Neue Wohnform wird konkret

Der Wohnpark Privama an der Sernftalstrasse ist ab Oktober bezugsbereit. Ein Augenschein zeigt: Hier entstehen moderne Wohnungen, die bis ins hohe Alter ein selbstbestimmtes Wohnen ermöglichen. Das ist aber nicht alles.



Sie führen den Wohnpark in Schwanden (v.l.): VR-Präsident Giuseppe Mongiovì, Gastgeber Ronald Leuzinger und Verwaltungsrat Peter Zimmermann. (Foto: Fredy Bühler)
Sie führen den Wohnpark in Schwanden (v.l.): VR-Präsident Giuseppe Mongiovì, Gastgeber Ronald Leuzinger und Verwaltungsrat Peter Zimmermann. (Foto: Fredy Bühler)

Der Glarner Architekt Hans Leuzinger hatte das Gebäude an der Sernftalstrasse mit dem U-förmigen Grundriss und der runden Front gegen Süden für die Verwaltung der Therma entworfen. Vor 80 Jahren wurde es eingeweiht. Heute erfährt es eine Verjüngung. Und es wurde um ein Stockwerk erhöht, wie Giuseppe Mongiovì erzählt. Er ist Verwaltungsratspräsident der Firma Privama AG und Bauherr des Wohnparkes.

Aussen ist das Gebäude mit einem Baugerüst eingepackt. Im Innern des Gebäudes hämmern, schweissen und bohren zahlreiche Handwerker. Wer durch die Räume geht, muss aufpassen, dass er nicht über Rohre oder Absätze stolpert oder sich in Drähte verheddert. «Die Wohnungen werden alle barrierefrei», sagt Giuseppe Mongiovì. Er führt durch einzelne Räume. Die Gestaltung werde kontrastreich und die Böden rutschfest sein. Hier werden moderne Alterswohnungen gebaut. Mongiovì: «Wir sind ein klein wenig hinter dem Zeitplan». Trotzdem gibt er sich zuversichtlich: «Wir werden den Termin einhalten». Das müssen vor allem die Handwerker, denn es hätten bereits mehrere Mieter verbindliche Zusagen abgegeben, versichert Mongiovì.

30 Wohnungen

Die drei Stockwerke sind alle mit einem Personen- und einem Bettenlift erreichbar. Insgesamt werden 30 Wohnungen in das Gebäude eingebaut, anderthalb bis viereinhalb Zimmer gross. Bereits jetzt erkennt man, wie geräumig und hell sie im Ausbau sein werden. Auf ihrer Website zählt Privama weitere Pluspunkte auf: Klimatisierung, Ionisator zwecks Geruchsbeseitigung und Desinfektion der Luft, Backofen-Kombigerät und Geschirrspüler, Waschmaschine und Tumbler. Mongiovì ergänzt: «Tages- und Nachtvorhänge». Die zukünftigen Bewohner müssen diese nicht selber kaufen.

«Die Bewohner sind unsere Gäste», präzisiert Ronald Leuzinger. Er ist der Gastgeber und leitet den Wohnpark. Aus seiner Erfahrung als Heimleiter weiss er, worauf seine zukünftigen Gäste Wert legen: «Sie wollen ein selbstbestimmtes Leben führen. Das können sie im Wohnpark.» Wer will, kocht selber oder lässt sich eine Mahlzeit liefern. Wer Kraft und Zeit hat, putzt selber. Oder bestellt einen Reinigungsdienst. Diese Wahlfreiheit sei einer der Unterschiede zu einem Alters- und Pflegeheim, ergänzt Leuzinger.

Günstiger als im Altersheim

Ein anderer ist der Preis. Eine 1½-Zimmer-Wohnung im Wohnpark kostet rund 1400 Franken, inklusive Basisdienstleistungen. Darunter fallen neben anderem die Benützung der ½Gemeinschaftsräume oder die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten. Peter Zimmermann, Mitglied des Verwaltungsrats der Privama AG rechnet: «Wenn zu dieser Leistung 300 Franken pro Monat für die Spitex dazukommen, ist man unter den Kosten eines Zimmers im Altersheim.» Das Basispaket lässt sich nach Bedarf ergänzen, zum Beispiel mit der Reinigung der Wohnung, mit Haushalt- oder Einkaufshilfe, Fahrdienst, Begleitung zu Terminen oder einer Nachtwache.

Neben dieser Wahlfreiheit biete der Wohnpark auch Sicherheit, wie Zimmermann betont. Er kennt die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren von seiner täglichen Arbeit als Geschäftsstellenleiter der Pro Senectute Glarus. So gehören zum erweiterten Angebot eine 24-Stunden-Notrufanlage, pflegerische Dienste oder medizinische Betreuung. Zudem werde der Schwander Hausarzt Renato Kamm mit seiner Praxis vom Dorfzentrum ins Erdgeschoss des Wohnparkes ziehen. 

Ein Glarner Projekt

Kamm ist zusammen mit Giuseppe Mongiovì Initiator des Wohnparkes Privama. Betreiberin ist die gleichnamige Aktiengesellschaft, die mit Zimmermann im Verwaltungsrat und Leuzinger als Gastgeber über ausgewiesene Kompetenzen im Bereich der Altersbetreuung verfügt. Die Aktiengesellschaft ist gewinnorientiert, die Aktionäre nicht öffentlich bekannt. Darin sieht Mongiovì kein Problem: «Es sind alles einheimische Aktionäre», versichert er. Die Privama AG werde rund 10 Millionen Franken in den Umbau des ehemaligen Therma-Gebäudes investieren. Davon profitieren mehrere lokale Unternehmen, wie man aktuell auf der Baustelle sieht und hört. Und der Betrieb dieses zukunftsweisenden Wohnprojektes schafft Arbeitsplätze. Als privates Unternehmen müsse es Kosten und Nutzen des Betriebes optimal ausrichten, erklärt Mongiovì. Ein volles Haus sichere den Betrieb, und bewohnt seien die 30 Wohnungen nur dann, wenn der Ruf, der Service und die Leitung des Wohnparkes stimmen.

Der Augenschein endet auf der Terrasse. Zwei Dachdecker verschweissen Dachpappe. Hier gibt es später viel Platz zum Grillieren, um mit der Familie und Freunden zu plaudern ohne auf Besuchszeiten achten zu müssen. Oder um in aller Ruhe die Sonne zu geniessen. «Sie ist ein wichtiger Teil für das Wohngefühl», ergänzt Leuzinger.

Vor 80 Jahren schuf Hans Leuzinger ein modernes Gebäude, wo Küchengräte der Therma in die ganze Welt verkauft wurden. Heute gestaltet Privama im Gebäude Lebensraum, wo Bahnhof, Busstation und ein Lebensmittelladen bequem zu Fuss erreicht werden können.