
  • die Prozesse und Systeme entlang dem Patientenpfad zu harmonisieren
  • die notwendigen Vorkehrungen mit den Tarifpartnern zu treffen
  • und die Vernetzung mit den übrigen Angeboten und Akteuren im Glarner Gesundheitswesen aufzubauen.

Nachdem die PDGL dann erste Betriebserfahrungen gesammelt hat, sollen die ambulanten und stationären Leistungen mit innovativen Angeboten wie beíspielsweise der verstärkten Betreuung von Patientinnen und Patienten zu Hause (Home Treatment/akute Krisenintervention) erweitert werden. Zudem wird ein wichtiges Augenmerk auf dem Ausbau der Prävention und der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegen.