Neues Probiärerli: Papier und Bleistift

glarus 24 präsentiert im Vorfeld der Vernissage des Buches „Der Sprung aus der Badewanne“ von Martin C. Mächler einige Auszüge aus dem Buch. Hier folgt die neu Leseprobe „Papier und Bleistift“.



Weiteres Müsterchen aus "Der Sprung aus der Badewanne" (Bild: zvg)
Weiteres Müsterchen aus "Der Sprung aus der Badewanne" (Bild: zvg)

In der heutigen hoch technisierten Welt ist es gar nicht mehr so einfach, einen geordneten Haushalt zu führen. Es geht fast nichts mehr ohne Technik. Als gewissenhafter Hausmann begann ich mir langsam Sorgen zu machen, wie ich den Haushalt ohne Technik noch bewältigen könnte. Da ich mein Brot noch von Hand knete, die Ravioli noch auf dem Herd koche, die Dosen von Hand öffne, den Einkaufszettel mit Papier und Bleistift schreibe, die Einkäufe zu Fuss und mit einer Einkaufstasche tätige und unsere Ein- und Ausgaben im Kopf zusammenrechne, muss ich mir bald den Vorwurf gefallen lassen, dass meine Art einen Haushalt zu führen völlig überaltert und in keiner Weise mehr zeitgemäss ist.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch ich mich mit dem Gedanken trug, meinen Haushalt etwas zu modernisieren. Zuerst kaufte ich mir einen Kugelschreiber mit automatischer Nachfüllanzeige und Signalton. Damit war ich in der Lage, ohne zwischendurch den Bleistift spitzen zu müssen und ohne Unterbrechung den Einkaufszettel zu schreiben. Was über das Jahr gerechnet eine Zeiteinsparung von etwa zehn Minuten bedeutete. Jedoch wurden diese zehn Minuten bereits mit dem Lesen der Gebrauchsanweisung aufgebraucht. Die nächste Anschaffung war ein vollautomatischer und computergesteuerter Büchsenöffner, dessen Handhabung man nur in einem eintägigen Einführungskurs erlernen konnte.

Der Katzenfütterungsautomat war auch eine ganz praktische Einrichtung. Die Wasserzuleitung zu diesem Apparat wurde direkt an der städtischen Wasserversorgung angeschlossen. Die tägliche Dosis von je 279 Körnern Vollnahrung wurde automatisch um 7 Uhr 15 morgens in die selbstreinigende Futterschale geschüttet. Man brauchte weiter nichts zu tun, als alle sechs Monate zehn Kilo Katzenfutter in den Vorratsbehälter zu füllen. Die neue Brotmaschine konnte mit einer Fernsteuerung vom Bett aus bedient werden. Der Staubsauger wurde mit einer Schmutzsuchautomatik ausgestattet und konnte ebenfalls mit einer Fernsteuerung bedient werden. So dass das lästige Hin- und Hergehen mit dem Staubsauger wegfiel. Gekocht wurde ab sofort nur noch im Mikrowellenherd. Die Fenster wurden mit selbstreinigendem Glas versehen, die Wände mit einer Staubabweisenden Schutzschicht überzogen. Waschmaschine und Wäschetrockner wurden unnötig, da wir nur noch Wegwerfkleider kauften und Wegwerfgeschirr verwendeten, das durch eine Förderbandanlage direkt zur Wiederverwertung gebracht wurde.